Poolerlebnisse

Zu den schönsten Erlebnissen, die man im Urlaub sammeln kann, gehören für mich die, die ich in einem erfrischenden Pool machen kann.

Ein Pool ist meistens der zentrale Ort, an dem sich sehr viele Besucher tummeln. Manchmal auch zu viele für meinen Geschmack. In unserem Hotel auf Fuerteventura befindet sich der Pool im Zentrum der Hotelanlage. Hinter dem „normalen“ Pool befindet sich ein Kinderpool, an der Seite eine offene Bar mit Sitzgelegenheiten, rundherum laden in mehreren Reihen Liegen zum Sonnen und Verweilen ein. Zimmer mit Balkonen und Terrassen mit Blick auf das kühle Nass und eine Empore ebenfalls mit Liegen sind in direkter Nachbarschaft. 

Befindet man sich also im Pool, kann man herrlich das Treiben rundherum genüsslich beobachten. Allerdings darf man nicht vergessen, dass man nun selber das Objekt der Begierde ist. Schließlich können, wenn sie denn wollen, sämtliche Augen auf einen selber gerichtet sein. Doch oft sind die Meisten mit anderen Dingen beschäftigt und so kann ich meiner Leidenschaft zur Sozialforschung freien Lauf lassen.  

Im Urlaub im Pool zu schwimmen und dabei hinauszuschauen, ist eine ganz eigene Art der Meditation und manchmal auch eine Komödie. Du gleitest also entspannt durch das Wasser, während du den Blick über die Urlaubswelt schweifen lässt. Und plötzlich wird der Pool zu einem völlig unerklärlichen Mikrokosmos.

Etwa 45 Minuten lasse ich mir Zeit, um zu beobachten. Beobachten mit meinen Augen aber auch mit meinen Ohren. Ich sehe Frauen und Männer, junge, ältere, alte und Kinder. Menschen mit heller, dunkler, gebräunter, glatter und früher einmal glatter Haut. Sportliche, trainierte Körper, andere mit Übergewicht und wieder andere sehr schlanke. 

Die Meisten sitzen mit Badebekleidung auf ihren Liegen. Badeanzüge, Bikinis, Tangas, Badehosen, Shorts und Jogginghosen. Einige tragen, warum auch immer, schließlich sind es etwa 25 Grad, Socken an den Füßen.

Eine junge Frau geht an mir vorbei und ich sehe ihre vielen Muttermale. Eine andere ist übersät von Tattoos. Der Bademeister sitzt mit einer verspiegelten Sonnenbrille am Ende des Pools auf einer Liege und schaut auf sein Smartphone. Ob der jemals einen Einsatz hatte? Das frage ich mich immer, wenn ich einen Bademeister sehe. Also einen echten Einsatz, bei dem er ins Wasser springen musste, um zu helfen. Ich glaube es eher nicht. Bei einer Tiefe von 1,60 Metern eher unwahrscheinlich, oder? Ob man sich das in diesem Beruf wünscht? Wenn man jahrelang nie die Gelegenheit hatte, ist man dann überhaupt in der Lage, schnell zu reagieren? Ich werde es wahrscheinlich nie erfahren. 

Generell hat auch hier am Pool etwa die Hälfte ihr Smartphone in der Hand oder auf dem Schoss oder zumindest auf der Liege. Einige lesen auf ihrem kleinen Kindl, die scheinen nicht aus der Mode gekommen zu sein, ein paar wenige haben ein Buch oder eine Zeitschrift in der Hand. 

Ich beobachte ein Pärchen, das versucht, Hand in Hand durchs Wasser zu waten, aber irgendwie sieht es eher aus, als ob sie in Zeitlupe stolpern, als ob einer von ihnen gleich beim Versuch, den perfekten „Liebes-Tanz-unter-Wasser“-Moment zu schaffen, einen Krampf bekommt. Es ist wie ein Tanz, aber der Tanz ist der Versuch, nicht auf dem Boden des Pools zu landen. Ein herrlicher Anblick. 

Ich beobachte die Familie, die aufgeregt die Pooltreppe hinuntergeht, als ob das ein Wettrennen gegen die Zeit wäre. Kinder in Schwimmflügeln flitzen herum wie kleine, explodierende Raketen, während die Eltern verzweifelt versuchen, das Chaos zu bändigen.

Dann sehe ich diesen Typ, der mit einer Arroganz durch das Wasser gleitet, als wäre er der selbsternannte König der Schwimmer. Im Kraul-Stil, versteht sich, und das natürlich in einem Pool, der gar nicht die benötigte Länge dafür hat oder einfach zu voll ist. Ich könnte wetten, dass er im echten Leben bei einem echten Wettkampf mit weniger Eleganz wie ein Karpfen gegen eine Mauer schwimmen würde.

Und dann kann ich die studieren, die es wirklich geschafft haben. Sie treiben einfach im Wasser und wirken dabei so entspannt, als ob sie gerade mit dem Dalai Lama auf einem Berg meditiert haben. 

Und ich beobachte genau das Gegenteil um den Pool herum. Fleißige Mitarbeiter, die es sehr eilig haben. Einige, die von einem Zimmer zum Nächsten eilen, um diese für uns Gäste zu säubern und herzurichten. Ein paar sind in sich gekehrt, andere lachen und unterhalten sich angeregt mit Kollegen.  

Ich schaue auf die Palmen rund um den Pool, wie sie sich im Wind wiegen. In ruhigen Momenten erzeugen die Reflexionen dieser Palmen und des Hotel-Gebäudes auf dem Wasser und zeigen eine fast mystische Stimmung.

Das klare Wasser spiegelt den Himmel und die Wolken wider. Wenn die Sonne scheint, tanzen glitzernde Lichtpunkte auf der Wasseroberfläche, die durch die sanften Wellen der Bewegung entstehen.

Der Wechsel von Licht und Schatten ist besonders auffällig, wenn die Sonne hoch stand. Ich sehe wie sich die Schatten der Bäume und der Poolbar auf das Wasser ausdehnen und verschieben, während die Sonne ihren Stand verändert. Der Kontrast zwischen den Sonnenstrahlen und den schattigen Bereichen schafft eine angenehme Atmosphäre. 

Der Klang des Wassers, das sanft plätschert und dann wieder aus einer der Düsen sprudelt, ist beruhigend und lässt mich entspannen. Wenn andere schwimmen, erzeugen ihre Bewegungen kleine Wellen, die den Pool auflockern.

Und während ich so im Wasser treibe, die Sonne meine Stirn bräunt, entdecke ich, dass die „Aussicht“ viel mehr zu bieten hat, als ich beim Betreten des Pools für möglich gehalten habe.  

All diese Eindrücke zusammen ergeben ein lebendiges Bild des Poolerlebnisses, bei dem sich Ruhe und Aktivität, Natur und Mensch, Licht und Wasser auf angenehme Weise vermischen.

Der Wind auf meiner Haut, das kühle Nass, auf dem ich schwerelos treiben kann. Ich habe bis heute nicht wirklich verstanden, was genau das Element Wasser eigentlich wirklich ist und meine Gedanken kreisen. Denken an den Rest des Tages, den Urlaub, an das Kommende und an das Gewesene. Ich schließe die Augen und genieße das Wasser, das mich mühelos trägt. Ich spüre eine tiefe Zufriedenheit. Ich schaue mit etwas Wehmut zurück auf die bereits vergangenen Urlaubstage und denke doch mit etwas Vorfreude an zuhause.

Ich könnte ewig so weiter vor mich hin dümpeln, beobachten und genießen. 

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