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Jeder hat ihn, aber keiner spricht gerne darüber. Obwohl er wichtig ist und mit einer Länge von fünf bis sieben Metern nicht zu übersehen wäre, würde er nicht mitten in unserem Körper wohnen. Die Rede ist natürlich von unserem Darm.

Es gibt den Dünndarm und den Dickdarm. Der Dünndarm besteht aus den Abschnitten Zwölffingerdarm, Leerdarm und Krummdarm. Der Dickdarm aus den Abschnitten Blinddarm, Grimmdarm und Mastdarm.

Also, zusammengefasst, ganz schön viele Gedärme.

Nun soll man diesen Darm ja möglichst „im Auge“ behalten. Das ist natürlich schwer möglich. Da dieser nicht jammert und Bescheid gibt, wenn es ihm nicht gut geht, muss man einen Experten bitten, ihn sich von Zeit zu Zeit anzuschauen. Männern wird empfohlen, das mit dem 50. Lebensjahr durchführen zu lassen und Frauen ab 55. Wenn irgendwelche Vorerkrankungen oder Fälle in der Familie aufgetreten sind, gelten andere Altersgrenzen.

Wenn man sich mit Freunden, Verwandten oder Kollegen unterhält, kommt man eher nicht auf die Idee, von seiner bevorstehenden Darmspiegelung zu erzählen. Das ist doch eher ein sehr sensibles und für viele unangenehmes Thema.

Als ich vor einiger Zeit das Buch von der Autorin Giulia Enders „Darm mit Charme“ geschenkt bekommen habe, ist übrigens ein Millionenbestseller geworden, wusste ich bis dahin gar nicht, dass man so viel über unseren Darm erzählen kann.

Das Problem beim Darm ist, dass, wenn er nicht regelmäßig überprüft wird, dieser erkranken kann und man es nicht merkt. Wenn man es dann merkt, kann es schon zu spät sein. Daher möchte ich doch heute meinen Blogbeitrag dazu nutzen, allen die Angst vor einer Darmspiegelung zu nehmen und offen darüber berichten.

Nicht, dass ich schon in diesem Alter bin, 🙂 man kann bei Problemen die Spiegelung auch vorziehen. Da ich an einer teilweise recht heftigen Fruktose- und Laktoseintoleranz leide, habe ich sehr oft Probleme mit dem Bauch und der Verdauung.

Die Untersuchung läuft wie folgt ab (keine Angst, es wird nicht ekelig):

Zunächst muss man sich eine Gastroenterologie suchen, also jemanden, der sein Handwerk versteht. Das kann entweder der Hausarzt empfehlen oder man sucht im Internet. Ich kann meinen hundertprozentig empfehlen. Priv. Doz. Dr. med. Horst Grimm in Kiel. Alleine der erste Eindruck der Praxis, man fühlt sich sofort, soweit man das bei einem solchen Besuch sagen kann, wohl. Tolle, moderne Praxis, sehr nette Mitarbeiter, sehr netter und kompetenter Arzt. Ich habe mich gefühlt, als wolle ich eine kleine Schönheit-OP durchführen lassen, irgendwie wie Wellness.

Es gibt ein Erstgespräch, etwa eine Woche vor der Untersuchung und dann die Untersuchung selber. Beim Erstgespräch muss man, wie bei jedem Eingriff oder bei einigen Untersuchungen auch, zig Formulare ausfüllen und viele Seiten lesen. Hat man diese erst einmal alle ausgefüllt und gelesen, gibt es auf Wunsch ein Gespräch mit einem Arzt oder einem anderen Mitarbeiter. In diesem Gespräch wird genau besprochen, was zu beachten ist.

Ich hatte meinen Untersuchungstermin an einem Montag um 8:15 Uhr. Eine Woche vorher darf man keine Nahrung mit Körnern mehr zu sich nehmen. Also kein Vollkornbrot, keine Kiwis, keine Erdbeeren oder Nüsse etc. Ist nicht schlimm, muss man nur daran denken.

Einen Tag vorher darf man noch ein minimales Frühstück zu sich nehmen, eine Scheibe Weizenbrot ohne Kruste und eine klare Brühe und viel trinken. Apfelsaft, hellen Tee und stilles Wasser. Um 16:00 Uhr sollte ich dann ein Pulver auflösen und trinken. Um 17:00 Uhr musste ich dann ein kleines Fläschchen eines Konzentrats mit Wasser verdünnen und langsam, aber innerhalb einer Stunde austrinken. Das sind geschätzt gute 500 Milliliter. Mein Präparat heißt Eziclen. Zugegeben, die Stunde brauchte ich auch unbedingt, da das Mittel echt eklig schmeckt. Irgendwie salzig und süß zugleich, kann man schwer beschreiben.

Wenn man das geschafft hat, nach einer Stunde, gibt es dann zwei Magentabletten, zur besseren Verträglichkeit. Es ist dann nicht so, dass man sofort auf die Toilette rennen muss. Es blubbert im Bauch und dauert dann aber auch nicht mehr so lange bis zum ersten Besuch dort. Zumindest war es bei mir einigermaßen entspannt. Mindestens zwei Liter stilles Wasser muss danach getrunken werden. Nachdem man dann tatsächlich einige Male auf Toilette war, gibts abends natürlich auch kein Abendessen mehr. Nichts ausser stilles Wasser, heller Tee und zum Beispiel Apfelsaft.

Teil eins ist damit dann überstanden. Der zweite Teil ist allerdings unangenehmer. Da ich meinen Untersuchungstermin ja bereits um 8:15 Uhr hatte, musste ich um 3:45 Uhr nachts bzw. morgens mit der zweiten Flasche anfangen. Vorher unbedingt noch einen hellen Tee trinken, zur besseren Verträglichkeit. Das gleiche Spiel wiederholt sich dann mit dem Trinken, genau wie zuvor. Ich war mit meinem Konzentrat und den zwei Liter Wasser gegen 6:15 Uhr fertig. Genau zur rechten Zeit. Denn zwei Stunden vor der Untersuchung darf man dann weder trinken noch, natürlich, etwas essen.

Zum Hinlegen war ich dann allerdings zu aufgeregt, obwohl doch sehr erschöpft. Dieses Konzentrat ist wirklich nicht gerade lecker, aber zu schaffen.

8:15 Uhr beim Arzt gewesen. Decke, ein großes Handtuch und etwas zu Essen (für nach der Untersuchung) muss man mitbringen. Nach kurzem Warten wurde ich dann in einen Raum geführt und musste bis auf mein Shirt und den Strümpfen alles ausziehen und mich auf eine Liege legen. Kurze Zeit später war dann der Arzt bereits da. Es wird empfohlen, eine Sedierung vornehmen zu lassen. Man bekommt also eine Beruhigungsspritze, meistens Propofol, und verschläft die eigentliche Untersuchung. Der Unterschied zur Narkose ist, dass man eigenständig weiter atmet. Diese Spritze, keine Ahnung, ob man das hier so sagen darf, empfand ich als Highlight der ganzen Prozedur. Noch während der Arzt mit mir spricht und meine Frage beantworten will, wie schnell sie wirkt, sind bei mir „alle Lichter angegangen oder eher gesagt, ausgegangen“. Es dauert nur wenige Sekunden und ich habe mich irgendwie, ich kann es schlecht beschreiben, merkwürdig klasse gefühlt. Es fühlt sich an, als ob im ganzen Körper etwas versprüht wird. Etwas, das in jede Zelle eindringt und irgendwie ein angenehmes, beruhigendes und friedliches Gefühl ausgelöst hat. Es dauert wenige Sekunden und man ist weg. Ein komplett traumloser, tiefer und friedlicher Schlaf. Richtig angenehm.

Nach einer guten Stunde bin ich dann ganz friedlich wieder aufgewacht. Keine Schmerzen, keine Unruhe mehr, wie vor der Untersuchung, keine Luft im Bauch, alles gut. Langsam wieder auf die Beine kommen, anziehen und auf das Ergebnis warten. Da ich aber bereits einen kurzen Blick auf den Befund zum Unterschreiben werfen konnte, angekreuzt war, keine Proben oder Polypen entfernt, war ich einigermaßen beruhigt.

Das Gespräch beim Arzt war dann auch so. Alles bestens. Was für ein tolles und erfreuliches Ergebnis. Nicht selbstverständlich, also wirklich zu schätzen wissen. Wenn keine Fälle von Darmkrebs in der Familie vorliegen, wird gesagt, alle 10 Jahre die Untersuchung zu wiederholen. Mein Arzt rät dieses aber alle sieben Jahre, was ich auf jeden Fall machen werde. Da man noch ganz leicht „angeknockt“ ist, soll man sich auf jeden Fall abholen lassen und darf nicht Autofahren. Essen und trinken geht sofort wieder alles.

Mein Tipp: Da der Darm nun ja, mehr oder weniger, jungfräulich ist, mal 14 Tage auf Zucker verzichten. Bin jetzt fast zwei Wochen „auf Entzug“. Keine Naschis, minimal Zucker gegessen (ein Stück Kuchen von Mama), und es geht mir gut. Besser als vorher. Mein Bauch blubbert im Moment nicht, ich fühle mich wohl.

Vielleicht brauche ich ja nie wieder etwas zu naschen! Kann ich mir aber eigentlich kaum vorstellen. Mal sehen, ob ich es länger als 14 Tage aushalte.

Fazit: NIEMAND braucht Angst vor einer Darmspiegelung zu haben. Der Nutzen steht in keinem Verhältnis zu dem geringen Aufwand. Sollte tatsächlich „etwas“ gefunden werden, kann man, rechtzeitig erkannt, auf 90 Prozent Heilungschancen bauen. Wenn das also kein Grund ist! Also, auf jeden Fall rechtzeitig und regelmäßig dazu entschließen.

Für alle, die diesen Blogbeitrag überstanden haben, gibt es zum Schluss nun noch eine Belohnung. Das Gedicht von Norbert Van Tiggelen. Der Name: Streit der Organe. Finde ich gerade sehr passend zu meinem heutigen Blogbeitrag.  

Viel Spaß dabei (auf den Link klicken).

Streit der Organe!

Oder hier als Video!