17.11.2015 - 18:13 Uhr MEZ - Amelia Island, Florida USA

Dieses Mal hatten wir uns wieder eine besonders schöne Tour ausgesucht. Eine unserer Lieblingsstrecken. Von South Carolina über North Carolina nach Florida. 

Neben unserer zweiten Heimat, Fort Lauderdale, gehört Southport in North Carolina zu unseren absoluten Lieblingsorten. Einen genauen Reisebericht werde ich auf der meiner Seite „on the road“ demnächst einstellen. Dazu also später mehr!

Hier geht es aber nun um eine andere Geschichte. Auf unserer Route machten wir noch einen Zwischenstopp auf Amelia Island, eine ca. 20 Kilometer lange Insel, die von South Carolina nach Florida verläuft. Unsere Vermieterin, Andrea, von der Villa Venezia in Fort Lauderdale, hatte uns einen Ausflug auf diese kleine, aber wunderschöne Insel empfohlen. 

Das Wetter war bewölkt aber angenehm warm, und es wehte ein kräftiger Wind. Wind in Florida ist meistens, je nach Jahreszeit, sehr angenehm. Oftmals hält man es ohne kaum aus. 

Unterwegs waren wir dieses Mal mit einem Chevrolet Camaro, welches wir mehr oder weniger gar nicht wollten. Denn eigentlich mögen wir viel lieber den Ford Mustang. Der war bei unserer Ankunft am Flughafen nicht verfügbar. Vorteil beim Camaro war, dass er ein riesiges (für 2015) Display und den Navi eingebaut hatte. Mit unserem iPhone wäre das natürlich auch im Mustang kein Problem gewesen, der war aber eben nicht da.

Das blöde am Camaro ist, dass wenn man, wie wir, drei Wochen mit ihm unterwegs sind, der Kofferraum viel zu klein ist. Dadurch, dass das Verdeck sich in eine „Wanne“ im Kofferraum legt, ein Teil also freigelassen werden muss, passen genau ein Koffer und ein paar kleine Gepäckstücke rein. Das hieß, der zweite musste auf den Rücksitz und immer rein und raus gewuchtet werden. Nicht gerade rückenfreundlich. Ansonsten ist der Camaro natürlich ein mega geiles Auto mit sehr viel Energie, die gebändigt werden muss. 

Meine Frau fährt nicht gerne in den USA, erst recht nicht mit einem Wagen, den sie nicht kennt und der um die 400 PS unter der Haube hat. Mir sehr recht, konzentriere ich mich auf den Verkehr und sie auf die Navigation und Verpflegung des Fahrers! I love it! Zwischendurch bekomme ich dann immer mal wieder einen Twizzlers (die Roten) in den Mund geschoben, kennt die einer von Euch. Yummy!

Der Verkehr in den USA ist wirklich schon oft heftig. Alleine was da auf den Highways rumliegt, ist unfassbar! Das Größte, was ich mal überfahren musste, war ein Wäschekorb aus Plastik, der zum Glück in 1000 Teile zerbrach. Auch hierzu mal bei Gelegenheit mehr. 

Ein Tipp, wenn es mal zu einer Begegnung mit den Cops kommt, was uns nach einem Unfall und auch nach einer Beschädigung schon zweimal widerfahren ist, folgt später. 

Es gibt einfach zu viel zu erzählen, aber ich weiche schon wieder ab!

Also zurück zu diesem wundervollen Tag! Mein neuestes Spielzeug, mein iPhone, ich weiß gerade gar nicht, welche Generation es war, hatte diese Slow-Motion Videofunktion neu. Die musste natürlich ausprobiert werden. Also wollte ich gerne ein Video von mir. Schließlich waren wir nach einer Woche ja schon leicht vorgebräunt. Also wollte ich als „David Hasselhoff“, besser gesagt, Mitch Buchannon, in Zeitlupe am Strand laufen.

Die rote Badehose hatte ich allerdings nicht dabei. Hätte ich gewusst, das dieses Video noch für so viel Furore sorgen sollte, hätte ich vorher noch trainiert und sie doch angezogen.

Fortsetzung unten…

Unser geiler Camaro

Ungeahnter Verlauf...

Nach dem dritten Versuch, das Video nach meinen Vorstellungen hinzubekommen, lief ich beim Vierten nun fast wie ein junges Fohlen. Im Nachhinein betrachtet sieht mein Laufstil schon etwas sonderbar aus. Einer der späteren Ärzte wollte es als Anschauungsmaterial für seine Studenten. Wahrscheinlich unter dem Motto: So läuft man nicht! 🙂

Was für ein Schmerz!

Der warme Wind blies mir ins Gesicht, von der Seite hörte ich die laute Brandung, die schon recht ordentlich war. Dieses Mal wird das Video aber ein Erfolg, spornte ich mich selber an und lief los. Nach einigen Schritten kam ich meiner Frau dann näher und näher. Jetzt einen guten Gesichtsausdruck machen, war mein Gedanke. Schließlich ist es nun sicher gut zu erkennen. Das ich gleich im nächsten Drugstore landen würde, um eine Bandage zu kaufen, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht.

Hier nun das Video dazu!

Video abspielen

Als würde mir jemand ein Messer ins Bein stechen, so lässt sich das Gefühl zumindest etwas beschreiben. Ein sehr starkes Reißen, ein Stich, ein Gefühl, bei dem man sofort weiß, da ist etwas heftiges passiert. Mein Gesichtsausdruck sagt eigentlich alles. 

Nachdem die Camera also nun aus war, ging ich zu Boden und mir kamen vor Schmerzen die Tränen. Aber sicher waren die Schmerzen nicht alleine der Auslöser. Es war der Schock, der Gedanke, dass der Urlaub die nächsten 14 Tage nicht wie geplant weitergehen kann. Und die Angst, was es sein konnte, die Ungewissheit, und nicht zuletzt, das Gesicht meiner Frau, die schockiert neben mir kniete und mich fragend in den Arm nahm. 

Ich versuchte, aufzustehen, was aber kaum richtig möglich war. Was machen wir jetzt, was kann das sein, fragten wir uns gegenseitig. Vielleicht ist irgendetwas angerissen? Ich versuchte mich zu beruhigen und schaffte es, mit Hilfe meiner Frau, zum Auto. Wie spät ist es zu Hause, kann ich meinen Freund und Arzt Achim anrufen? 

 

Also wurde ein Video gedreht, wie ich meinen Fuß noch bewegen konnte (siehe Video oben) und dieses meinem Arzt per WhatsApp geschickt. Wenn ich das jetzt so sehe, ist das schon irgendwie etwas skurril und ich muss darüber lachen! Der Rückruf hat dann gar nicht lange auf sich warten lassen, auf meinen Doc war immer Verlass, und wir gingen einige Beschwerden durch. Könnte ein Anriss der Achillessehne sein, war seine Vermutung. Zum Arzt gehen, hier in den USA, das wollte ich unbedingt vermeiden. Sah mich schon in einem Krankenhaus liegen. Abgesichert, schließlich sind in diesem Land die Behandlungskosten oft astronomisch und man muss oft im Voraus zahlen, sind wir generell auf Reisen, dank meiner Miles & More Kreditkarte. Darüber brauchte ich mir zum Glück keine Sorgen machen. Aber irgendwie bekommen wir das auch ohne Arzt hin, dachte ich.

Tipp: In den USA unbedingt auf eine Reisekrankenversicherung achten.

Noch ca. 600 km Fahrstrecke

 

 

Jetzt wollte tatsächlich meine Frau weiterfahren. 

Von Amelia Island bis nach Fort Lauderdale sind es gute 600 km. Da ich meinen „Gasfuss“ aber nicht mehr strecken konnte, musste ich mit der Hacke das Pedal bedienen. Das funktionierte aber nur, wenn ich ein zusammengefaltetes Handtuch unter meinen Oberschenkel schob. Da aber mein Bein nach einer Weile zu krampfen anfing, versuchte ich nur noch mit dem Tempomat Gas zu geben. Normalerweise liebe ich in den USA jede Meile, die ich fahren darf. Dieses Mal war ich allerdings froh, im nächsten Hotel angekommen zu sein. Das hatten wir am frühen Morgen bereits gebucht. Noch einen Tag später wollten wir dann am Ziel ankommen, „unsere“ Villa Venezia in Fort Lauderdale. 

Im Hotel angekommen schrieb ich gleich Andrea, unserer Vermieterin und Managerin der Villa Venezia. Ich hatte mir nämlich kurzentschlossen ein paar Gehhilfen für die restlichen Tage bei Amazon bestellt, die sie in Empfang nehmen sollte. Nachdem sie gehört hatte, was passiert war, bekamen wir sofort ein richtig tolles Upgrade.  Ein schickes Apartment im Untergeschoss, damit ich die Stufen in unser kleines Studio nicht überwinden musste. Das war wirklich total nett. Danke noch einmal, liebe Andrea, solltest Du das hier jemals lesen!

Von meinem Arzt bekam ich eine Empfehlung für eine Bandage, eine Salbe und für handelsübliche Schmerzmittel. Auch wenn wir schon sehr oft in den USA waren, wundern wir uns manchmal immer noch. Waffen kann man in jedem Outdoor-Laden einfach kaufen, und was für welche. Die empfohlene Salbe oder eine Ähnliche, konnte ich jedoch nicht bekommen. Dafür hätte ein Arzt vor Ort eine Bescheinigung ausschreiben müssen. Auch schräg: Meine Frau hatte bei einem anderen Besuch mal nur drei Paar Kontaktlinsen mit. Zwei gingen bzw. waren kaputt. Ist ja eigentlich kein Problem. In den USA schon. Hier gibt es Kontaktlinsen nur auf Rezept. 

Bein hochlegen im Autokino

Die Fahrt war dann schon sehr anstrengend. Aber mit einigen Pausen und der guten Pflege meiner Frau, war auch das zu überstehen. In der Villa Venezia wurden wir dann bereits von Andrea erwartet, alles war perfekt vorbereitet. Auch die Gehhilfen waren bereits angekommen. Wie ich finde, machen sie eine gute Figur auf dem Foto. Was ich aber nicht bedacht hatte, war, dass sie schon nach wenigen Metern dermaßen unter den Achseln scheuern, dass sie so fast unbenutzbar sind. Daher gibt es noch Schoner, die man auf die Griffe legen kann. Woher sollte ich das denn wissen. 

So verbrachten wir den restliche Urlaub also am Pool. Tagsüber immer schön gekühlt, abends dann essen „gehumpelt“. Wenn ich das Bein hochgelegt hatte, waren die Schmerzen auch sehr gering. Morgens nach dem Aufstehen war es dann aber immer besonders heftig. Auch im Autokino konnte ich mein Bein ja hochlegen. Man muss nur immer das Beste aus der jeweiligen Situation machen. Für den Rückflug hatten wir, wie für den Hinflug, Plätze an den Notausgängen gebucht und teuer bezahlt. Eine ehemalige Kollegin, jetzt bei der Lufthansa, sah meine Bilder auf Facebook und wir plauderten. Wenn Du den Platz am Notausgang wieder in Anspruch nehmen willst, kannst Du selbstverständlich nicht mit Gehhilfen ins Flugzeug steigen, warnte sie mich. Da hatte sie natürlich recht. Im Notfall hätte ich es ja geschafft, aufzustehen und die Tür zu öffnen. Aber mach das mal einer Stewardess klar. Danke noch einmal für den Hinweis, Carola!

Der restliche Urlaub verlief dann also ganz entspannt. In den Flieger dann ganz unauffällig, aber trotzdem sehr langsam, ohne Gehhilfen, eingestiegen. Keiner etwas gemerkt. Ab nach Hause!

 

 

 

 


Endlich wieder zu Hause. Da ich unsere Koffer nicht in die dritte Etage tragen konnte, musste ich zwei Kollegen darum bitten, zu helfen. Allerdings hatte meine Frau die in der Zwischenzeit bereits hochgehievt.

Am nächsten Tag hat mein Arzt dann mein Bein untersucht und kam zu der Diagnose, tatsächlich Achillessehne angerissen, erst einmal 14 Tage schonen.

Nach den 14 Tagen war aber keine Besserung zu verspüren, also noch einmal zum Spezialisten. Diagnose, klarer Riss der Achillessehne. Schickte mich gleich in die Klinik. Dort Ultraschalluntersuchung gemacht, Diagnose, uneindeutig. Sieht nach einem Riss aus, aber eigentlich auch wieder nicht. Den nächsten Termin, MRT, bekommen. Mittlerweile lag der Riss oder Anriss bereits vier Wochen zurück. CD vom Arzt ausgewertet, aber auch der konnte es nicht eindeutig feststellen. Ein „Oberspezialist“ musste her. Der auch länger an den Bildern verharrt und ja, es ist ein Riss. Aber nicht an der „üblichen“ Stelle, sondern oben an der Wade zum Muskel. 🙁 Also ein ganz übler Riss. Termin für OP vereinbart, vorher noch eine Zweite Meinung eingeholt, selbes Resultat. 

Jeder, der dann gefragt hat, wie das passiert sei, dem konnte ich das Video zeigen. Das war sehr praktisch. Normalerweise reisst die Achillessehne nicht ohne Fremdeinwirkung. Allerdings war meine vorher schon etwas „beschädigt“, nennt man Achillodynie. Was das alles gibt. 

Oben gut zu sehen: Immer vor einer OP die Seite fett mit einem Edding markieren. Auch, wenn es vielleicht nicht nötig ist, macht es besser. 

So sah mein Bein nach der OP dann aus

Das es so „verschrumpelt“ aussieht, liegt nicht an meiner Haut, sondern daran, dass es eingewickelt war!!!

Insgesamt war ich etwa acht Wochen krankgeschrieben. 

Ich glaube, nach drei oder vier Wochen bekam ich dann diesen „Astronautenstiefel“. Nicht nur, dass der total blöd aussieht, damit geht es sich auch richtig bescheiden. Alleine den anzulegen war jedesmal eine kleine Qual. Aber er soll ja dafür sorgen, dass man, sozusagen, wieder laufen lernt. Man kann ihn unterschiedlich einstellen, dass die Hacke langsam wieder Boden berührt. Abgefahren war dann, später wieder ohne Stiefel, wenn man versucht hat, sich auf Zehenspitzen zu stellen. Auf der kaputten Seite ist man wie „festgetackert“. Fühlt sich gruselig an. 

Nach einer langen Physiotherapie konnte ich dann tatsächlich mein Bein wieder belasten wie zuvor. Danke an alle Ärzte und Physiotherapeuten, auch wenn die Behandlung mit Stäbchen echt höllisch schmerzhaft war. Aber Ende gut, alles gut!

Eine schöne Narbe ist natürlich geblieben und eine Beule, die sich total eklig anfühlt, wenn man darüber streicht. Aber alles in allem bin ich wieder gut hergestellt. Allerdings habe ich seit einer Weile links nun Achillodynie. Die wurde bereits mit Elektrotherapie behandelt. Na, ich hoffe mal, noch so ein Video wird es nicht geben. 🙂