Früher

war alles besser!

Wirklich?

Ich weiß gar nicht, wie oft mein Vater es gesagt hat, meine Mum eher weniger. Früher war eben alles besser. Ich konnte es eigentlich gar nicht mehr hören.

Ein beliebtes Thema war zum Beispiel das Fernsehprogramm. Ich bin zwar noch lange nicht alt, aber natürlich kann ich mich noch an die Zeit erinnern, als es nur drei, ja liebe Generation Y-Z, drei Programme zur Auswahl gab. 

Argument meines Vaters, da konnte man sich montags immer mit seinen Kollegen über das Fernsehprogramm am Wochenende unterhalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Kollege auch am Samstag den Blockbuster im ZDF „Auf dem Highway ist die Hölle los“ und den Tatort „Reifeprüfung“ am Sonntag gesehen hat, war ja riesig. 

Ich überlege manchmal, wie war es noch früher?

Früher durften die Autos nicht in zweiter Reihe stehen. Und was war es schön, als man noch seinen Wagen sonntags vor der Tür waschen konnte? 

Man brauchte sich auch nicht im Auto einengen mit einem Anschnallgurt. Das war Freiheit. 

Die Post war die Post. Den Briefzusteller kannte man natürlich persönlich, seit vielen Jahren mit Namen und freute sich, wenn er auf einen Klönschnack einen Moment seiner Zeit opferte und in die Wohnung kam. Er brachte früher auch kleine Pakete, stellte Geld zu, wie zum Beispiel Sozialhilfe und bekam zu Weihnachten eine Aufmerksamkeit. 

In der Firma hat man noch telefoniert. Wenn ein Kunde anrief, der um ein Angebot bat, freute dieser sich, wenn er es in einem großen, am liebsten weißen Umschlag dann eine Woche später zugestellt bekam, vom Postboten. 

Auf dem Weg zur Schule oder nach dem Schwimmen war es das Schönste, wenn man sich selber für eine Mark eine bunte Tüte Naschis am Kiosk zusammenstellen konnte. 

Und jeden Sonntag hat man sich auf das „Junior Kino“ und auf einen Film wie „Godzilla gegen King Kong“ gefreut. Hatte Godzilla gewonnen, flog die Verpackung vom Eiskonfekt, das man während der Vorstellung gekauft hatte, Richtung Leinwand. 

Als Kind konnte man, bis es dunkel wurde, draußen sorglos spielen. Ebenso sorglos konnten zu nächtlicher Zeit nach der Disco auch noch junge Mädchen sicher nach Hause gehen.

OK, und heute? 

Beim Fernsehprogramm hat man eine unendliche Auswahl. Nicht nur die Hundert Programme, die man sowieso schon hat. Dazu kommen natürlich Netflix, Amazon Prime Video, Sky, Apple TV und andere. Zu einer bestimmten Uhrzeit schauen, was läuft? Wer macht denn sowas noch. Man kann schauen, was man möchte, wann man möchte. Das Komische ist nur oft, dass wir oftmals trotzdem nicht finden, was wir schauen möchten und nach einer Stunde Suchen doch am Ende „Ein Herz und eine Krone“ erneut anschauen. 

Unser Auto hat heute oft nicht mal in zweiter Reihe Platz. Eine Dritte wäre manchmal angemessen. Fast jeder in der Familie hat ein Auto. Parkplätze sind daher generell Mangelware. 

Waschen kann man es ja einfach lassen. Für um die 20,- Euro wirbeln auf einem Fließband zig Menschen gleichzeitig um Dein Auto herum und es wird von innen und außen geputzt, gesaugt und gewischt. Die fleißigen Mitarbeiter verdienen bestimmt gutes Geld! Wohl kaum. 🙁

Ohne Gurt geht natürlich nichts in unserer Zeit. Unvorstellbar, oder? Auf jeden Fall eine gute Erfindung. 

Unser Postbote? Den sehe ich so gut nie. Manchmal, am späten Nachmittag, wenn er mit seinem Fahrrad, die Taschen immer noch voll, an mir vorbeifährt. Weihnachtsgeschenke und Klönschnack, eher die absolute Ausnahme. 

In der Firma wird das Telefon nur benutzt, wenn es unbedingt sein muss. „Ich habe Dir eine Anfrage geschickt, aber noch gar nichts gehört!“ „Ich habe keine E-Mail erhalten!“ „Nein, nicht per Mail, per Teams, oder warte, nein, per Ticket“. Da wünscht man sich die weißen Umschläge zurück.

Naschtüten kann man sich nur noch ganz selten selber zusammenstellen. Aber für damals eine Mark, also 50 Cent, brauche ich den Mitarbeiter nicht mal um eine Tüte bitten, da reicht meine Hand. Schließlich kostet eine Kugel Eis ja mittlerweile umgerechnet knapp 3 Mark.

Bis zur Dunkelheit als Kind draußen spielen oder nach der Disco alleine nach Hause? Selbst Erwachsene werden heutzutage am helllichten Tag ausgeraubt, mit einem Messer bedroht. 

Aber nicht alles war früher besser. Denkt man zum Beispiel an die medizinischen Fortschritte, an die Möglichkeiten zu verreisen. Den technischen Fortschritt, wir werden alle, also viele, immer älter. 

Viel mehr fällt mir gerade gar nicht ein. Doch, mein iPhone! 

Früher war vieles besser, eine Menge aber auch nicht. Meistens bin ich froh, in dieser Zeit leben zu dürfen. Manchmal aber wünsche auch ich mir die guten alten Zeiten zurück!