
Restaurantsterben
In unserer Stadt liest man in letzter Zeit immer wieder vom Restaurantsterben. Selbst sehr alt eingesessene Restaurants schließen für immer ihre Türen.
Als ich kürzlich erfahren habe, dass nun auch eine sehr beliebte Pizzeria, die bereits seit 1972 existiert, damals noch unter einem anderen Namen, schließt, war ich überrascht. Ich überlegte, wann ich das letzte Mal dort war. Wahrscheinlich ist das schon 20 Jahre oder länger her.
Gehst du gerne essen? Vielleicht sogar mehrmals im Monat? Wir lieben es eigentlich auch, aber wie so vieles hat sich das in den letzten Jahren verändert.
In unserer Einkaufsstraße und der gesamten Umgebung gibt es zahlreiche kulinarische Angebote. Satt werden ist kein Problem, dank Fast Food sogar rund um die Uhr. Doch geht man essen, um einfach nur satt zu werden? Klar, in der Mittagspause mag das so sein. Wenig Zeit, kein gutes Kantinenangebot, da zählen Schnelligkeit, Erreichbarkeit, Preis und Geschmack. Dagegen ist nichts einzuwenden.
Anders ist es, wenn ich aus Genussgründen essen gehe. Für mich ist das ein Erlebnis. Doch genau daran scheitern viele Restaurants. Wenn Ambiente, Service und Essen austauschbar sind, frage ich mich: Warum dafür bezahlen, wenn ich es zu Hause günstiger und vielleicht sogar besser bekomme?
Ich esse zum Beispiel gerne ein gutes Steak. Samstags landet es in unserer Grillpfanne, mit Kräuterbutter, Rosmarin, Grilltomate, original Blockhaus Zaubergewürz und Steakhousebrot. Dazu Ofengemüse, ein leckerer Dip, ein Hefeweizen oder Rotwein, perfekt abgerundet durch einen Digestif. Und das alles an dem Ort, an dem ich mich am wohlsten fühle: zu Hause.
Zugegeben, im Lieblingssteakhouse um die Ecke schmeckt es vielleicht minimal besser. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, das Ambiente passt und vor allem: Der Service ist herzlich. Eine besonders freundliche Mitarbeiterin macht jeden Besuch zu etwas Besonderem. Denn ein Restaurantbesuch steht und fällt mit den Menschen, die dort arbeiten.
Viele Betriebe setzen auf das, was „funktioniert“: Standard-Burger, Pasta, Caesar Salad. Ohne eigene Handschrift bleibt alles blass. Es fehlt an Leidenschaft, die der Gast spürt. Unmotiviertes Personal, liebloses Essen und austauschbares Ambiente? Kein Grund, wiederzukommen.
Ich erinnere mich noch gut an unseren ersten Besuch im „Hans im Glück“. Was für eine coole Location! Bäume im Restaurant, außergewöhnliche Sitzplätze, stimmige Musik, leckere Burger, dazu ein Cocktail. Selbst die Toiletten waren ein Erlebnis, mit der Geschichte von Hans im Glück im Lautsprecher. Günstig war es nicht, aber jeden Cent wert.
Wenn man sein hart verdientes Geld ins Restaurant trägt, will man mehr als nur Essen. Man will ein Erlebnis. Rooftop-Bars, versteckte Hinterhöfe, Restaurants in alten Industriehallen, solche Orte bleiben im Gedächtnis. Personal, das Gastgeber ist und nicht nur Bestellungen aufnimmt. Ein Koch, der das Gericht am Tisch finalisiert. Ein Kellner, der die Geschichte hinter dem Wein erzählt. Ein Geschäftsführer, der während des Essens an die Tische kommt, fragt, wie dieses ankommt. So wird Essen zur Erzählung.
In den USA suchen wir oft gezielt nach Red Lobster. Die Cheddar Bay Biscuits (das sind warme, herzhafte, fluffige Käsebrötchen mit würzigem Cheddar und Knoblauch, außen leicht knusprig und mit einer Butter-Kräuter-Glasur verfeinert) alleine sind den Besuch wert. Dazu die Endless Shrimps: ein Fest für den Gaumen. Die maritim eingerichteten Filialen mit Deko im Fischerhafen-Stil schaffen ein besonderes Ambiente. Besonders schön ist es, wenn man dort einen besonderen Anlass feiert, wie einen Geburtstag oder Hochzeitstag. Dann bekommt man oft einen kleinen Kuchen oder ein Dessert, geschmückt mit Wunderkerzen, an den Tisch gebracht. Begleitet wird das von einem fröhlichen Ständchen des Personals, was den Moment unvergesslich macht. Natürlich nur, wenn man das möchte.Für ein solches Erlebnis fahren wir auch mal eine knappe Stunde.
Meiner Meinung nach stimmt oft das Preis-Leistungsverhältnis in vielen Restaurants nicht mehr. Ja, das Material, die Mitarbeiter, die Energiekosten, alles ist teurer geworden, aber die Preise dürfen trotzdem nicht überzogen sein. Restaurants, die verstehen, dass es um mehr geht als um Nahrungsaufnahme, schaffen nicht nur Umsatz, sondern Erinnerungen.
Wie müsste ein Restaurant für dich aussehen, damit du sagst: „Das war jeden Cent wert?“