Ereignisreicher Urlaub

Eigentlich verstehen wir uns, mein best Buddy und ich, solange ich denken kann, fast immer gut. Wenn ich mal über die Stränge schlage, bekomme ich darauf auch die entsprechende Antwort von ihm. Wir passen aber eigentlich fast immer auf, dass das nicht wirklich vorkommt, respektieren uns und gehen möglichst immer gut miteinander um. Doch es kommt immer einmal wieder die Zeit, in der ich nicht auf ihn höre und seine mehr als deutlich spürenden Einwände ignoriere. Ach so, mein best Buddy ist übrigens mein Körper, in dem ich wohne.

Wenn seine Einwände ignoriert werden, ich ihm nicht die gewünschte Aufmerksamkeit schenke und dann auch noch die immer lauter werdenden Mahnungen meiner Frau nicht ernst nehme, dann kann mir auch keiner mehr helfen.

So war es vor kurzem einmal wieder. Auch, wenn ich mich, dem Alter entsprechend, als immer noch sehr fit bezeichne, macht mir mein Rücken ab und an gerne mal wieder Probleme. Und so auch vor etwa 14 Tagen. Eine falsche Bewegung und schon war es geschehen, die Hexe hat einmal mehr zugeschlagen und geschossen. Im ersten Moment könnte man fast die Engel im Himmel singen hören, im Zweiten steht man nur noch gebückt da und muss sich am Tisch abstützen, um sich wieder einigermaßen gerade hinstellen zu können. OK, Wärmflasche oder noch besser, Wärmflaschen auf den unteren Rücken, die Beine leicht anwinkeln und es sich auf dem Sofa etwas bequem machen. Abends dann eine Wärmecreme und tagsüber Wärmepflaster oder umgekehrt. 

Nach ein paar Tagen ohne nennenswerte Besserung wurden die Mahnungen meines Körpers und meiner Frau lauter. Beide verstand ich so, zügig einen Arzt aufzusuchen. Da dieser mir aber sowieso in einer solchen Situation nicht helfen kann, vernichtete ich darauf und nahm einfach ein paar starke, oder anders ausgedrückt, mit die stärksten Schmerztabletten, die man für so eine Situation nehmen kann. Schließlich hatte ich vom letzten Erlebnis dieser Art noch welche übrig. 

Der Schmerz wanderte dann über meine eine Gesäßhälfte herab in meine Leiste. Dort schien (bzw. scheint) er sich richtig wohlzufühlen und breitete sich immer weiter aus. Als dann der Freitag gekommen war, realisierte ich erst, dass wir am Sonntag in den Urlaub fliegen wollten. Was, wenn es doch schlimmer war, als der vermutete Hexenschuss, der in die Leiste gezogen war. Dr. Google befragt, heimlich, wohlgemerkt, denn ich habe striktes Dr. Google Verbot, wurde mein Gemütszustand immer schlechter. Also doch noch schnell meinen Arzt angerufen und nach der von früher gekannten Spritze gegen die Schmerzen gefragt, die natürlich, wie seit Jahren, abgelehnt wurde.

Die Sonne auf Fuerteventura wird es schon richten, redete ich mir ab dahin ein. Leider wurde selbst die Autofahrt zum Flughafen zur Tortur. Die Schmerzen wurden heftiger, die Tabletten schlugen langsam auf den Magen. Hätte ich mal früher auf meine Beiden gehört, nun war es zu spät.

Den Flug und die darauffolgende etwa zweistündige Fahrt vom Airport zum Hotel einigermaßen überstanden, am Ziel angekommen. Endlich einchecken und etwas ausruhen. 

Wenn sich mal jemand gefragt hat, warum meine Seite erlebnisreicher.de heißt, folgt nun eine der Erklärungen.

Am Schalter empfängt uns, wir waren auch schon letztes Jahr in diesem Hotel, eine Mitarbeiterin wieder äußerst freundlich. An dieser Stelle kurz erwähnt, das Hotel ist wirklich sehr zu empfehlen und das Wetter scheinbar das ganze Jahr auf Fuerteventura sehr angenehm. Preis-Leistung stimmt absolut. Mal weg im Winter, kann ich nur empfehlen. Hier könnt Ihr Euch bei Gelegenheit, NACH dem Blogbeitrag, es Euch einmal anschauen. Sol Fuerteventura Jandia!

Nun wollte ich meine Frau überraschen und habe an das Hotel geschrieben, ob wir erneut dasselbe Zimmer bekommen können, indem wir uns letztes Jahr so wohlgefühlt haben. In der Hoffnung, dass es das auch war, zog ich mein Handy aus der Tasche, um die Zimmernummer zu prüfen. Anders gesagt, ich wollte es aus der Tasche ziehen, aber da war es nicht. Weder in der einen, noch in einer der anderen Taschen. 

Mein Handy war noch im Bus, der gerade abgefahren war. Ich rannte noch vor die Tür, aber es war bereits zu spät. Von den knapp 1.500 Euro, die ich dafür einmal hingeblättert habe, ganz abgesehen. Die vielen Daten im Handy, viel wertvoller. Wann ich das letzte Mal ein Backup gemacht habe, keine Ahnung. Und 10 Tage ohne Handy, ohne Fotos machen zu können, meine Drohne nicht damit fliegen lassen zu können, eine absolute Katastrophe. 

Zum Glück hatten wir die Handynummer des Reiseveranstalters vom Flughafen. Die Dame wollte versuchen, den Fahrer zu erreichen. Aber da seine Tour fast beendet war, würde dieser wohl auch nicht mehr erreichbar sein, lies sie uns unaufgeregt wissen. Um so aufgeregter war ich, bzw. meine liebe Frau fast noch aufgeregter, wissend, wie viel mir mein Smartphone bedeutet.

Koffer aufs Zimmer gebracht, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Du kannst mein Handy doch mit Deinem orten“, schrie ich plötzlich heraus. Gesagt, getan, schaute meine Frau auf ihr Handy und schrie plötzlich zurück, „schnell, der Bus ist auf der Rücktour und nur noch wenige Meter von uns entfernt“!

Wir beide stürzten aus dem Zimmer, rannten zur Straße und trotz stechender Schmerzen in der Leiste stellte ich gefühlt den Weltrekord von Jusam Boldt ein und lief die nächsten hundert Meter in unter 9,58 Sekunden und sah den orangen Bus an mir vorbeifahren. Kurze Zeit sah es so aus, als könnte ich ihn noch einholen, während meine Frau in meinem Rückspiegel kleiner wurde, doch er fuhr davon. 

Als ich ihm erschöpft hinterher sehen musste, erblickten meine Augen auf der anderen Seite einen Taxistand. Sowohl ich als auch meine Frau rannten quer über die Straße, vorbei an den fahrenden Autos. „We are in a hurry“ riefen wir bereits auf der Straße den Taxifahrern entgegen, die sich entspannt vor ihren Wagen unterhielten. Zum Glück war der junge Mann an der Reihe, sprang in sein Fahrzeug und drückte aufs Gaspedal. 

Becca, vorne sitzend, zeigte dem Fahrer den sich bewegenden blauen Punkt auf dem Smartphone, der unseren Standort anzeigte. Und den anderen runden Punkt mit meinem Gesicht darauf, der mein Handy im orangen Bus zeigte. Dieser war mittlerweile einige Kilometer von uns entfernt, aber näher kommend. Geschwindigkeitsbegrenzungen wurden dezent leicht übersehen, mein Gesicht kam näher. Dann sahen wir den orangen Bus endlich vor uns und hielten ihn an. Enttäuscht sahen wir das Gesicht des Busfahrers und blickten darauf erneut wieder auf Beccas Smartphone, mein Gesicht bewegte sich weiter und entfernte sich wieder von uns. Falscher Bus.

Ein paar weitere Kilometer entfernt war der Bus von der Hauptstraße abgebogen, wir hinterher. Rechts, links, geradeaus, es war eine Mischung aus einer Schnitzeljagd, einer Szene aus Mission Impossible und der Fahrer zu Tom Cruise geworden. Dann endlich stand er vor uns, DER orange Bus. Allerdings gibt es sehr viele orange Reisebusse auf Fuerteventura, aber dieser war ein Volltreffer. Der Fahrer schaute uns verwirrt an, machte gerade eine Pause oder gar seinen Feierabend.

Ich sprang aus dem Taxi, rannte in den Bus und da war es. Mein geliebtes iPhone. Sowohl der Busfahrer, der eigentlich gar nichts getan hatte, als auch der Taxifahrer, bekamen ein saftiges Trinkgeld. 

Wieder am Hotel angekommen war die Bar leider noch geschlossen und der verdiente Tequila Shot musste auf den Abend verschoben werden. 

Meine Leistenschmerzen waren übrigens nach der kurzen Pause wieder zurück. Nun muss wohl doch ein Arzt zu Hause aufgesucht werden.

Was lernen wir aus der Geschichte? Erstens: Höre auf Deine Frau und auf Deinen Körper! Zweitens: Zu zweit kann man fast alles schaffen! Drittens: Lass Dein Handy nicht aus den Augen und viertens, such Dir einen entspannteren Namen für Deine Internetseite. 

Dein erlebnisreicher.de 🙂