Nach wie vor habe ich die Bilder und vor allem den Ton dazu im Kopf, als am 20.01.2017 der neue, heute kann ich zum Glück sagen, damalige Präsident, Donald Trump, einen Satz immer und immer wieder wiederholte: „America first“, Amerika zuerst. 

Ich bekomme noch immer eine Gänsehaut bei dem Gedanken. Man konnte seine Ellenbogen, die er allen anderen entgegenstrecken wollte, förmlich sehen. Es war einfach nur gruselig. 

Ich bin damals gar nicht seiner Meinung gewesen. Auf der Welt ist ein friedliches Miteinander nicht nach folgendem Motto möglich: „Wenn jeder an sich selber denkt, ist an alle gedacht“! Das mag theoretisch sogar stimmen, geht aber einfach nicht auf. 

Es gibt eben Menschen, die es im Leben nicht so gut getroffen haben, wie andere. Die auf der falschen Seite der Erdkugel geboren wurden und rein gar nichts dafür können. 

In der Liste der Top-100-Länder nach Gesamtvermögen, stehen wir laut Wikipedia nach den USA, China und Japan, bereits auf Platz vier. Das hätte ich nicht gedacht. Man kann also sagen, wir haben das Glück, in einem der reichsten Länder der Erde leben zu dürfen. Schon deshalb ist es unsere Pflicht, anderen Ländern, denen es nicht so gut geht, finanziell zu helfen. 

Hinter den USA ist Deutschland das Land, das am meisten Hilfe für andere Länder aufbringt. Ob nun zum Beispiel Marokko oder Jordanien, die Gelder gehen in alle Welt. Aber auch der europäische Gemeinschaftshaushalt bekommt aus unserem Land Rekordbeträge. 2020 wurden laut Handelsblatt 19,4 Milliarden Euro nach Brüssel überwiesen. Frankreich an zweiter Stelle, 9,5 Milliarden. 

Im Moment unterstützen wir natürlich auch die Ukraine, die sich den schrecklichen Angriffskrieg ja nicht ausgesucht hat und unsere Hilfe benötigt. Daher ist es sicherlich selbstverständlich, dass unser Land seinen Beitrag leistet. Neben militärischen Hilfen unterstützt Deutschland die Ukraine natürlich auch finanziell und gibt ebenfalls das meiste Geld aller EU-Länder. 

Und das wird auch so bleiben.

Als ich gestern durch die Fernsehsender zappte, sah ich unseren Bundeskanzler auf einer Konferenz. Das Motto, Wiederaufbau der Ukraine. Zunächst dachte ich, ich hätte eine lange Zeit verschlafen. Nach meinem Kenntnisstand herrscht nach wie vor ein schrecklicher Krieg in dem Land. Ist es nicht zu früh, jetzt konkrete Maßnahmen für einen Wiederaufbau zu beschließen? Selbstverständlich müssen Krankenhäuser, Energieversorgungseinrichtungen  und andere dringend für das Überleben benötigte Infrastrukturen wieder aufgebaut werden. Aber die Zerstörung hat ja leider nicht aufgehört. Es wird auch nicht über eine diplomatische Lösung gesprochen. Meiner Meinung nach kann der Krieg nur beendet werden, wenn entweder Russland oder die Ukraine kapitulieren. Das wird sicher nicht geschehen. Also muss man sich, ob man will oder nicht, an den Verhandlungstisch setzen und den Wahnsinn endlich beenden. Es dürfen natürlich nur Zugeständnisse gemacht werden, mit denen die Ukraine leben kann und der Aggressor zumindest minimal sein Gesicht bewahren kann. Ansonsten müssen noch jahrelang Gelder in militärisches Gerät gesteckt werden, bis… 

Keine Ahnung, es könnte endlos so weitergehen, es sei denn, es kommt doch zur befürchteten Eskalation und die Nato wird, vielleicht auch versehentlich, mit in den Krieg gezogen und die Apokalypse beendet das Leben aller, wie wir es heute kennen. 

Wie auch immer, es wird der Wiederaufbau beschlossen und die Ukraine erwartet von Deutschland laut Berliner Morgenpost 500 Millionen Dollar pro Monat. 

Nebenbei sei erwähnt, dass unser Regierungssprecher schrieb, dass Deutschland die Ukraine seit 2014 mit etwa 1,83 Milliarden Euro unterstützt. Das ist summa summarum zusammengefasst eine Menge Geld, das aus unserem Land in andere Länder fließt. 

Da mir bei so hohen Zahlen schwindelig wird, musste ich umschalten und landete bei einem Bericht von einer Notaufnahme eines Krankenhauses in München. Wie in den meisten Kliniken herrscht auch hier absolutes Chaos, anders kann man es nicht ausdrücken. In einem Interview mit einem Arzt wurde geschildert, dass Fehldiagnosen bei diesen Zuständen einfach nicht ausgeschlossen werden können. Angesichts der Überlastungen lagen etliche Menschen, alte und schwerkranke Menschen mit Schmerzen, auf den Gängen, da keine Zimmer frei waren. Normalzustand in Deutschland, schilderte ein Arzt. 

Eine junge Krankenschwester wurde nach ihrem Befinden gefragt. Diese erzählte, dass der Beruf der Krankenschwester eigentlich immer ihr Traumberuf gewesen sei. Dass sie angesichts der Lage aber immer wieder weinen und weit über ihre Belastungsgrenze gehen muss. Das berührte mich alles sehr. Als ich die vielen Menschen auf den Fluren teilweise leiden sehen musste, machte mich das sehr traurig. Den Höhepunkt an Emotionen erreichte ich dann, als eine Krankenschwester zu sehen war, die bereits, wie üblich, schon lange Feierabend gehabt hätte und wieder viele Überstunden absolvierte. So auch an diesem Tag, denn sie konnte es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren, jetzt Feierabend zu machen. Der Grund an diesem Tag in diesem Moment war, dass sie die Hand eines älteren Mannes nicht loslassen wollte, da der Sterbeprozess bereits begonnen hatte und sie diesen einsamen Patienten in all dem schrecklichen Chaos nicht alleine seine letzten Momente auf dieser Erde verbringen lassen wollte. Ich war bei dem Anblick zutiefst getroffen und unendlich traurig und musste weinen. 

Nach der Traurigkeit kam dann aber Wut in mir auf. Wie kann es sein, dass eines der reichsten Länder dieser Erde nicht dazu im Stande ist, für seine eigene Bevölkerung zu sorgen? Wie lange sind diese Defizite in der Gesundheit und Pflege bereits bekannt? Wir haben eine Bevölkerung mit etwa 83,7 Millionen Menschen. Jeder Zweite in unserem Land ist älter als 56 Jahre und jeder Fünfte älter als 66 Jahre. Es ist also schon viele Jahre bekannt, dass die Gesundheit- und Pflegeversorgung dringend verbessert werden muss. Und damit meine ich keine sprechenden Roboter in Alten- und Pflegeheimen und keine schnell organisierten ausländischen, auf die Schnelle angelernten Hilfarbeiter, die kein oder kaum Deutsch sprechen. Es muss Geld in die Hand genommen werden. Viel Geld. Ärzte, Pfleger, einfach alle Angestellten im Gesundheitswesen müssen besser bezahlt werden. Es muss ausgebildet werden. Der Beruf benötigt endlich die Anerkennung, die er verdient hat. 

2021 waren Rund 13 Millionen Menschen in Deutschland armutsgefährdet. Das entspricht 15,8 Prozent oder anders gesagt, es betrifft etwa jeden sechsten Bürger in unserem Land. Die Tafel erlebt einen Ansturm wie noch nie. Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland müssen das Angebot von kostenlosen Lebensmitteln annehmen. Rentner und Rentnerinnen, die ein Leben lang gearbeitet haben und immer brav ihre Steuern gezahlt haben, können sich nichts mehr leisten, oft ihren Unterhalt nicht mehr bezahlen. Das darf einfach nicht sein!

Deutschland geht es gut, Deutschland liegt auf Platz vier der reichsten Länder der Erde. Viele Bürger, immer mehr Bürger, merken davon aber nichts. Man sollte nur mit vollen Händen ausgeben, was man sich leisten kann. Aber nicht auf Kosten derer, die es bezahlen und die dann alleine lassen. 

America first, ein schrecklicher Gedanke. Aber auch das eigene Volk etwas mehr an erste Stelle zu stellen, wünschenswert. Wie steht es auf dem Bild von unserem Reichstagsgebäude oben geschrieben? „Dem deutschen Volke“. Davon merken aber leider immer weniger etwas.