Teil 2
Genau das denken unsere Volksvertreter auch (Beispiel war der Publikumsjoker bei Günther, bei dem alle Kandidaten befragt werden aus Teil 1). Denn in der Zeit von 2002 bis 2005 waren es noch 603 Gewählte, während es seit 2021 736 sind. Und das bei einer monatlichen Abgeordnetenentschädigung, laut Wikipedia, von 10.323,29 Euro. Wenn wir also von unserem Geld monatlich 7.597.941,44 Euro abgeben, wird das seinen Grund haben. Alles, was da noch hinzukommt, lasse ich an dieser Stelle einmal weg.
Ich habe das große Privileg, dass meine Mama fast täglich für mich kocht. Nun haben wir das Glück, dass viele Einkaufsmöglichkeiten in direkter Nähe vorhanden sind. Gibt es tatsächlich keine Milch bei Händler A, geht sie zu Händler B. Ist diese aber bei dem zu teuer, bekommt Händler C einen Teil unseres Vermögens. Aber selbst wenn in direkter Nähe das gewünschte Produkt nicht zu beschaffen ist, so what. Wir leben in einer globalen, offenen Welt. Dann besorge ich es bei passender Gelegenheit von etwas weiter weg, wenn es sein muss, kann ich heutzutage sogar online etwas bestellen. Man glaubt es kaum, selbst Ware, die heute noch in München in einem Lager liegt, kann morgen schon bei mir sein. Natürlich versuchen wir das zu vermeiden oder auf ein Minimum zu reduzieren, aber es ist möglich. Und selbstverständlich verlassen wir uns nicht generell auf einen Händler. Der Vergleich ist wichtig und spart am Ende Geld.
Nun haben wir unseren hoch bezahlten Spezialisten einen Teil unserer Verantwortung übergeben, um ihre Aufgaben mindestens genauso professionell abzuwickeln. Das ist aber, wie wir jetzt alle deutlich feststellen müssen, nicht der Fall.
Am 11. März 2011 passiert das Unfassbare, die Rede ist von der Nuklearkatastrophe Fukushima. Daraufhin beschließen unsere damaligen Verantwortlichen, den Ausstieg aus der Atomenergie. Aber keine Sorge, denn schon kurze Zeit darauf werden wir über eine Pipeline durch unsere Freunde aus Russland versorgt. Und das zu einem sehr guten Preis.
Die Energieversorger verdienen gut, können sich etwas „auf den Beutel legen“, wir bekommen unsere Energie günstig und sind in absehbarer Zeit nicht mehr auf die risikobehafteten Atomkraftwerke angewiesen. Alle sind zufrieden.
Ohne den Super-GAU Fukushima, was ganz schrecklich war, wäre niemand auf die Idee gekommen, unsere Atomkraftwerke möglichst kurzfristig zu ersetzen. Man könnte ja meinen, man hätte es auch ohne diese Katastrophe auf die Agenda setzen können, aber nein, es muss erst einmal etwas passieren.
Jetzt, der nächste Super-GAU. Die Ukraine wird angegriffen. Ganz schrecklich, was täglich dort passiert. Zum Glück steht unsere Verteidigung. Denn spätestens als Frau von der Leyen Verteidigungsministerin geworden ist, wurde aufgerüstet. Denn mit ihrem Antritt 2014 sorgte sie dafür, dass etwa 50.000 Stuben der Bundeswehrbediensteten renoviert und mit Flat-Screens und Minikühlschränken ausgestattet wurden. So hat sie für den Ernstfall vorgesorgt.
Gut, damals gab es eben andere Prioritäten und man konnte nicht verlangen, dass man davon ausgehen konnte, dass wir uns eines Tages vielleicht noch einmal verteidigen müssen. Jetzt wissen wir es und es werden kurzerhand 100 Milliarden Euro in die Aufrüstung, sorry, Ausstattung, gepumpt. Gepumpt im wahrsten Sinne des Wortes, denn das Geld ist ja eigentlich gar nicht da.
Dass wir uns nicht verteidigen können, ist ja nicht schlimm, würde im Falle eines Atomangriffes sicher sowieso nichts verhindern, aber nun haben wir ja auch zu wenig Gas und zu wenig Strom. Konnte ja keiner ahnen, dass es nicht gut ist, alles auf eine Karte zu setzen und sich einem unberechenbaren Regime in völlige Abhängigkeit zu begeben. Also reist man wild in der Weltgeschichte herum und kauft alles zusammen, was einem in die Hände fällt. Dieses Mal von arabischen Ländern, in denen die Regierungen allesamt demokratisch gewählt wurden und sich für Frauen- und Menschenrechte einsetzen. Da man es eilig hat und als Bittsteller kommt, sind die neuen Preise natürlich wesentlich höher. Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not? Überflüssig!
Da wir ja aber, wie das ukrainische Staatsoberhaupt GEFORDERT hat, Russland so weit boykottieren, wie es nur geht (was meiner Meinung auch überwiegend richtig ist), kaufen wir lieber teures Gas, zum Beispiel aus Indien. Dass Indien wiederum dieses ziemlich sicher zuvor in Russland gekauft hat, spielt ja keine Rolle. Dass Putin sich über Deutschland sicherlich schlapp lacht, spielt ja ebenfalls keine Rolle. Dass die meisten Russen, von alledem kaum etwas mitbekommen, ihr fast normales Leben weiterleben, der Rubel auf Rekord-Höhe ist, spielt ebenfalls keine Rolle. Dass wir anscheinend das einzige Land in Europa sind, das den Gasnotstand ausgerufen hat, andere europäische Länder ungern ihr Gas mit uns teilen wollen, macht natürlich auch nichts.
Nicht falsch verstehen, ich bin auf jeden Fall der Meinung, dass die Ukraine unterstützt werden muss. Aber muss man nicht abwägen, was zielführend ist und was nicht? Macht man sich darum keine Gedanken, weil man Angst hat, das Gesicht zu verlieren, wenn Russland nicht bedingungslos boykottiert wird? Das scheint niemand aussprechen zu wollen.
Dafür übertrumpfen sich unsere jetzigen Verantwortlichen mit konstruktiven Vorschlägen, um Energie zu sparen.
In der dunklen Jahreszeit Beleuchtung reduzieren oder ausschalten, Weihnachtsbeleuchtung aus, Heizung am Arbeitsplatz runterregeln, zu Hause natürlich erst recht. Wassertemperatur in Schwimmhallen runterstellen, Wellnessbereiche schließen, Saunen benötigt kein Mensch. Schließlich geht es den Hotels nach bzw. während Corona blendend und welcher Gast bucht im Winter schon wegen eines schönen Wellnessbereiches sein Hotel. Duschen reduzieren, Waschlappen reicht auch. Natürlich wird das in den kommenden Wochen noch mit weiteren, inspirierenden Vorschlägen erweitert.
Die Versorger, den es viele Jahre gut ging, benötigen nun eine Umlage von uns. Selbstverständlich zusätzlich zu den Preissteigerungen. Komisch, dass mein Supermarkt um die Ecke oder mein Friseur gar nicht auf die Idee gekommen ist, eine Corona-Umlage wegen gestiegener Kosten zu verlangen. Dass der Staat diese Umlage nicht direkt an die Versorger zahlt, ist verständlich. Wo würde denn sonst der Aufwand bleiben? Lieber von jedem Bürger einzeln einzuziehen und überwachen. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Und ob der Energieversorger nun in Schräglage gekommen oder bei bester Gesundheit ist, die Umlage wird an alle mit der Gießkanne ausgekippt. Wobei dieser kleine Fehler anscheinend nun auch aufgefallen ist und noch einmal überdacht wird, immerhin.
Und wer hätte gedacht, dass ein kleines Land wie die Ukraine für einen großen Teil, gefühlt hauptsächlich, für die Ernährung der Dritten Welt sorgt. Es wird gefeiert, dass es dem türkischen Staatsoberhaupt gelungen ist, durch Verhandlungen dafür zu sorgen, dass sich EIN Schiff mit Weizen auf den Weg nach Afrika machen konnte, um die Bevölkerung vor dem Hungertod zu bewahren. Scheint das einzige Land zu sein, dass ausreichend Weizen produziert.
Apropos Verhandlungen. Diese finden nach wie vor zwischen den Kriegsparteien nicht statt. Stattdessen schiebt man auf beiden Seiten immer mehr Kriegsmaterial nach, erobert einen Abschnitt, um diesen dann möglichst schnell zurückzuerobern. Menschen sterben, die Bevölkerung leidet, bis wahrscheinlich in nicht absehbarer Zeit erneut die Türkei vermittelt, man sich einigt und dann verlangt, Deutschland vorne weg und natürlich auch alle anderen Länder, Aufbauhilfe in Geld, Material und Arbeiter zu leisten.
Ein Krieg wird meiner Meinung nach nur beendet, wenn eine Partei die Andere soweit vernichtet, dass kapituliert werden muss. Das würde aufgrund des Nachschubes in diesem Fall vermutlich sehr lange dauern und ganz schreckliche Folgen haben. Daher muss man sich doch zwangsweise früher oder später an einen Tisch setzen, so schwer es auch fällt. Dann doch lieber früher, oder?
Natürlich hätte man das alles nicht voraussehen können, auch wenn es viele Anzeichen für den Angriff der Russen gab. Und eine ehemalige Verantwortliche beantwortet die Frage, ob sie alles richtig in den 16 Jahren ihrer Verantwortung gemacht hat, wie folgt: Ja! Die Entscheidungen, sich in völlige Abhängigkeit zu begeben, war völlig richtig. Danke Frau Merkel.
Niemand hat jemals etwas falsch gemacht. Natürlich auch nicht unser ehemaliger Verkehrsminister, Andreas Scheuer, mit seiner Fehleinschätzung zur PKW-Maut. Dass es Schadensansprüche in Höhe von ca. 560 Millionen Euro gegen die Bundesrepublik gibt, macht doch nichts. Ist doch nicht unser Geld. Wenn überhaupt, das Geld der Kinder und deren Kinder. Wird Scheuer dafür bisher offiziell verantwortlich gemacht? Natürlich nicht. Er hat doch auch nichts falsch gemacht.
Bei all diesen Verantwortlichen, die nicht und für nichts verantwortlich sind, spielt es dann auch keine Rolle, wenn ein Segel-Schulschiff statt 22 am Ende 135 Millionen kostet. Oder das Handy einer Ministerin unwiederbringlich gelöscht wird, die zu dubiosen Beraterverträgen eigentlich aussagen sollte oder der Bundeskanzler sich nicht mehr an Gespräche mit irgendwelchen Bankangestellten erinnert und jede seine E-Mails sofort löscht. Alles völlig normal.
Viel wichtiger ist es doch, dass diejenigen, die die Gehälter der 736 Angestellten bezahlen, im Alltag sparen. Mit Geld, Wasser, Gas und Strom. Und der Witz dabei ist, es wird alles so hingenommen. Klar, kann man jetzt nichts mehr ändern, aber ansprechen sollte man das doch bei jeder Gelegenheit. Aber nein, es wird nur noch darüber gesprochen, wie man die Probleme derer lösen kann, die es uns eingebrockt haben. Aber nicht mehr, wie das überhaupt passieren konnte.
Verantwortung muss man abgeben. Zumindest einen Teil. Aber kann man das heutzutage noch mit gutem Gewissen? An unsere Volksvertreter anscheinend leider nicht.