Tanz des Lebens

Während ich gerade die ersten Zeilen meines neuen Blogbeitrags schreibe, möchte ich anmerken, dass ich gerade erst nach Hause gekommen bin. Und das leicht verschwitzt. Aber solange ich das Thema noch gerade so gut in meinem Kopf verarbeite, versuche ich es aus meinen Gedanken auf das Papier, oder eher gesagt, auf die Tastatur zu bringen.

Warum leicht verschwitzt wirst Du Dich jetzt fragen. Ist es so warm draußen? Komme ich gerade vom Sport? Bin die ich Treppen zu schnell hinaufgelaufen? Nichts dergleichen, obwohl, es war eigentlich doch Sport. Wenn auch nicht im üblichen Sinne.

Ich bin eigentlich kein Mensch, der „normalerweise“ ständig neue Dinge ausprobiert. Eigentlich! Aber in letzter Zeit hat sich das etwas geändert. Meine Frau schafft es immer wieder, dass ich mich neuen Herausforderungen stelle. Ich muss zugeben, am Anfang bocke ich erst einmal, aber meistens macht es mir dann doch Spaß. Das wiederum gebe ich dann nicht immer gleich zu, sondern behalte mich zunächst bedeckt. Das übliche „habe ich Dir doch gesagt“ verschiebe ich damit zumindest oft etwas. 

Warum mag ich nicht so gerne neue Dinge ausprobieren? Vermutlich weil ich denke, ich könnte mich unwohl fühlen, das Unbekannte, das auf mich zukommt, nicht zu können. Die Umgebung oder die Menschen nicht zu mögen. Keinen Spaß daran zu haben. Aber diese Gedanken im Vorfeld sind natürlich totaler Quatsch. Woher soll ich das denn wissen, wenn ich es nicht kenne? Und wenn es mir nicht gefällt oder ich es nicht kann, mache ich es eben zum ersten und letzten Mal. Außer etwas Zeit und vielleicht auch Geld verliert man ja nichts. 

Nun rede ich nicht vom Fallschirmspringen oder einem Tattoo. Nein, es sind meistens harmlose Dinge. Letzten Sonntag wurde mir zum Beispiel vorgeschlagen, einmal Hot Yin Yoga auszuprobieren. 

Wie ich bereits erwähnt habe, liebe ich Yin Yoga. Für alle, die (immer noch) nicht wissen, was Yin Yoga ist: Yin Yoga ist eine sehr ruhige und sanfte Yoga-Art, bei der man die Übungen länger als üblich hält, so zwischen 3 und 5 Minuten. Das Schöne daran ist, dass alle Übungen im Sitzen oder eher noch im Liegen, meistens ohne Muskelanspannung, durchgeführt werden.

Bei Hot Yin Yoga werden diese Übungen allerdings bei einer Temperatur von etwa 33 Grad praktiziert. Meine Frau wollte das also einmal ausprobieren und versuchte mich zu überzeugen, mitzumachen. Sie war überzeugt davon, dass es mir bestimmt auch gefallen würde. 

Also habe ich natürlich ja gesagt. Was soll da schon schiefgehen? Die meisten Übungen kenne ich bereits, ein neues Yoga-Studio kennenzulernen und ein paar Menschen, die teilnehmen und eine neue Yoga-Lehrerin, ist doch nichts dabei. 

Natürlich waren wir auf meinen Wunsch rechtzeitig da. Schließlich musste ich erst die Umgebung sondieren und alles auf mich wirken lassen und vor allem, einen guten Platz für mich finden. Am liebsten, wie üblich, irgendwo in der letzten Reihe, am besten an der Wand rechts oder links. Schon beim Betreten des Studios war allerdings die Anspannung schon wieder verflogen. Die Yoga-Lehrerin begrüßte uns sehr freundlich, das Studio, die Umkleidekabinen, der Warteraum, schienen perfekt zu sein.

Meinen gewünschten Platz konnte ich dann auch ergattern und was soll ich sagen, die Stunde war eine der besten Yoga Stunden, an denen ich je teilnehmen durfte. Die Hitze trug einfach noch mehr zur Entspannung bei, die Musik, das Ambiente, es war für mich fast spirituell. Eine wunderschöne Erfahrung. Zu Hause angekommen haben wir uns gleich wieder für die nächste Woche angemeldet. Wie immer also vorher zu viele Gedanken gemacht.

Aber jetzt komme ich gerade nicht vom Yoga, was wegen des leicht verschwitzen Zustandes ja passen würde. Nein, ich komme von einer Schnupperstunde „Modern Line Dance“. Der eine oder die andere wird sich jetzt vielleicht fragen, was bitte ist das? 

Modern Line Dance ist eine Tanzart, bei der jeder für sich, aber trotzdem in einer Gruppe tanzt, und zwar in Reihen und Linien. Es gibt bestimmte Schritt-Reihenfolgen, nicht nur nach Country-Musik, sondern auch nach moderner Musik. 

Ich bin mir recht sicher, dass Tanzstunden, die man mit seinem Ehepartner oder seiner Ehepartnerin beschreitet, ein Scheidungsgrund sein können. Vielleicht nicht nach der ersten oder zweiten Stunde, aber im Laufe eines Kurses bestimmt. 

Ich habe in dieser Tanzschule bereits Discofox, Tango und natürlich einen Hochzeitskurs mit meiner Frau „überstanden“. Wir sind immer noch zusammen. Bei Tango kam ich nach der dritten Stunde allerdings an meine Grenzen. Irgendwie hatte ich meine Tanzschritte nicht so richtig drauf und war etwas genervt, erinnere ich mich. Aber irgendwie hat es dann so einigermaßen funktioniert.

Line Dance ist da noch einmal wieder anders. Erst hatte ich befürchtet, wir könnten nur zu dritt oder viert sein. Das war dann aber nicht der Fall. Gut 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen, ganz unterschiedlichen Alters, standen bereits kurz vor 17 Uhr bereit, um es auszuprobieren. Die junge Tanzlehrerin, die mir bereits Tango beibringen wollte, also Tango beigebracht hat, erkannte ich wieder. 

Nachdem sie die ersten Schrittfolgen einige Male vorgemacht hat, wir dann versucht haben, ihr zu folgen, ging es dann auch gleich mit Musik los. Schon nach kurzer Zeit verspürte ich Freude daran. Mich zum Takt einer Musik zu bewegen, fällt mir eigentlich auch nicht schwer. Mir irgendwelche Choreografien zu merken, ist dann schon wieder etwas anderes. Aber heute klappte es ganz gut. 

Natürlich wollte sie uns einen Überblick in der Stunde verschaffen und so ging es dann schnell zur nächsten Schrittabfolge und danach zur nächsten und zur nächsten. Das Bein vorne rechts über Kreuz oder hinten. Viermal Klatschen und viermal und dann beim Rückwärtslaufen noch einmal?

Schweißtropfen bildeten sich auf meiner Stirn und mir wurde warm. Ich kann mir an einem Abend gut eine Sache merken, vielleicht auch noch zwei. Aber vier waren eine echte Herausforderung. Und während die „wenigen“ Männer teilweise ihre Schwierigkeiten hatten, flutschte es bei den Damen anscheinend etwas besser.

Mein Blick auf die Uhr war eine Mischung aus Hoffnung, die Stunde sei noch nicht vorbei und dann wieder, wann ist sie vorbei. Aber aller Anfang ist schwer, doch mit einer gewissen Leichtigkeit machte es trotzdem riesigen Spaß. 

Wenn etwa 30 wildfremde Menschen, erwachsene Menschen, sich genau wie Du im Takt zur Musik bewegen, eine Mischung aus Konzentration, Anspannung und purer Freude im Gesicht zu erkennen ist, hat sich doch auch diese neue Erfahrung bereits gelohnt. Und ob Du nun immer alles richtig macht, ist doch eigentlich egal. Kein Grund zum Streiten. Hauptsache, beide haben Spaß. Muss denn immer alles perfekt sein? Kann man nicht auch mal über seine eigenen und auch über die Fehler der anderen lachen, ohne dass man es sich selber oder andere einem das übel nehmen?

Das Leben ist viel zu ernst. Und das Leben hat viel mehr zu bieten, als diese wenigen Erfahrungen, die Du bereits erleben konntest. 

Wir haben alle nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung, warum nicht einfach einen Bruchteil dieser kostbaren Zeit in etwas Neues investieren. Im schlechtesten Fall hast Du eine Erfahrung mehr und weißt, was nicht zu Dir passt. 

Das ganze Leben ist ein Tanz. Mal geht es ein paar Schritte nach vorne, mal zur Seite, aber auch mal wieder zurück. Mal kommst Du zur Ruhe, wie bei einem langsamen Walzer, mal stehst Du unter Strom, wie beim Rock ’n‘ Roll. 

Und wenn Du nicht ab und an etwas Neues wagt, wirst Du es am Ende vielleicht einmal bereuen. Also mach es wie ich, trau Dich einfach. 

 

 

Wenn tanzen nichts für Dich ist, wie wäre es stattdessen mit einer kleinen Wanderung? Das Wetter lädt ja immer häufiger dazu ein, Zeit im Freien zu verbringen.

Hier gehts zu meinem Wandertipp. 

Das heutige Foto finde ich besonders schön!