The Crown
Wer von Euch ist auch, wie ich, ein Serienjunkie? Wenn Du dazu gehörst oder es vielleicht auch noch einmal werden möchtest, dann ist mein heutiger Blogbeitrag für Dich.
Eine liebe und geschätzte Freundin, Sabine, Ehefrau eines ebenso lieben und geschätzten Ex-Kollegen, Heinz, hat neulich gesagt, sie mag meine Blogbeiträge sehr. Das hat mich natürlich gefreut, zu hören. Sie sagte „aber“ auch, dass ich oftmals etwas altmodisch schreibe, was allerdings gar nicht böse gemeint war. Altmodisch insofern, dass ich immer mal wieder gerne über „die gute alte Zeit“ schreibe.
Darüber habe ich nachgedacht und ja, da hat sie recht. Vielleicht liegt das am Alter. Vielleicht erzählt eine heute Zwanzigjährige in zwanzig Jahren auch gerne über die Zeit vor zwanzig Jahren. Nun bin ich aber nicht jemand, der ständig behauptet, früher war alles besser. Der Meinung bin ich nämlich nicht. Ja, es gab früher Dinge, die sicherlich besser waren als heute. Aber insgesamt ist das Leben hier und jetzt sicher um einiges einfacher, als noch vor 30 oder 40 Jahren.
Wie auch immer, ich schweife ab. Als meine Mum vor vielen Jahren auf meinen Wunsch bei allen Nachbarn klingelte, um (für mich) für das damals neue Kabelfernsehen zu werben, ahnte niemand, dass sich das Fernsehen eines Tages komplett verändern würde. Damals war es eine Sensation, plötzlich die Wahl zwischen zwanzig Sendern und mehr zu haben, statt nur aus drei Programmen wählen zu können. Heute schaut kaum noch jemand zu bestimmten Zeiten bestimmte Programme. Es sei denn natürlich, es sind Liveübertragungen.
Heute wird gestreamt und die Anbieter werden immer mehr und mehr. Man darf gar nicht zusammenrechnen, was das alles kostet. Netflix, Amazon, Sky, Apple TV und wie sie alle noch heißen. Jeder hat irgendetwas, was man gerne schaut. Also abonniert man heute noch etwas dazu, um nur die eine Serie zu schauen, kündigt die dann aber wieder nicht und wird „gezwungen“, noch einen anderen Anbieter zu buchen, weil nur da die andere neue Lieblingsserie läuft. Es ist verrückt.
Nun hat meine Frau mich vor einigen Jahren überreden wollen, die Serie „The Crown“ mitzuschauen. 2016 kam die erste Staffel raus. Worum geht es, um das britische Königshaus.
Dankend lehnte ich es ab, da ich noch nie ein Fan königlicher Familien war. Klar, als ich, ich glaube, es war 1983, meine Klassenfahrt nach London machte, war ich natürlich auch etwas in Lady Di verschossen. Das war auch völlig normal. Aber die Prinzen und die vielen Verwandten interessierten mich noch nie. Was das alles kostet, war eher immer mein Gedanke. Wenn ich dann doch einmal den einen oder anderen aus der Königsfamilie gesehen habe, machte ich mich generell lustig über ihn. Wie viele Einsätze müssen einige gehabt haben, um so viele Orden bekommen zu haben? Das sieht in meinen Augen oft mehr nach Karneval als nach einem offiziellen Anlass aus oder um wirklich verdiente Auszeichnungen.
OK, nachgelesen erfährt man dann, es sind nicht nur Orden, sondern auch Ehrenzeichen, die getragen werden. Trotzdem, nach wirklicher Arbeit sieht das im Königshaus eher nicht aus.
Nun lies meine Frau aber nicht locker und konnte mich tatsächlich überreden, die erste Folge einfach mal anzuschauen. Sie hatte die gesamte erste Staffel bereits „durchgesuchtet“.
Jetzt bin ich glücklicherweise ein Mensch (geworden), der einen Irrtum zugibt, wenn auch ungern. Aber bereits nach der ersten Folge war ich komplett angefixt. Alleine der Vorspann mit der Musik von Hans Zimmer, den wir schon live erleben durften und dessen Fans wir beide sind, spiegelt die Qualität dieser Serie wider. Und auch wenn ich, wie gesagt, kein Experte für die britische Monarchie bin und bei vielen weder den Namen noch den Titel oder die Funktion kannte, war ich fasziniert. Es ist unfassbar, wie gut die Rollen besetzt sind, welche Ähnlichkeiten sowohl optisch als auch in den vielen kleinen Gesten vorhanden sind. Auch die Geschichten, ob authentisch oder Fiktion, sind einfach fesselnd. Alleine die erste Staffel hatte ein Budget von etwa 80 Millionen US-Dollar, unfassbar. Damit war es bis dahin die teuerste Produktion von Netflix.
Ich muss zugeben, ich war dieser Serie komplett verfallen und konnte gar nicht aufhören, eine Folge nach der anderen zu schauen. Die Darsteller werden alle nach zwei Staffeln ausgetauscht, was aufgrund der Alterung natürlich auch Sinn macht. Bei der dritten Staffel muss man sich also erst einmal an die neuen Schauspieler gewöhnen, die alten sind einem schon ans Herz gewachsen. Aber der Übergang ist so phänomenal, wie die Serie selber. Man taucht tief in die Familie ein, ob man will, oder nicht. Und auch, wenn mich das eigentlich erst so überhaupt nicht interessiert hat, war ich nach wie vor total begeistert. Mit wie viel Aufwand und Liebe zum Detail jede noch so kleine Szene gedreht wurde, ist wirklich sensationell. Auch die Drehorte und Kleidung der Darsteller, der Fuhrpark, einfach fantastisch. Wie hat man das nur so drehen können?
Ich würde mich schon als Cineasten und absoluten Serienkenner bezeichnen. Wenn also eine Serie so professionell umgesetzt wird, muss ich meine Meinung auch mal ändern. Ich gebe also zu, auch wenn ich sie anfänglich abgelehnt habe, diese Serie leidenschaftlich zu schauen und dass ich ein großer Fan geworden bin.
Nun wird in diesem Genre ja oft gespoilert, für die altmodischen Leser übersetzt, Kommendes ausgeplaudert. Wer also die Serie noch sehen möchte und sich auf die gerade erschienene fünfte Staffel freut, ich spoilere jetzt, also eventuell hier aufhören zu lesen!
Endlich war sie da, die fünfte Staffel. Dass die Queen leider kürzlich gestorben ist, ist ja nicht gespoilert. Wir haben danach alle vier Staffeln noch einmal geschaut und jetzt, das Datum stand ja fest, der fünften Staffel entgegengefiebert. Die Frage, die man sich stellt, ist der Übergang mit den neuen Darstellern genauso geglückt, wie von Staffel drei auf vier?
Was soll ich sagen, mir fehlen die Worte. Dass eine so tolle Serie plötzlich dermaßen schlecht wird, ist unfassbar. Die wichtigsten Besetzungen sind so unpassend ausgewählt worden, wie sie nur sein können. Der Schauspieler, der Prinz Charles spielt, hat so viel Ähnlichkeit, wie ich mit der Queen. Wohlwollend vielleicht minimal von Hinten. Die Queen, die Darstellerin hätte mal bei Harry Potter bleiben sollen, grinst plötzlich ständig, isst aus Tupperdosen und hat gar keine „Klingel“ mehr (Fans wissen, was gemeint ist). Lady Di geht auch gar nicht, auch wenn sie noch die meiste Ähnlichkeit hat. Auch die Geschichte ist total schlecht geworden, es ist nur noch traurig. Zwar gewöhnt man sich nach der dritten Folge zwangsweise etwas daran, aber es ist plötzlich wie eine schlechte Kopie. Als hätten wir uns alle verkleidet und spielen die Serie nach. Wirklich total enttäuschend.
Unter diesen Umständen hätten die Macher die Serie bei vier Staffeln belassen sollen. Natürlich will man wissen, wie es weitergeht und wir sind Stand jetzt (zum Glück) fast durch mit der neuen Staffel. Aber dass wir uns schon auf die letzte, Sechste, freuen, nein.
Da kann man froh sein, dass es nicht nur drei Programme gibt, wie früher. Heute hat man die fast unbegrenzte Auswahl, man muss es ja nicht schauen. Aber ich habe noch nie erlebt, dass man sich so gigantisch verschlechtern kann. Wirklich sehr schade.
Dennoch, auch wenn Ihr wie ich, keine Fans der Royals seid, versucht Euch die erste Staffel einmal anzuschauen. Wenn Ihr nicht nach den ersten Folgen, wie ich, angefixt seid, war es zumindest ein Versuch.
Auch, wenn in dieser Serie wahrscheinlich nur ein Teil der Wahrheit entspricht, möchte ich doch mit niemandem aus der Familie tauschen. Was nützt eine Krone im goldenen Käfig, wenn einem vorgeschrieben wird, wen man zur Partnerin oder zum Partner nehmen darf und ständig in der Öffentlichkeit steht. Ein schrecklicher Gedanke.