
Sklaverei, ein Wort, das nach Ketten, Peitschenhieben und gebrochener Menschlichkeit klingt. Über Jahrhunderte hinweg wurden Millionen von Menschen ihrer Freiheit beraubt, verkauft, geschlagen und getötet, um die Gier und den Reichtum weniger zu bedienen. Schon damals drehte sich alles um Geld.
Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert wurden etwa 12,5 Millionen Menschen aus Afrika verschleppt und auf Sklavenschiffen über den Atlantik verfrachtet. Rund 1,8 Millionen starben bereits auf der Überfahrt an Hunger, Krankheit und unter unmenschlichen Bedingungen, eingepfercht in dunkle Laderäume. Die Überlebenden erwartete ein Leben voller Ausbeutung auf Zuckerrohr-, Baumwoll- und Tabakplantagen.
Im Jahr 1860 lebten allein in den USA etwa 4 Millionen versklavte Menschen. Sie waren nicht nur Arbeitskräfte, sondern Eigentum. Familien wurden auseinandergerissen, Kinder verkauft, Frauen vergewaltigt und Männer gefoltert. Die Wirtschaft der Südstaaten florierte auf dem Rücken der Versklavten. Baumwolle machte in den 1850er-Jahren etwa 60 % der US-Exporte aus. Auspeitschungen, Verstümmelungen und öffentliche Hinrichtungen waren Teil des grausamen Alltags.
Selbst nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei im Jahr 1865 blieb das Trauma bestehen. Rassentrennung, Armut und systematische Diskriminierung führten dazu, dass viele ehemalige Sklaven und ihre Nachfahren weiterhin in einem Teufelskreis aus Unterdrückung gefangen blieben.
Doch die Sklaverei endete nicht mit der Geschichte. Heute leben weltweit schätzungsweise 50 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. In Zwangsarbeit, Menschenhandel und sexueller Ausbeutung. Menschen werden verkauft, ausgebeutet und gezwungen, unter lebensgefährlichen Bedingungen zu arbeiten. Von den Textilfabriken in Bangladesch bis zu den Minen im Kongo. Man kennt die Bilder, hat sich erschreckenderweise fast daran gewöhnt.
Die Geschichte der Sklaverei ist eine Geschichte des Leids, aber auch eine Geschichte des Widerstands. Von den Aufständen auf den Plantagen bis zur Bürgerrechtsbewegung. Der Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit ist noch nicht vorbei. Solange Millionen von Menschen in moderner Knechtschaft leben, bleibt diese dunkle Geschichte unvollendet.
Zum Glück können wir heute über unser Leben frei entscheiden. Oder etwa doch nicht? Oder haben sich nur Formen der Abhängigkeit gewandelt?
Ich habe vor kurzen einen interessanten Bericht gesehen, von einem Mann, der sein Leben komplett änderte. Er erarbeitet sich sehr früh eine Führungsposition in einem großen Unternehmen und hatte eine große Karriere vor sich. Doch er entschied sich anders, kündigte seinen Job und reiste um die Welt.
Heute versucht er Menschen zu überzeugen, ihr Glück selber in die Hände zu nehmen und sich ihrer Fesseln zu entledigen, um ihr Leben so zu gestalten, wie es einem zufrieden und glücklich macht. Schließlich hat man nur das eine Leben.
Allerdings sind die Meisten von uns wohl eher nicht in der Lage oder bereit dazu, einfach alles hinzuwerfen, um sich selber zu verwirklichen. Man hat Verpflichtungen, hat Menschen um sich herum, die einen vielleicht nicht begleiten würden. Man hat sich an Dinge gewöhnt, die erarbeitet wurden, die man nicht aufgeben möchte. Es hört sich immer gut an, auszubrechen und sein Leben neu zu beginnen so, wie man es möchte.
Aber wer bezahlt dann die Miete, den Lebensunterhalt. Nicht jeder kann um die Welt segeln und sich von Minijobs unterwegs ernähren. Das gelingt nur sehr wenigen. Alle anderen bleiben ein Lebenslang in ihren Strukturen und Gegebenheiten mehr oder weniger gefangen, auch wenn das vielleicht ein hartes Wort ist.
Natürlich ist jeder seines Glückes Schmied, wie man so schön sagt. Aber ist das wirklich so? Nicht jeder hat irgendwelche Talente, kann sein Hobby zum Beruf machen. Viele arbeiten in irgendwelchen Unternehmen, in denen man in einer gewissen Abhängigkeit ist. Auch wenn Du versuchst Deinen Job noch so gutzumachen, bist Du mehr oder weniger von den Launen der Entscheidungsträger abhängig. Das mag bei dem einen oder anderen harmonisch und mit Mitspracherecht funktionieren, aber von immer mehr höre ich das Gegenteil. Klar, wenn einem die Berufswahl nicht mehr gefällt, sucht man sich etwas anderes, aber ist das dann besser? Solange alles funktioniert, Du in die gewünschte Richtung marschierst, ist vielleicht alles gut. Aber wehe, wenn Du mal eine andere Meinung hast.
Eine gewisse Abhängigkeit hast Du vielleicht auch bei Deinem Vermieter. Lässt Du Dir nichts groß zu Schulden kommen, darfst Du Deinen Wohnanspruch vielleicht dauerhaft, vielleicht sogar harmonisch wahrnehmen. Hast Du aber was zu beklagen, wird das so überhaupt nicht gerne gesehen und die nächste Mieterhöhung lässt vielleicht nicht lange auf sich warten.
Und selbst wenn Du nicht zu jedem Fünften gehörst, der sich laut „Die Welt“ in seinem Job unwohl fühlt und ein fantastisches Verhältnis zu Deinem Vermieter hast, bist Du von anderen abhängig.
Ob Dir nun politische Entscheidungen, die Du mit Deiner Stimme bei der letzten Wahl abgelehnt hast gefallen oder nicht, sie werden umgesetzt. Du engagierst Dich für Abrüstung? Interessiert gerade so gut wie niemanden, das Gegenteil ist der Fall.
Du kannst und solltest Deinen Prinzipien immer treu sein, für Deine Rechte einstehen, Dich engagieren, aber verändern kannst Du nur sehr begrenzt. Du lebst in einer Welt der Abhängigkeit.
Du hast theoretisch die Freiheit, Dein Leben komplett so zu gestalten, wie Du möchtest. Aber dann bist Du einer der wenigen, die das schaffen.
Natürlich sind das Herausforderungen, von denen die damaligen Sklaven nur geträumt hätten. Selbstverständlich ist das mit diesen Schrecken der Vergangenheit zum Glück in keinster Weise zu vergleichen. Es geht uns allen ja „eigentlich“ sehr gut.
Aber manchmal stößt man selbst im Alltag auf die Vergangenheit. Wir müssen keine sichtbaren Ketten mehr tragen, aber der Abdruck ist auch heute noch immer mal wieder zu spüren.
Auch wenn wir heute keine sichtbaren Fesseln mehr tragen, sind die unsichtbaren Abhängigkeiten allgegenwärtig. Im Job, im sozialen Umfeld, in der Politik. Die Geschichte der Sklaverei erinnert uns daran, wie tief verwurzelt Ungleichheit und Machtstrukturen sind. Doch sie zeigt auch, dass Widerstand und Veränderung möglich ist.
Die Frage ist also nicht, ob wir jemals vollständig frei sein werden. Die Frage ist, wie viel Freiheit wir uns innerhalb dieser Abhängigkeiten erkämpfen können. Wir haben die Möglichkeit, unsere Stimme zu erheben, Missstände zu hinterfragen und unsere eigenen Ketten zu erkennen und vielleicht auch zu sprengen.
Freiheit beginnt im Kopf und im Mut, für sie einzustehen. Die Geschichte der Sklaverei lehrt uns nicht nur, wie grausam die Vergangenheit war, sondern auch, dass der Kampf um Freiheit niemals endet.
Die wahre Frage ist: Wie viel bist Du bereit, für Deine Freiheit zu riskieren?