
Hinter den Kulissen
Am 3. Mai 2021 habe ich angefangen zu bloggen. Einfach so. Ohne große Ankündigung, ohne Plan, wohin das Ganze führen würde. Und jetzt, fast genau vier Jahre später, am 2. Mai 2025, schreibe ich diesen Beitrag – Nummer 214. Jede Woche einer. Jeden Freitag. Ohne Ausnahme.
Was damals ein spontaner Impuls war, ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil meines Lebens geworden. Ich schreibe, weil es mir Freude macht. Weil ich merke, wie gut mir das tut. Und weil ich inzwischen weiß, dass da draußen Menschen sitzen, die sich jeden Freitag auf meine Gedanken freuen. Manche haben mir geschrieben, dass sie sich samstags mittags mit einem Kaffee hinsetzen und nachsehen, was das neue Thema ist und dann anfangen zu lesen. Das berührt mich. Es ist schön zu wissen, dass meine Worte nicht einfach im digitalen Nirgendwo verschwinden, sondern tatsächlich jemanden erreichen.
Wenn ich auf die ersten Texte zurückblicke, dann merke ich, wie viel sich verändert hat. In meinem Stil, aber auch in mir selbst. Ich bin mit dem Schreiben gewachsen, habe mehr Mut gefunden, auch Persönliches zu teilen. Und ich habe gelernt, dass man nicht laut sein muss, um gehört zu werden. Dass auch leise Gedanken ihren Platz haben dürfen.
Meine Themen kommen meist aus dem Alltag. Ich bin keiner, der sich hinsetzt und überlegt, was gerade gesellschaftlich relevant oder besonders spektakulär wäre. Stattdessen nehme ich das, was mir begegnet. Eine Erinnerung aus der Kindheit. Ein Gespräch beim Einkaufen. Ein Gedanke beim Zähneputzen. Es sind oft die kleinen Dinge, die mich inspirieren. Und manchmal entwickelt sich aus einem winzigen Impuls ein ganzer Text. Ich erinnere mich an einen Beitrag, der beschreibt, wie ich im Fußballstadion in Chicago saß und das Gefühl hatte, den Verlauf der Geschichte verändert zu haben . Oder an den Text über die Magie alter Urlaubsfotos, die plötzlich Gerüche und Gefühle zurückbringen, von denen man gar nicht mehr wusste, dass sie noch irgendwo in einem schlummern.
Diese Texte helfen mir, das Leben zu verlangsamen. Ich glaube, wir rennen oft zu schnell durch die Tage, scrollen, klicken, erledigen. Der Blog zwingt mich, einmal pro Woche stehen zu bleiben, nachzudenken, etwas zu formulieren. Und ich hoffe, dass er auch den Leserinnen und Lesern einen kurzen Moment des Innehaltens schenkt. Ein kleines Fenster, durch das man kurz schaut, bevor es wieder weitergeht.
Weltweit gibt es mittlerweile über 600 Millionen Blogs. Jeden Tag kommen unzählige neue dazu. Die Schätzungen liegen bei etwa 6 Millionen neuen Blogposts, pro Woche. Das ist eine unglaubliche Zahl. Natürlich sind viele davon eher kommerziell: Reiseführer, Produktempfehlungen, Rankings und Ratgeber. Aber es gibt auch die anderen. Die persönlichen, echten, manchmal unperfekten Blogs, in denen Menschen ihre Gedanken aufschreiben, ohne zu wissen, ob sie jemand liest, einfach weil sie es brauchen.
Für mich ist mein Blog eine Mischung aus Tagebuch, Gedankenspeicher und Einladung zum Gespräch. Ich schreibe nicht, um etwas zu „liefern“. Ich schreibe, um etwas zu teilen. Ich schreibe, weil es mir hilft, Dinge zu verarbeiten, zu erinnern, zu verstehen. Oft sitze ich mit einem Gedanken da, der sich noch nicht richtig greifen lässt. Und während ich schreibe, klärt sich etwas. Nicht immer, aber oft. Schreiben ist für mich Denken mit den Fingern.
Ich habe keine Strategie. Ich werte keine Klickzahlen aus (also ich schaue schon nach, wieviele sich einen Beitrag angesehen haben). Ich optimiere nichts für Suchmaschinen. Ich schreibe, wie ich denke, wie ich fühle, wie es gerade passt. Vielleicht ist genau das der Grund, warum ich es so lange durchgehalten habe. Es ist die Herausforderung an mich selbst, jeden Freitag etwas aufzuschreiben. Auch dann, wenn ich müde bin, wenn mir nichts einfällt, wenn die Woche voll war. Und doch, irgendwie ist bisher immer etwas gekommen. Manchmal ganz leicht, manchmal mit Mühe. Aber immer ehrlich.
Vier Jahre sind eine lange Zeit. In diesen Jahren ist viel passiert. In der Welt, aber auch in mir. Der Blog ist wie ein stiller Begleiter geworden. Ein Ort, an dem ich festhalte, was mir wichtig ist. Manchmal auch Dinge, die ich fast wieder vergessen hätte. Und wenn ich alte Texte lese, dann sehe ich nicht nur meine Worte, sondern auch die Person, die ich zu diesem Zeitpunkt war.
Ich weiß nicht, wie lange ich das noch mache. Vielleicht noch ein Jahr, vielleicht zehn. Vielleicht höre ich auch irgendwann einfach auf, ohne es groß anzukündigen. Aber im Moment fühlt es sich richtig an. Und ich bin dankbar dafür. Für die Texte, für die Routine, für die Rückmeldungen. Für das kleine Ritual jeden Freitag.
Und für Dich, wenn du das gerade liest.
Danke.
P.S.
Ich war gerade mit meiner Frau auf der Insel Kreta wandern als mich beim Durchqueren einer eindrucksvollen Schlucht meine Smartwatch kurz aus der Konzentration brachte.
Ich schielte mit einem Auge auf das Display und sah eine Nachricht von einem lieben Menschen. Darin stand: „Vielen Dank für Deinen Beitrag „Der Darm hat Charme“, der mir die Angst vor meiner heutigen Untersuchung genommen hat“!
Diese Nachricht, hier mitten zwischen den Felsen, hat mich auf dem weiteren Weg begleitet. Sie ist ein Grund, warum ich mir jede Woche die Zeit nehme, einen neuen Beitrag zu schreiben.