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Jeder ist zu ersetzen!

Egal, wie lange man in einer Firma arbeitet. Egal, wie gut man ist, eines muss jedem klar sein. Auch Du bist ersetzbar. Selbst, wenn Du Dich noch so intensiv und gut in Deinen Job eingearbeitet und vielleicht jahrzehntelange Erfahrung gesammelt hast, Dich sogar selber abfeierst, wie gut Du vernetzt bist. Wenn es so weit ist, ist es so weit. Du wirst ausgetauscht. Und oftmals sind andere dann sogar froh. Denn Dein Nachfolger kostet wahrscheinlich nicht nur weniger, der oder die ist auch oft viel jünger, viel aufnahmefähiger. Natürlich auch belastbarer, hungrig nach Erfolg. Hat neue Ideen, vieles besser zu machen, als Du es jemals getan hast. Und nach einer Weile fragt kein Mensch mehr nach Dir.

Natürlich ist es zum Glück nicht immer so der Fall, aber oft. In unserer Firma wird man mir eines Tages noch lange hinterher trauern. Oder nicht? 

Ein kleines Beispiel dafür, dass selbst die ganz Großen zu ersetzen sind:

Am 05. Februar 1985 kommt in Madeira ein Mensch zur Welt, der Geschichte schreiben sollte. Als jüngstes von vier Kindern wächst er unter einfachen Verhältnissen auf. Vater Gärtner, Mutter Köchin. Seinen zweiten Vornahmen gibt ihm sein schwer alkoholkranker Vater, denn er war ein großer Fan eines Schauspielers und damaligen US-Präsidenten: Ronald Reagan. 

Die Rede ist natürlich von CR7, geboren auf den Namen Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro. Schon als dreijähriger begann er mit dem Fußballspielen, als zwölfjähriger absolvierte er ein Probetraining bei Sporting Lissabon, spielte dann für den Verein. Trotz Herzrhythmusstörungen und einer OP entwickelte er sich prima weiter und nahm bereits 2002 an der U17-Europameisterschaft teil.

Sein Durchbruch zum absoluten Superstar begann bereits 2003. Denn in dem Jahr wechselte das Talent zu Manchester United. Und das für unfassbare 17,5 Millionen Euro. 

Seine vielen Titel und Rekorde kann man kaum aufzählen. Ich habe ihn live beim EM-Spiel 2008 in der Schweiz einmal bewundern können. Das Spiel gewannen wir übrigens 2:3 gegen Portugal. Auch, wenn ich nie ein Fan von ihm war, seinen Antritt und seine Persönlichkeit einmal so dicht vor Augen zu haben, war beeindruckend. Ich hatte einen Platz direkt an der Mittellinie in einer der vordersten Reihen. Er wurde von den meisten deutschen Fans ausgepfiffen. Warum? Weil er einfach generell sehr arrogant auftritt, viele ihn dadurch nicht mögen oder mochten. 

Aber selbst eine Legende wie Ronaldo muss plötzlich die Bühne verlassen. Bei der WM 2022 sitzt er teilweise auf der Reservebank. Auch, wenn er für seine Mannschaft 196 Mal auf dem Platz stand, auf einmal wurde er nicht mehr eingesetzt. Er wurde von seinem Trainer degradiert, einfach so. OK, zuletzt war er nicht mehr allzu erfolgreich, teilweise ein Schatten seiner selbst. Aber Formkrisen sind besonders im Hochleistungssport nicht unüblich. 

Mit dem Ausscheiden seiner Mannschaft war auch sein Karriereende in der Nationalmannschaft wohl besiegelt. Und so verließ eine Legende unter Tränen das Stadion. Nach so vielen Jahren des Erfolges hatte er das meiner Meinung nach nicht verdient. Das breitbeinige „johnwaynet“, für das er bekannt war, wird man nun vielleicht vermissen.

Aber ersetzbar zu sein, ist keine Erfahrung, die man nur bei seinem Arbeitgeber erleben kann. Das geht natürlich auch im privaten Bereich. Wenn man an seine Freunde und Freundinnen denkt, nicht alle Freundschaften halten ewig. Das ist aber auch völlig normal. Man wird älter, verändert sich. Hat irgendwann einen Partner oder eine Partnerin, geht teilweise völlig andere Wege. Da fällt es oft schwer, überhaupt noch den Kontakt zu halten.

Aber es gibt auch andere Beispiele: Die Freundschaft wird immer einseitiger. Man selber steht fast immer „Gewehr bei Fuß“, andersherum muss man aber hinterher betteln, wenn man mal etwas möchte. Und irgendwann wundert man sich, wenn die Person sich immer seltener meldet und Zeit für einen hat, bis man feststellen muss, dass sie jemand anderes gefunden hat. Du fühlst Dich plötzlich ausgetauscht. Wenn Du damit leben willst, musst Du die Freundschaft natürlich nicht beenden. Aber traurig und enttäuscht ist man schon.

Aber glücklicherweise gibt es auch andere Beispiele. Freundschaften, die über viele Jahre, Jahrzehnte und vielleicht sogar das ganze Leben bestehen bleiben. Oftmals macht es gar nicht den Unterschied, wie oft man sich trifft oder Kontakt hat. Wenn es so weit ist, kann man mühelos dort anknüpfen, wo man losgelassen hat, als man sich das letzte Mal verabschiedet hat. Man weiß, dass man immer füreinander da ist. Das ist natürlich der Idealfall. Von dieser Art Freundschaften gibt es aber, wenn überhaupt, nur sehr wenige.

Das Leben ist nun mal kein Ponyhof. Schön wäre es nur, wenn man eines Tages ersetzt wird, dass man die vergangenen Leistungen auch dann noch anerkennt und mit Würde behandelt und verabschiedet wird. Denn das kostet weder Geld noch viel Zeit. 

Die Würde des Menschen ist unantastbar, heißt es. Im Falle von Ronaldo kannten viele anscheinend diese Zeilen in unserem Grundgesetz nicht. Und auch, wenn das in Portugal dort nicht Bestandteil ist, sollte es doch eigentlich für den gesamten Planeten gelten. 


Diesen Beitrag widme ich meiner lieben und geschätzten Kollegin Jana. Die Zusammenarbeit mit Dir hat mir ( 🙂 fast 🙂 ) immer sehr viel Freude bereitet. Du wirst mir fehlen! Ich wünsche Dir für die Zukunft alles erdenklich Gute!