Als ich gerade meinen neuen Blogbeitrag mit dem Titel „Die vier Jahreszeiten“ schreiben wollte, hörte ich das Lied „Die guten Zeiten sind jetzt“ von Johannes Oerding. Das Lied läuft ja im Moment im Radio rauf und runter. 

Ich gebe ehrlich zu, an schlechten Tagen habe ich dieses Lied schon öfter mal verflucht. Von wegen: die guten Zeiten sind jetzt. Was soll an diesem Tag bitte gut sein? Oder am gestrigen? Es gibt Tage oder vielleicht eher gesagt, Abschnitte im Leben, da läuft nicht alles so glatt, wie man es gerne hätte. Man ärgert sich und das manchmal nicht zu knapp. 

Grund zum Ärgern gibt es ja, wenn man ehrlich ist, fast täglich. Meist sind es Kleinigkeiten. „Ist das heute wieder kalt geworden. Das soll Sommer sein?“ Es dauert gar nicht lange, dass Wetter ist umgeschlagen und das Thermometer zeigt plötzlich 32 Grad an: „Alter, ist das wieder heiß geworden. Und dann auch noch so schwül, das hält doch kein Mensch aus!“ 

Am Wochenende: ich schaue auf eines meiner vielen Lose von der „Aktion Mensch“. Nichts, aber auch rein gar kein Treffer. Im Lotto ist es auch nicht besser, nicht mal einen Dreier. Als ich den das letzte Mal hatte, das ist schon eine Weile her, ärgerte ich mich, dass es nicht zumindest ein Treffer mehr war. 

Gerade musste ich mal wieder mein Fahrrad bemühen, zu Fuß hätte ich es nicht zu meinem Termin geschafft. Was ist? Die Reifen sind ziemlich schlapp. Egal, zum Aufpumpen ist es nun zu spät und so weit ist es ja nicht. Also fahre ich trotzdem los und ärgere mich, dass ich sie nicht schon das letzte Mal aufgepumpt hatte, als die Zeit da war und ich mich auch schon geärgert hatte, dass sie so schlapp waren. 

Morgens ein Blick auf die Uhr – wieder mal spät dran. Gerade aus dem Haus, da fällt es mir wieder mal ein: keine Maske eingesteckt, also wieder zurück. 

Letzte Woche einkaufen gewesen – ich fahre mit meinem Einkaufswagen zwischen den Regalen vorbei und finde irgendwie gar nichts mehr. Was ist nun los, du bist doch ständig hier, wieso findest du plötzlich nichts mehr, frage ich mich verwundert. Suche Becca und sehe bereits in ihrem Gesichtsausdruck, dass sie genauso genervt ist. „Haben irgendwie alles umgebaut“, bekomme ich zu hören. An der Kasse muss man nun um die Ecke herum anstehen, da gar kein Platz mehr für eine richtige Schlange ist. Die Laufwege sind vollkommen unübersichtlich und an vielen Stellen verstellt, die Ware teilweise völlig unlogisch sortiert. 

An der Kasse frage ich die freundliche Kassiererin, wer denn diesen Umbau zu verschulden hat. „Das war unser oberster Chef aus Süddeutschland. Der hat diesen Laden noch nie gesehen und meinte, dort im Süden, da sind die Geschäfte teilweise auch so eingerichtet. Dass die Ladengrößen und die Flächen völlig anders sind, das hat er nicht berücksichtigt. Er ist halt Chef und der hat immer recht!“ Dass sich bereits etliche Kunden beschwert haben und auch die Mitarbeiter komplett unzufrieden sind, das interessiert diesen Chef nicht. Er bekommt es nicht mit und möchte solche Rückmeldungen auch nicht hören.

Das kommt mir alles gerade sehr bekannt vor. Es scheint immer öfter vorzukommen, dass die Verantwortlichen, die keinen blassen Schimmer von den eigentlichen Aufgaben haben,  Prozesse komplett autark neu planen und dann komplett überrascht sind, wenn diese so nicht funktionieren. Festgehalten wird dann natürlich trotzdem daran. Der Mitarbeiter arbeitet dann einfach nicht richtig, wenn es nicht funktioniert.

Die Liste von Situationen, kleinen und großen, scheint endlos zu sein, um sich zu ärgern.

Also zurück zu dem Lied: „Die guten Zeiten sind jetzt!“ Hier heißt es so schön: „Es sind die immer gleichen Fragen, ich schlafe wieder mal nicht ein. Ich kann das Gestern und das Morgen eh nicht lenken, also denk ich in Momenten. Die guten Zeiten, die sind jetzt…!“

Und wenn man darüber nachdenkt, hat er komplett recht. Was können wir den beeinflussen? NICHTS! Wir haben alle so gut wie nichts in der Hand. Ja, wir können auf uns aufpassen, auf unsere Ernährung und unseren Körper allgemein. Sport machen und all so ein Zeug, aber wirklich beeinflussen können wir gar nichts. 

Also, wenn die guten Zeiten nicht jetzt sind, wann sind sie denn dann? Wenn wir im Lotto gewonnen haben, was nie passieren wird. Wenn wir wieder Urlaub haben? Wenn das neue Auto da ist oder die Kinder groß und aus dem Haus sind? Wenn wir uns zur Ruhe setzen? Dann sind wir und unser Körper aber vielleicht nicht mehr in dieser Form, wie genau jetzt. Also wann?

Die guten Zeiten sind jetzt! Und einen Scheiß auf ärgern über irgendwelche Wetterlagen, Schlangen an der Kasse, ausbleibende Gewinne, schlecht gelaunte Menschen und uneinsichtige Besserwisser. 

Jetzt, heißt es zu leben. Jetzt, heißt es genießen. JETZT heißt es: LEBEN!

Ich habe gerade ein Zitat von Anselm Gruen auf Instagram entdeckt. In dem heißt es: „Ich sollte mir das erlauben, das zu tun, was meiner Seele gut tut.“

Und genau das trifft es auf den Punkt. Lebe Dein Leben heute und verschwende es nicht mit Ärgernissen über Bagatelle-Situationen! 

Die guten Zeiten sind jetzt! Es ist nicht immer einfach. Aber ab heute werde ich es mir ganz fest vornehmen.