Das Leben besteht aus Herausforderungen und Erwartungen. Erwartungen von anderen an Dich, Erwartungen von Dir an andere und natürlich Erwartungen an Dich selber. 

Wir haben zu funktionieren, unser Körper hat zu funktionieren. Wir sind von Natur aus, zumindest viele von uns, einen Teil unseres Lebens, Perfektionisten. Wir wollen alles richtig machen und auch gerne, dass unser Gegenüber selbstverständlich ähnlich tickt. Unsere Geduld ist meistens nicht unerschöpflich, wird oft auf eine harte Probe gestellt.

Wir wundern uns, wenn andere ganz anders sind. Ruhig und besonnen, nichts regt sie auf. Auf solche Menschen treffen wir oft, wenn wir in südlichen Ländern unterwegs sind. Wenn man manchmal sieht, wie in diesen Ländern, zumindest macht es den Anschein, gearbeitet wird, ist das für uns dann etwas irritierend. Es gibt eine ausgiebige Mittagspause, Siesta, die gerne einmal zwei Stunden dauert und auch sonst ist diese Hetzerei, wie sie bei uns oft auf der Tagesordnung steht, dort eher selten zu beobachten.

Aber auch in den USA ist das immer wieder zu beobachten. Geht man zum Beispiel in ein Bekleidungsgeschäft und möchte seine neuen Errungenschaften bezahlen, kommt man sich zunächst wie in der Heimat bei Aldi vor. Eine Kasse geöffnet, 20 wartende Menschen vor einem. Wenn man Glück hat, wird, nachdem man gefühlt eine halbe Stunde genervt gewartet hat, eine zweite Kasse aufgemacht und man spart durch einen geschickten, schnellen Wechsel, zumindest kostbare fünf Minuten.  In den USA ist es etwas anders.

Der Laden ist meistens nicht voll, es laufen eine Handvoll Mitarbeiter herum, füllen Ware auf oder legen diese zusammen, und der oder die Kassiererin kassiert nicht nur, nein, sie entfernt auch die Diebstahlsicherungen und packt die Ware ein. Natürlich könnte einer der anderen Mitarbeiter mithelfen, ist ja nicht zu übersehen, diese Schlange, aber warum? 

Das erstaunliche ist, dass diese eine Mitarbeiterin an der Kasse absolut die Ruhe weg hat. Die T-Shirts werden in aller Ruhe gefaltet, alles fein säuberlich in der großen Einkaufstüte aus Papier gestapelt. Auch die anderen Kunden in der Reihe vor und hinter einem sind komplett tiefenentspannt. Beneidenswert zu beobachten, während meine Uhr mich darauf aufmerksam macht, dass mein Puls anscheinend trotz Ruhestellung gerade wieder einmal die Marke einhundert überschritten hat. 

Vor etwa sechs Jahren hat mich meine Frau überredet, Yoga auszuprobieren. Wie ich nun einmal bin, habe ich sofort zugesagt, denn ich bin ja immer für neues empfänglich. Stimmt natürlich nicht. Sie musste mich lange überreden. Yoga ist doch eher etwas für Frauen, dachte ich damals (und heute manchmal auch noch). 

Allerdings musste ich zugeben, dass es mir zum einen tatsächlich Spaß machte und zum anderen, auch noch guttat. Schon nach einer Weile bekam ich von ihr sogar meine eigene, erste Yogamatte geschenkt. Heute besitze ich übrigens bereits drei eigene. Meine erste rollte ich damals auf einem Steg direkt am Wasser stolz aus und hatte meine erste Forrest-Yoga-Stunde. Das war richtig toll. 

Wenn ich zuvor noch nie etwas gemacht habe, habe ich immer den Gedanken, ich kann es nicht und blamiere mich. Daher liege ich genau wie vor diesen sechs Jahren möglichst immer in der letzten Reihe, am liebsten direkt an der Wand, sowohl hinten als auch an der Seite. 

Ich bin nach wie vor absolut kein Yoga-Experte, aber ein kleiner Yin-Yogi. Es gibt ja eine Menge an Yoga Arten, von denen ich die wenigsten bereits probiert habe. Aber von den wenigen, die ich bereits kennengelernt habe, mag ich am liebsten Yin-Yoga. 

Der Gedanke, dass jeder eine Yin und eine Yan Seite besitzt, ist für mich durchaus nachvollziehbar. Es gibt für alles einen Gegensatz und nur mit diesen beiden Hälften zusammen, bist Du auch wirklich vollständig. Nun mag die eine oder andere Site bei jedem unterschiedlich ausgeprägt zu sein, aber trotzdem sind beide Seiten vorhanden.

Yin steht zum Beispiel für weiblich, passiv, Nacht, Wasser, Erde, Mond.  Yan demnach für männlich, aktiv, Tag, Feuer, Himmel und Sonne.

Freitagabend, 18:15 Uhr, steht seit Jahren immer meine Lieblingsyogastunde auf dem Plan. Genau richtig, um in das Wochenende einzutauchen und alles von der Woche loszulassen. Yin Yoga. Und diese 90 Minuten übt man nicht nur, seinen Körper zu trainieren, sondern auch besonders seinen Geist zu entspannen.

Und jedes Mal sind einige Sätze der Trainerin Balsam für meine Seele. 

Du kannst nichts falsch machen. Hör auf Deinen Körper und geh nur so weit, wie er heute, an diesem Tag, zu dieser Stunde, bereit ist, zu gehen. Zwinge Dich zu nichts. Niemand verlangt etwas von Dir. Sei einfach nur hier und jetzt. Es gibt keine Erwartungen zu erfüllen. Alles ist gut und genau richtig, wie Du es machst. An diesem Ort kannst Du Dich sicher fühlen. Lasse los und genieße die kommenden 90 Minuten. Sei einfach.

Die Trainerin ist dabei ruhig und vollkommen entspannt und überträgt dieses Gefühl auf uns Teilnehmer. Sie sorgt dafür, dass wir uns geborgen fühlen, vollkommen entspannt. Einfach zu schön.

Wann bekommt man im Alltag schon einmal so etwas gesagt? Es gibt eigentlich fast immer etwas zu erfüllen. In diesen 90 Minuten jedoch nicht. So kann man wirklich bestens in das Wochenende starten. 

Im Anschluss bedanken wir uns bei unseren Körpern, die 365 Tage, 24 Stunden täglich, für uns da sind. Und natürlich bei der Trainerin, die sich wieder einmal die Zeit genommen hat, uns besondere 90 Minuten zu schenken. 

Wenn Du also einmal Dir, Deinem Geist und Deinem Körper etwas Gutes tun möchtest, such Dir einen Yin Yoga Kurs. Oder komm zu uns. Ich kann es nur empfehlen. Dabei spielt das Alter und die Gelenkigkeit absolut keine Rolle. Jeder ist geeignet und macht es so, wie es für sie oder ihn möglich ist. 

Wann gibt es schon einmal eine Zeit, in der weder Du selber noch andere Ansprüche an Dich stellen? So gut wie nie!

Statt Yoga zu machen, möchtest Du erst einmal etwas für Deine Kondition machen? Wie wäre es dann mit einer kleinen Wanderung? Müssen ja nicht gleich 20 Kilometer sein. Schaue Dir doch mal meine Wanderempfehlungen an. Eine Übersicht findest Du hier!