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Kleine und große Sorgen

Wenn ich draußen unterwegs bin, mag ich es manchmal, den Menschen, die an mir vorbeigehen, ins Gesicht zu schauen. Das erweist sich aber oftmals als gar nicht so einfach. Sehr viele schauen nach unten, haben ihren Kopf gesenkt. Ich finde das Gesicht mit meinen Augen gar nicht richtig. Entweder, weil sie auf ihr Smartphone oder auf den Boden schauen.

Gerade in der heutigen Zeit fällt ein offener und freundlicher Blick, ein sekundenlanger Austausch mit den Augen, auf. Ein Lächeln ist die absolute Ausnahme. Ich habe oftmals eher das traurige Gefühl, dass wenn ich jemanden anlächele, die Frage gestellt bekomme, warum ich denn so blöd grinse. Woran mag das liegen?

Multikrisen, das Wort unserer Zeit kommt mir dann wieder in den Sinn. 

Ich nehme anderer Menschen gerne wahr, die ich mit meinem Blick erfassen kann und denke darüber nach, wer wohl große, kleine oder vielleicht gar keine Sorgen hat. Gibt es Menschen, die komplett sorglos durchs Leben gehen?

Sorgen haben ja nicht unbedingt mit dem Einkommen zu tun. Was mögen das für Sorgen sein? Es gibt wahrscheinlich unzählige Antworten. Es gibt kleine und große Sorgen, wobei die Größe und Intensität sicherlich sehr individuell ist. Was dem einen Bauchschmerzen bereitet, wird von dem anderen nur belächelt. 

Jemand macht sich Gedanken darüber, dass er zu spät zur Arbeit kommt. Dem anderen ist das völlig egal, es stört ihn einfach nicht. Einer überlegt, wie er die Familie sattbekommen soll, während der, der neben ihm geht, sich Gedanken macht, wie er sein Geld möglichst gewinnbringend anlegen kann. Geld, Gesundheit, Beziehungen, Arbeit, sind sicherlich die größten Herausforderungen.

Wenn ich mich täglich in der Firma überfordert fühle, schon Bauchschmerzen oder Herzrasen bei dem Gedanken bekomme, arbeiten zu müssen, kann das zum Beispiel zur Qual werden. Es ist alles viel schnelllebiger geworden. Immer neue Systeme, in die man sich einarbeiten muss, der kritische Blick der Kollegin, der alles viel schneller von der Hand geht. 

Um seine Sorgen möglichst kleinzuhalten, sollte man die Probleme der Welt nicht zu oft konsumieren. Wir werden ja permanent damit konfrontiert, ob wir wollen, oder nicht. Am besten nur einmal am Tag die Nachrichten verfolgen, und das möglichst nicht vorm Schlafengehen. Muss man auf dem Smartphone über jedes Ereignis auf diesem Planeten sofort informiert werden? Helfen kann man im Normalfall sowieso nicht, reicht es dann nicht, wenn man diese Meldung tatsächlich nicht in Echtzeit erhält?

Multikrisen, was für ein unangenehmes Wort. Wie entstehen überhaupt diese vielen Krisen und warum. Missgunst, Religionen, Geld, das sind wahrscheinlich die größten Verursacher. Jetzt könnte man sich wünschen, jeder gönnt jedem das Beste. Aber das ist leider nicht der Fall. Hat der eine mehr als der andere, kann es schnell zum Neid kommen. 

Wenn Menschen religiös sind, ist das doch an sich eine schöne Sache. Kann nicht jeder an das glauben, woran er möchte? Warum muss ich meine Religion über die der anderen stellen? Warum muss ich anderen meine aufzwingen?

Und bei Geld hört sprichwörtlich die Freundschaft auf. Auch, wenn man viele Situationen noch so nett verpackt, am Ende zählt fast immer das Geld. 

Wenn man reich ist, hat man einfach andere Sorgen. Vielleicht hat man Angst, ob man den Reichtum auch behalten? Oder wie man ihn weiter vermehren kann und dabei möglichst nichts abgeben zu müssen. 

Wenn ich darüber nachdenke, bin ich mir sicher, es gibt eine Menge Menschen, die keine oder nur sehr selten Sorgen haben. Die mit dem, was sie haben, einfach zufrieden sind und das Leben auf ganz besondere Art und Weise zu schätzen wissen. Die auch mal in Situationen kommen, die vielleicht unangenehm sein können, aber sie einfach annehmen und akzeptieren. 

Sorgen kann man aber nicht einfach abschalten. Wenn sie sich erst einmal im Kopf festgesetzt haben, wird man sie nur schwer los. Und dabei spielt die Art oder die Größe dieser Sorgen gar keine Rolle. 

Wenn wir jedoch unsere negativen Gedanken teilen können, fällt es uns vielleicht leichter, sie loszuwerden, loszulassen. Die Sorgen, die ich heute habe, würdest Du Dir vielleicht wünschen und umgekehrt. 

Das Leben zieht gefühlt immer schneller an uns vorbei. Wir sollten versuchen, leichtfüßig mit den vielen kritischen Situationen umzugehen und jede Sekunde zu genießen. Wer wenig hat, macht sich vielleicht auch weniger Sorgen. Vielleicht auch ein Grund, warum man nicht immer nach mehr streben sollte.