Ein besonderes Einkaufserlebnis

Als wir im Mai 2018 ins Flugzeug stiegen, hatte ich diesen Besuch schon fest eingeplant. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, in einem Shop, der erst 2017 eröffnet wurde, einzukaufen, ohne an die Kasse gehen zu müssen. Und wenn dieser Shop dann auch noch auf deiner Route in Seattle ist, ist ein Besuch ja wohl safe. 

Just walk out!

Ich war schon sehr gespannt, ob es wirklich funktionieren würde, wie ich es bereits gelesen hatte. Als erstes musste ich natürlich den Wunsch meiner Frau erfüllen, ein Besuch des Wahrzeichens von Seattle. Aus unzähligen Filmen (wie einer meiner absoluten Lieblinge „Schlaflos in Seattle“) kannte ich natürlich „The Space Needle“. Dieser 184 Meter hohe Turm, auf dessen Spitze anscheinend eine fliegende Untertasse halt macht, wurde bereits 1962 zur damaligen Weltausstellung erbaut. Wie bei fast allen Wahrzeichen ist die Besichtigung in luftiger Höhe selbstverständlich nicht umsonst. Pro Person mussten wir etwa 30 Dollar springen lassen. Aber mein Gott, wie oft ist man denn in Seattle.

Ist natürlich wieder einmal genau das Richtige bei Höhenangst! Wie es dort aber genau war, gehört allerdings hier nicht in den Beitrag. Das erfahrt Ihr an anderer Stelle. Ich spule also kurz vor, fand ich eh viel interessanter. 

Nach dem Besuch des Raumschiffes ging es also nun endlich zum Highlight des Tages, was sag ich, einem Highlight des gesamten Urlaubs. Die Adresse, 7th & Blanchard, 2131 7th Ave, Seattle, WA 98121 hatte ich bereits in meinem iPhone abgespeichert. 

Dort angekommen, tatsächlich einen Parkplatz in der Nähe bekommen, standen wir also vor ihm. Dem ersten Amazon Go Shop meines Lebens. Die benötigte App hatte ich bereits installiert, los ging es. Das Problem war aber dann, wir hatten ja nur ein iPhone mit mobilem Netz, verdammt. Kurz gegoogelt und festgestellt, das macht gar nichts. Man kann einen Gast mitnehmen. Das empfand ich dann noch viel mehr spooky als alleine. Vorne am Eingang befindet sich ein Scanner. Dort mit meinem iPhone eingecheckt gab ich dann MEIN Handy meiner Frau, die dann ebenfalls eincheckte. 

Der Shop ist nicht riesig, man bekommt aber viele frisch zubereitete Snacks und jede Menge anderer Leckereien. Es gibt eine kleine Sitzecke und einige Geräte, um seine Snacks aufzuwärmen. Durch eine Glasscheibe kann man die Mitarbeiter beobachten, wie alles frisch zubereitet wird. Man konnte sich kostenlos (Stand 2018) eine knallige, schicke, orange Leinentasche zum Einkaufen nehmen. 

Meine Frau also links rum, ich rechts. Ich habe einiges aus den Regalen gezogen, angeschaut und wieder eingeräumt. Mir ist weder eine Camera noch sonst irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen. Einige Mitarbeiter, die bei Bedarf geholfen haben, alles, wie in einem normalen, durchgestylten Shop. Am Ende entschieden wir uns für ein Sandwich, Pfefferminz Bonbons (als Souvenir), ein Getränk, ein Sandwich und eine Dose Pringles durfte auch nicht fehlen. Alles gut verstaut in unseren beiden Taschen, gingen wir wieder aus dem Laden. Ehrlich gesagt war es schon ein komisches Gefühl, einfach wieder rauszugehen. Aber irgendwie auch ein geiles Gefühl, schwer zu beschreiben. Um die Ecke ist ein kleiner Park (mit Kunstrasen, wenn ich mich richtig erinnere). Eine Mauer und das Wetter lud uns zum sofortigem Verzehr ein. Nach einer kurzen Zeit bekam ich dann eine Nachricht, meine Rechnung. Exakt die fünf eingekauften Artikel. Und wie hat das ganze nun funktioniert? Meine Frau mit meinem Handy eingecheckt, wir getrennt im Laden, aus dem Regal rausgenommen und wieder reingestellt und trotzdem alles erkannt. Ich mit dem Handy in der Tasche ist ja schon schräg, aber meine Frau ohne „Sender“?!? Soll ich sagen wie es funktioniert? 

Ich habe keinen blassen Schimmer. 

Viele nutzen den Laden, um in ihrer Pause schnell etwas zu besorgen. Rein und wieder raus und die Pause kann effektiver genutzt werden, als an der Kasse zu warten. Wenn ich da als Vergleich bei uns an unseren neuen Rewe um die Ecke denke: zwei normale Kassen mit Personal, vier Scanner-Kassen zum selber scannen. Die sind aber leider meistens geschlossen, weil nicht genügend Personal verfügbar ist, das diese Kassen betreuen kann. Also ewig warten in der Schlange. Da wünsche ich mir diese Möglichkeit dann sehr. Klar, es vernichtet Arbeitsplätze, das ist nicht von der Hand zu weisen. Aber vielleicht kann es für andere Zwecke eingesetzt werden. Dort schien mir jedenfalls eine Menge Personal zu arbeiten. Wahrscheinlich ist das in zehn Jahren auch absolut nichts mehr Besonderes. An diesem Tag war und in dieser Stadt, war es aber ein absolutes Erlebnis. Ich fand es einfach cool!