Einmal im Jahr ist es wieder so weit. Dein Geburtstag steht an. So war es wieder einmal vor einigen Tagen bei mir. Geburtstag. Der Tag, an dem man geboren wurde. Winzig, verschrumpelt, schuppig und voller „Käseschmiere“ erblickt man dann plötzlich nach 40 Wochen das Licht der Welt. Das lange Liegen im Fruchtwasser hat Spuren hinterlassen. 

Ich muss allerdings zugeben, dass ich mich heute nicht mehr an diesen entscheidenden Moment erinnern kann. Allerdings war es auch bereits 1:05 Uhr, also mitten in der Nacht. Da sollten doch Menschen, die noch nicht einmal einen Tag alt sind, eigentlich schlafen. 

Woran ich mich allerdings dann erinnern kann, sind wenige Jahre später. Richtig festgehalten hat mein Gedächtnis dann erst die Zeit um die Einschulung. So etwas vergisst man wahrscheinlich auch sein Leben lang nicht. 

Was in Erinnerung geblieben ist, sind die Geburtstage. Wenn man als Kind Geburtstag hat, ist das das Größte überhaupt. Es wird nur noch von Weihnachten übertroffen. Ich kann mich natürlich noch an so einige erinnern. Meine Wünsche waren immer schon etwas ausverschämt, muss ich jetzt leider zugeben. Für die damalige Zeit eigentlich zu teuer. 

Klasse waren damals meine Actionfiguren. Ich wusste allerdings damals nicht, was Actionfiguten sind, denn sie hießen einfach nur „Puppen“. Klar, damals spielten Jungs selbstverständlich nicht mit Puppen. Aber es waren eben „Jungspuppen“. Das war also ok. 

Ein führender Spielzeughersteller war die Firma Mattel. Und diese US-amerikanische Firma gibt es heute tatsächlich immer noch und ist nach Lego der zweitgrößte Hersteller für Spielwaren der Welt. Hat erstaunlicherweise all die Jahre überlebt, sozusagen mit mir zusammen. Wie viele andere wurde auch diese Firma in einer Garage gegründet. 

Die Actionfiguren, ich sage das bewusst, denn es klingt ja besser als Puppen, die man damals als Kind, als Junge, unbedingt haben musste, waren Big Jim, Big Jeff, Big Jo und Dr. Stahl, der eigentlich der Gegner der drei Brüder war. Bei allen Figuren konnte man den Arm knicken und es kam ein Bizeps zutage. Und wenn man mit dem Daumen auf den Rücken drückte, ging der Arm nach oben. So konnte sich diese Puppe, also diese Actionfigur, mit anderen prügeln.

Dazu gab es dann noch ein Campingmobil, mit Platz für alle vier, auch wenn Dr. Stahl nicht gerne im Wagen von den drei Brüdern gesehen wurde, einen Jeep mit Fangnetz für das mitgelieferte Nashorn und einen Hubschrauber mit drehenden Rotoren. 

Nach und nach wünschte ich mir alles zusammen. Dann wurde mit meinem besten Freund Thorsten gemeinsam stundenlang gespielt. 

Zum Geburtstag kam selbstverständlich auch die gesamte Familie. Oma, Onkel und Tante und die Cousinen waren auch mal dabei. Dazu natürlich meine Eltern, mein Bruder, mein bereits genannter bester Freund und ein paar andere, „normale“ Freunde, meist aus der Nachbarschaft. 

Wenn es Mohrenköpfe, oder darf man das auch nicht mehr sagen, also wenn es Schokoküsse und andere Naschis gab, war der Geburtstag eigentlich schon ein Erfolg. Die beliebtesten Spiele waren Schuhe sortieren (man musste mit verbundenen Augen schnellstmöglich dutzende Schuhe paarweise sortieren) und Topfschlagen (ein Topf wird auf dem Boden „versteckt“, darunter ein kleines Geschenk, meistens etwas zu naschen, Augen verbinden und einen Kochlöffel in die Hand drücken, das Kind einige Male drehen und dann auf allen vieren mit dem Kochlöffel auf den Boden schlagend nach dem Topf suchen lassen, bis es auf den Topf schlägt und das Geschenk darunter nehmen darf). Man, hat das Spaß gebracht. 

An machen Geburtstagen haben wir uns auch verkleidet. Das Kostüm des Indianers habe ich glaube ich heute noch. Es waren einfache Dinge, die für einen heiteren Geburtstag gesorgt haben. Vorher war man natürlich wochenlang aufgeregt. 

Heutzutage hat sich ein Geburtstag, zumindest bei mir, sehr verändert. Die Familie ist geschrumpft, ebenso, wie die Anzahl der Freunde. Klar, könnte ich nach wie vor Freunde zum besonderen Ereignis einladen. Selbst meinen besten Freund von damals theoretisch auch, obwohl dieser nicht mehr auf der anderen Straßenseite wohnt. 

Aber ehrlich gesagt kann ich mich kaum an einen Geburtstag in den letzten Jahren erinnern, an dem ich gefeiert habe. Irgendwie reicht es mir völlig, gemeinsam mit meiner lieben Frau und meiner kleinen Familie den Tag, bzw. was nach der Arbeit noch davon übrig ist, zusammen zu verbringen. 

Es wird vielleicht lecker gegrillt, das Wetter bietet sich meistens dazu an, oder wir lassen uns in einem Restaurant verwöhnen. Ich habe mir auch schon freigenommen und wir haben zusammen gefrühstückt, sind danach direkt in den Urlaub gefahren. Schuhe sortieren oder Topfschlagen gab es schon lange nicht mehr. 

Auch die Geschenke haben sich verändert. Actionfiguren gibt es allerhöchstens als Videospiel für die Spielkonsole. Allerdings hat es sich nicht geändert, dass fast immer etwas zum Spielen dabei ist. Allerdings ist der Wert der Geschenke etwas angestiegen und so wird ein Teil dazu gegeben. Aber von einer Drohne zum Beispiel hat man ja auch jahrelang gut, wenn man sie nicht auf Fuerteventura an einem Berg abstürzen lässt. Neben diesen Spielsachen für Erwachsene wünsche ich mir häufig etwas für mein Wohlbefinden. Eine angenehme Ayurveda Massage ist immer ein Volltreffer. Oder, ebenfalls ganz oben auf meiner Wunschliste, ist „Zeit“. Eine Übernachtung oder ein Ausflug mit meinen Lieblingsmenschen, was gibt es Schöneres?

Früher wurde einem gratuliert und hauptsächlich Spaß und Freude und viele Geschenke gewünscht, ab einem gewissen Alter ist es dann die Gesundheit geworden. Diese war früher, gefühlt, völlig normal. Sie war einfach da, selbstverständlich. Dass das nicht so ist, hat man im Laufe des Lebens gelernt. Bekommt man Gesundheit von höherer Stelle geschenkt, braucht man eigentlich nichts anderes mehr. 

Die Zeiten haben sich verändert. Heutzutage werden oft schon für Kinder große Feiern ausgerichtet. Es gibt schon in jungen Jahren ein Mobiltelefon, eine Alexa und jede Menge andere Geschenke, die dann oft nach kurzer Zeit in irgendeiner Ecke liegen oder vielleicht noch nicht einmal richtig ausgepackt werden.

Als Erwachsener sollte ein Geburtstag dazu genutzt werden, sich feiern zu lassen, aber auch einmal innezuhalten. Einmal darüber nachzudenken, was für ein Geschenk es ist, überhaupt geboren worden zu sein. Und das auch noch in einem der reichsten Länder der Erde. Auch, wenn hier nicht alles gut ist, besser als in vielen anderen Teilen dieses schönen Planeten auf jeden Fall. Je kürzer das eigene Lebenslineal wird, um so mehr weiß man seinen Geburtstag auch zu schätzen. Klar, man freut sich über seine Geschenke. Aber irgendwann begreift man, dass sich die wichtigen Dinge nicht mit Geld bezahlen lassen. Selbstverständlich ist es wichtig, dass man positiv durchs Leben geht, auch, wenn es oft schwerfällt. Aber einen Geburtstag muss man feiern. Aber feiern kann man auch in seinem Herzen und im Verstand. Denn ob es einen nächsten Ehrentag gibt, das weiß (zum Glück) niemand auf dieser schönen Welt.

 

Ich wünsche allen Geburtstagskindern, dass sie noch ganz viele dieser besonderen Tage erleben dürfen. Das gilt selbstverständlich auch Dir, liebe Kristin! Alles Gute noch einmal an dieser Stelle!