Candle in the Wind
Wie eigentlich jedes Jahr steht ein Geburtstag immer ganz plötzlich vor der Tür. Dass der Letzte bereits 365 Tage her ist, kann eigentlich gar nicht sein.
Ich spreche aber jetzt nicht von meinem eigenen, sondern von dem meiner Frau. Und wieder stellte sich die Frage, was schenke ich?
Dass ich die letzten Jahre nichts mehr „zum Anfassen“, also etwas wirklich Materielles, schenke, habe ich bereits hier mehrfach erwähnt. Nein, auch dieses Jahr wollte ich wieder gemeinsame Zeit verschenken. Aber auch das wird von Jahr zu Jahr schwieriger.
Alles, was ich nach tagelanger Zeit des Suchens gefunden hatte, passte nicht in unseren Terminkalender oder hätte extra Urlaubstage bedeutet, die wir uns möglichst lange aufsparen, war zu weit weg oder auch zu teuer.
Ein Wochenende in einem schönen Wellness-Hotel irgendwo in der näheren Umgebung kann mittlerweile locker über 500,- Euro für zwei Personen kosten. Das ist für einen normalen Geburtstag dann doch etwas zu viel.
Konzerte waren in naher Zukunft keine dabei, die uns beiden gefallen hätten. Irgendwie fand ich einfach nichts. Je länger es dauerte, um so panisch wurde ich innerlich.
Dann stieß ich auf eine ganz besondere Konzertreihe. So genannte Candlelight Konzerte. Bei Candle im Zusammenhang mit Musik muss ich unwillkürlich immer sofort an das Lied von Elton John „Candle in the Wind“ denken. Sofort schossen mir Bilder durch den Kopf. Der Unfall, die vielen Blumen, die weinenden Menschen. Lady Di war gestorben und Elton John schrieb diesen Song und sang ihn auf ihrer Trauerfeier.
Weißt Du noch, wo Du an dem Tag des Unfalls warst? Fast jeder weiß das noch, denke ich. Es war der 31.08.1997, als sie in Paris nach einem schweren Unfall verstarb. Ich war zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg nach Mallorca und saß im Flugzeug, als der Kapitän die traurige Nachricht verkündete.
Genau wie am 11. September wissen die meisten, was sie an diesem Tag gemacht haben, verrückt eigentlich.
Das Lied wurde übrigens nicht 1997 von ihrem Freund Elton John geschrieben, sondern lediglich umgeschrieben. Denn ursprünglich hatte es den Titel „Goodby, Norma Jean“. Norma Jean Baker kennt eigentlich jeder. Besser bekannt war sie nämlich unter dem Künstlernamen Marilyn Monroe.
Aber nun Schluss mit traurigen Ereignissen. Schließlich ist jeder Geburtstag ein freudiger Anlass.
Zurück zum Candlelight Konzert. Interessiert las ich die Beschreibungen durch. Diese Konzerte im Kerzenschein finden an außergewöhnlichen Orten statt. Und anscheinend ist für jeden Geschmack die passende Musik dabei. Ob Klassik, Filmmusik, Pop oder Jazz, man hat die Wahl. Alles findet im flackernden Licht von hunderten oder gar tausenden Kerzen statt. Wenn das nicht mal etwas ganz Besonderes ist, dachte ich begeistert.
Laut Veranstalter „Fever“ haben bereits über drei Millionen Gäste an über 100 Städten teilgenommen. Wahnsinn. Ich suchte also nach einem Veranstaltungsort für ein Konzert in der Nähe und wurde auch fündig. In unserer Sankt Nicolai Kirche, wie cool war das denn bitte? Motte: Queen meets ABBA.
Das Geschenk kam erwartungsgemäß gut an und dann war der Tag gekommen. Man muss mindestens 30 Minuten vor Konzertbeginn dort sein, wird nach Beginn des Konzertes auch nicht mehr hereingelassen.
Wir waren, wie viele andere bereits vor uns, pünktlich dort. Der Einlass verspätete sich etwas und dadurch, dass die Karten direkt hinter den Türen kontrolliert wurden, mussten alle Gäste erst einmal durch das kleine „Nadelöhr“ hindurch. Das dauerte natürlich etwas, aber als man dann die Kirche betrat und das Lichtermeer an flackernden Kerzen zum ersten Mal in Augenschein nehmen konnte, bekamen wir beide eine Gänsehaut. Was für ein wunderschöner Anblick.
Das Konzert begann gegen 22:00 Uhr und das Streichquartett hatte seine Plätze eingenommen. Von Dancing Queen, SOS, Money, Money, Money von ABBA über Bohemian Rhapsody, I Want To Break Free und We Will Rock You von Queen waren absolute Klassiker dabei.
Das Konzert ging eine gute Stunde, der Sound, die Atmosphäre und vor allem natürlich die vielen Kerzen machten diesen Abend, dieses Geburtstagsgeschenk, zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Was allerdings richtig genervt hat, war, dass einige Unverbesserliche während des Konzerts durch die Kirche latschten, um ihre Plätze zu tauschen. Andere hatten anscheinend Angst, dass sie am Ende des Konzerts ein paar Minuten warten müssten, um aus der Kirche zu kommen, und gingen daher bereits einige Minuten vor dem Ende.
Die Zugabe bekamen sie nicht mehr mit, was wirklich traurig ist und meiner Meinung nach vollkommen respektlos den Künstlern und auch den anderen Gästen gegenüber war. Aber so sind die Menschen nun einmal. Wahrscheinlich waren auch viele Teilnehmer das erste Mal kulturell unterwegs, so hatte man zumindest den Eindruck.
Trotzdem, es war ein wunderschönes Ereignis, das ich nur jedem empfehlen kann. Es finden noch weitere Konzerte statt. Einfach einmal auf die Seite von Fever schauen und schnell handeln, es lohnt sich.