
Der frühe Vogel kann mich mal
Wenn man das Privileg hat, schon ein paar Jahre länger auf diesem schönen Planeten sein zu dürfen, beschäftigt man sich früher oder später mehr mit dem Thema der eigenen Gesundheit als noch vor ein paar Jahren.
Früher habe ich mich auf meine Mickey Mouse Hefte gefreut, dann kam Asterix, dann die Bravo, heute schauen viele in die liebevoll genannte „Rentner Bravo“. Die Rede ist von der Apotheken Umschau. Zu diesem Leserkreis gehöre ich allerdings noch nicht. Ich mag auch keine Fernsehsendungen wie „Visite“ oder generell irgendwelche Arztserien.
Aber, ich gebe es zu, ich beschäftige mich immer wieder mal mit dem Thema der gesunden Ernährung, Nahrungsergänzungsmittel und höre auf langen Autofahrten zusammen mit meiner Frau eine neue Podcastfolge von Professor Dr. Ingo Froböse.
Alleine der Name ist doch schon etwas besonderes, der muss einfach Ahnung haben, oder? Der Sportwissenschaftler und Ratgeberautor gibt immer ganz besonders tolle Tipps, erklärt seine Thesen so, dass jeder es verstehen kann. Wenn ich es richtig im Kopf habe, war er es auch in einer seiner Folgen, der darauf hingewiesen hat, dass Ausschlafen am Wochenende unserem Körper absolut nichts bringt und eher kontraproduktiv ist.
Wenn man nicht mal am Wochenende ausschlafen kann, wann denn dann? Im Urlaub habe ich mir ja mittlerweile auch angewöhnt, möglichst früh auszustehen, damit man mehr vom Tag hat. Ich recherchierte das Thema im Internet und tatsächlich, es wird darauf hingewiesen, dass der Biorhythmus durch das Ausschlafen gestört wird und der Schlafmangel, der sich in der Woche aufgebaut hat, dadurch nicht kompensieren lässt.
Das Gegenteil ist tatsächlich wohl der Fall. Der Zuckerstoffwechsel leidet sogar darunter. Die wechselnde Schlafdauer, der Jojo-Effekt, könnte unseren Körper demnach sogar mehr stressen als der Schlafmangel durch zu spätes ins Bett gehen in der Woche.
OK, montags bis Freitags stehen wir schon recht früh auf. Zweimal die Woche sogar noch früher, weil wir dann vor der Arbeit bereits zum Sport gehen. Auch samstags steht Sport auf dem Plan, allerdings etwas später, aber ausschlafen ist dann trotzdem nicht drin.
Wenigstens sonntags aber schlafe ich eigentlich gerne mal aus. Also auch das schadet meiner Gesundheit?
Seit längerer Zeit wollten wir an diesem Tag früh morgens mal wieder schwimmen gehen. Da sind bei uns in der Schwimmhalle immer die 50 Meter Bahnen geöffnet, ein ganz besonderes Vergnügen. Also Wecker gestellt, einigermaßen früh aufgestanden, Katzenwäsche und bereits um 8:25 Uhr bei der Schwimmhalle vorgefahren.
Auf dem großen Parkplatz standen zu unserer Freude nur eine Handvoll Fahrzeuge, vielleicht haben wir eine Bahn dann ganz für uns alleine. Als wir an die Schranke fuhren, staunten wir nicht schlecht, als wir das kleine Hinweisschild sahen. „Wegen des Streiks im öffentlichen Dienst bleibt die Schwimmhalle bis Donnerstag geschlossen“.
Verdammt, dachte ich genervt, erst haben die uns mit ihren ewigen Streiks den Urlaub immer mal wieder versaut, jetzt das Schwimmen. Mein Verständnis, besonders was das Lahmlegen von Flughäfen betrifft, ist rein gar nicht mehr vorhanden.
Nützt ja nichts, weitergefahren, meine Frau wollte nach dem Schwimmen ja noch in unser Fitnessstudio. Also vor der Tür abgesetzt und in Richtung Heimat gefahren. Kaum einhundert Meter weiter rief sie mich im Auto an. Der Club öffnet ja am Wochenende erst um 9:00 Uhr, also muss sie noch etwas spazieren gehen, in der Kälte und mit der großen Sporttasche, na vielen Dank.
Wieder ins Bett legen wollte ich mich allerdings auch nicht. Wie wäre es, wenn ich das Auto waschen fahre? Das hat es dringend nötig. Gesagt, getan. Bei der Waschanlage standen jedoch noch weniger Autos vor der Tür als eben noch auf dem Parkplatz vor der Schwimmhalle. Genauer gesagt eines. Öffentlicher Dienst und Streik kam ja aber nicht in Frage. Der Grund stand jedoch auf dem Schild mit den Öffnungszeiten. Sonntags ab 11.00 Uhr geöffnet.
Hätte ich doch bloß die Folge von Professor Dr. Froböse nicht gehört und wäre einfach im kuscheligen Bett geblieben, dachte ich jetzt richtig genervt.
Am nächsten Tag hatte ich mich von dem Ärger wieder erholt. Ärger ist schließlich der Hauptgrund für Krankheiten. Wieder einmal besonders früh aufgestanden, wir hatten beschlossen, an diesem Tag vor der Arbeit zum Sport zu gehen, machten wir uns auf den Weg. Wenn ich bereits um kurz nach halb Sieben auf dem Laufband bin, schaffe ich es pünktlich zum Dienstbeginn am Arbeitsplatz zu sein.
Als wir im Treppenhaus des Sportclubs ankamen, standen dort bereits die üblichen Frühaufsteher, die auf Einlass warteten. Erst vor ein paar Tagen kam die Schnarchnase von Mitarbeiter schon einmal einige Minuten zu spät. Ohne eine Entschuldigung oder irgendeine Begrüßung zog er an diesem Tag an allen im Treppenhaus vorbei. Was für ein Benehmen, was für eine Einstellung, dachte ich an dem Tag.
Heute also schon wieder. 6:35 Uhr, 6:40 Uhr, 6:45 Uhr. Ich starrte immer wieder auf meine Uhr. Wenn der nicht unverzüglich kommt lohnt es sich für mich nicht mehr. Wenn ich aber jetzt losgehen würde, bekäme ich kein Ausfahr-Ticket um das Parken zu entwerten und muss für nichts auch noch bezahlen. Außerdem wollte ich auch unbedingt meinen Unmut kundtun, wie übrigens viele andere, die auf der Treppe warteten.
6:57 Uhr, das Licht im Club ging wie von Zauberhand an. Kein Mitarbeiter hat es gewagt im Treppenhaus an uns vorbeizugehen sondern scheint heimlich und feige den Fahrstuhl benutzt zu haben. Als alle nach und nach mehr oder weniger genervt durch die Eingangstür gehen erkundige ich mich bei der ebenfalls sichtbar genervten Mitarbeiterin für den Grund der Verzögerung. Sie wollte sich nicht wirklich äußern, ich wusste aber den Grund. Es war wieder die Schnarchnase die anscheinend dieses Mal gar nicht erschien.
Mit meinem Ticket drehte ich mich auf dem nicht vorhandenen Absatz meines Sneakers um und machte mich unvollrichteter Dinge auf den Heimweg.
Von wegen, dachte ich während der Fahrt, der frühe Vogel fängt den Wurm. Der kann mich in Zukunft jetzt aber wirklich mal.
Noch einmal der Hinweis:
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In Kürze werde ich einen ganz besonderen Blogbeitrag veröffentlichen. Er trägt den Namen „Eine Frage der Ehre“ und so viel sei schon einmal verraten: Er handelt von zwei Gesprächen, die ich mit zwei Personen geführt habe, die zusammengerechnet 203 Jahre sind, oder leider muss ich sagen, heute wären. Denn eine der beiden Damen weilt nicht mehr unter uns. Es war für mich ein wertvoller Moment und ich freue mich, diesen Moment demnächst mit Euch teilen zu dürfen.
Also seid gespannt.
Ich werde ihn in zwei Teilen veröffentlichen.
Es lohnt sich also, dranzubleiben!
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