Lang lang ist es (noch nicht) her

So lange ist es eigentlich noch gar nicht her. Denn es war Freitag, der 19.07.2024, als wir seine Gäste waren.

Immer auf der Suche nach etwas Neuem, stießen wir neugierig vor einer Weile auf ein bevorstehendes Ereignis, bei dem wir gerne dabei sein wollten. Wenn wir die Möglichkeit haben, einen Abend zusammen mit ganz besonderen Menschen zu verbringen, versuchen wir es wahrzunehmen. 

Der Mensch, von dem ich rede, ist nicht nur besonders, da er ein geschätztes jährliches Einkommen von etwa 20 Millionen US-Dollar hat oder weil seine Hände mit etwa 70 Millionen US-Dollar versichert sind, sondern weil er ein absolutes Ausnahmetalent und, soweit ich das beurteilen kann, auch ein guter Ehemann und Vater trotz all dem Stress ist. 

Die Rede ist natürlich, Ihr wisst sicherlich bereits alle, wen ich meine, von 郎朗, oder wie wir bei uns sagen, Lang Lang. 

Gibt es jetzt etwa den einen oder anderen Kulturbanausen, der Lang Lang nicht kennt?

Am 14. Juni 1982 in Shenyang, China, geboren, begann er bereits mit drei Jahren Klavierunterricht zu nehmen und sehr früh bemerkte man seine außergewöhnliche Begabung. 

Mit fünf Jahren gewann er den ersten Preis bei einem Klavierwettbewerb als er sein erstes  öffentliches Konzert gab. Mit neun Jahren wurde er beim Zentralen Musikkonservatorium in Peking aufgenommen. Sechs Jahre später, 1997, zog Lang Lang in die USA nach Philadelphia und begann eine Ausbildung am Institut of Music.

Eigentlich sind mir Wunderkinder immer sehr unsympathisch. Irgendwie habe ich auch Vorurteile, dass die Eltern die Kinder drängen und die Kinder selber gar keine echte Kindheit haben. Aber das ist ja nicht generell der Fall. 

Wie auch immer. 1999 hatte Lang Lang seinen internationalen Durchbruch bei einem Konzert in Chicago. Ich könnte jetzt noch lange so weiter schreiben, aber es sei nur noch erwähnt, dass sich Lang Lang neben seiner Arbeit sehr sozial engagiert und unter anderem für die musikalische Ausbildung von Kindern weltweit einsetzt.

Als ich kurz vor Konzertbeginn in die Runde schaute, war fast jeder Platz besetzt. Dann ist es endlich soweit gewesen, das Orchester betrat als Erstes in wirklich sehr eindrucksvoller Größe die Halle. Kaum zu glauben, aber etwa 120 Musiker kamen nach und nach in die Holstenhalle und nahmen ihre Plätze auf der Bühne ein, wo ihre Musikinstrumente bereits auf sie warteten. Sie kommen aus vielen verschiedenen Ländern und sind nicht älter als 26. Das habe ich, obwohl ich meine Brille trug, natürlich nicht mit meinen Augen erkannt. Das nur die Besten der Besten hier versammelt waren und sich vorher in aller Welt qualifizieren mussten, habe ich nachgelesen. 

Zusammen gaben sie imposant in einem ersten Stück ihre besondere Qualität zum Ausdruck, noch ohne Lang Lang. Nach einem Umbau, das Klavier wurde natürlich zum zentralen Mittelpunkt, war es dann so weit. Der Meister betrat die Bühne. 

Als er dann in die Tasten legte, hatte man das Gefühl, er ist eins mit dem Musikinstrument. Unfassbar, wie der Ausnahmekünstler sein besonderes Talent beherrscht und für uns alle zum Ausdruck bringt. Auch, wenn dieser Veranstaltungsort bereits nach wenigen Momenten von der Akustik her der besonderen Darbietung keinesfalls gerecht wird, war es trotzdem ein Genuss, der Musik zu lauschen. 

Nach einer kurzen Pause betrat im zweiten Teil auch die Frau von Lang Lang in einem roten Abendkleid die Bühne. Gina Alice Redlicher. Eine deutsch-koreanische Pianistin und Komponistin die in Wiesbaden geboren wurde. Sie ist 27 Jahre alt und hat Lang Lang durch ihren Vater kennengelernt. Der hat nämlich eine Show produziert, bei der Lang Lang dabei war, als seine Tochter im Alter von 16 Jahren ihr Debüt an der Berliner Philharmonie hatte. Der Vater hat den Ausnahmekünstler gebeten, seiner Tochter per Zettel viel Glück zu wünschen, was er auch getan hat und anscheinend auch geholfen hat.

Drei Jahre später trafen sich dann beide wieder und als sie sich dann hinter der Bühne kennenlernten, „schlug der Blitz ein“ und es war geschehen um die Beiden. 2019 haben sie geheiratet und 2021 kam dann ihr gemeinsamer Sohn zur Welt. Eine Geschichte, wie im Bilderbuch. Zwei absolut sympathische Künstler.

Als die Beiden dann zusammen Klavier spielten war es mucksmäuschenstill in der Halle und es war wirklich ein besonderer Moment, das genießen zu dürfen. 

Ein weiteres Highlight war der Auftritt vom ehemaligen Kieler Tatort Kommissar, dem Schauspieler Axel Milberg. Er las Texte von Peter Ustinov zum „Karneval der Tiere“, was sich perfekt in die Musik einrahmte. 

Zusammen mit 3800 Konzertbesuchern wurde dieses ganz besondere Erlebnis mit Standing Ovation gefeiert und es gab zwei Zugaben. Schade, dass diese viele nicht mehr mitbekamen, denn die schienen es mal wieder eilig zu haben. 

Lang Lang zählt zu den bedeutendsten und populärsten klassischen Pianisten der Gegenwart. Und trotzdem scheint er ein „ganz normaler Mensch“ zu sein. Zusammen mit seiner Frau und dem Orchester war das mal wieder ein Erlebnis, dass nicht nur in unserem Gedächtnis, sondern auch in unserer Seele ein neues Zuhause gefunden hat.