Vorhang auf

Lange ist es her, als wir zum letzten Mal im Kino waren. Wie eigentlich alles, ist natürlich auch ein Kinobesuch wahnsinnig teuer geworden.

In unserer Nähe gibt es drei Kinos. Zwei alte, traditionelle, die oft sehr spezielle Filme und auch Live-Events anbieten, und einen modernen Kinokomplex. Bei bestimmten Filmen bevorzuge ich auf jeden Fall Letzteres. Wenn es um Action geht, muss es laut sein, muss man die Bässe hören und sogar fühlen, braucht man eine richtig große Leinwand.

Nun schaut man heutzutage vielleicht etwas mehr auf den Preis. Wenn man einen Platz in der hinteren Reihe bevorzugt, muss man pro Person 13,49 Euro auf den Tresen blättern. Dazu muss man seine Kinokarte vor Ort am Schalter erwerben. Möchte man das Personal entlasten und die Karten online kaufen, zahlt man bis zu zehn Prozent AUFSCHLAG! Du entlastest den Mitarbeiter und es muss nichts ausgedruckt werden. Wozu bitte dieser Aufschlag? Kann ich leider gar nicht nachvollziehen. 

Möchtest Du auch noch Popcorn und ein Getränk, zum Beispiel zwei Softdrinks 0,75 Liter und eine große Portion Popcorn oder große Nachos, dann kommen als Sonder-Sparpreis noch einmal 17,69 Euro dazu. Macht zusammen 44,67 Euro. Ich rechne natürlich jetzt nicht mehr in DM um. 

Oder doch: 88,- DM etwa für einen Kinobesuch zu zweit, für die Älteren, die es unbedingt wissen wollen. Die Jüngeren wissen gar nicht, wovon ich rede. 

Achtung, jetzt kommt mein Tipp: Wenn Du schlau bist, kaufst Du Dir generell eine Geschenkbox und schenkst sie Dir selber. Für 25,90 Euro erhältst Du zwei Kinokarten, zweimal Popcorn klein und zwei Softdrinks klein. Reicht doch und ist ja geradezu ein Schnäppchen.

Wir hätten allerdings den kompletten Eintritt sparen können, hätten wir gar keine Karten gekauft. Man konnte nämlich komplett ohne Karten ins Kino. Glaubst Du nicht? Ist aber so gewesen. Mit den Kinokarten, die wir bereits am Vortag gekauft hatten, im Kino angekommen, standen etwa 30 Menschen vor uns in einer Schlange. So kann man natürlich auch um Kunden werben, dachte ich, und war leicht genervt. Genau wie die anderen 30 vor uns in der Schlange. Für einen Bruchteil einer Sekunde war plötzlich ein Mitarbeiter zu sehen, den ich sofort ansprach. 

Die Schlange steht bei Speisen und Getränken an, mit Karten kann man einfach daran vorbeigehen, sagte dieser mir freundlich. Gesagt getan. Die Karten in der Hand haltend suchten wir nach Personal für die Eingangskontrolle. Niemand da. Auch direkt vor den Kinos, kein Personal. Also rein in den Saal und nach den richtigen Plätzen gesucht. Niemand hat irgendjemanden kontrolliert, merkwürdig. 

Die richtigen Plätze sind aber gar nicht so einfach zu finden. Denn obwohl sämtliche Kinosäle komplett neu gestaltet wurden und die Reihen mit Lichtbeschriftung gut zu finden sind, benötigt man, wenn es bereits dunkel ist, eine Taschenlampe, um die Sitznummern zu finden. Und selbst, wenn die Vorführung noch nicht begonnen hat, findet man die unauffällige Nummerierung nur mit viel suchen. Und auch, wenn die Schulausbildung erfolgreich abgeschlossen wurde, saß eine Person trotzdem auf dem falschen Sitz. Ich verrate nicht, welche, aber meine Frau musste noch einmal auf meine andere Seite umziehen. 

Je nach Film ist es auf der einen Seite klasse, dass sämtliche Sitze elektrisch in Liegesitze verwandelt werden können. Per Knopfdruck gehen die Beine hoch und man liegt mehr oder weniger. Ist der Film einschläfernd, wird durch diese Liegeposition das Nickerchen zu einem teuer bezahlten Kurzschlaf. Nun bin ich weder zu groß noch zu klein geraten, aber da meine Waden am Ende des Sitzes halb über hängen, schmerzen diese mit der Zeit. Optimal ist das also nicht, aber trotzdem bequemer als früher. Diese Art Liegesitze hatten wir allerdings bereits mindestens vor vier Jahren in den USA bereits völlig begeistert kennengelernt. Dauert ja immer alles etwas, bis es in old Germany ankommt.

Das ganze Prinzip dieser Liegeposition macht aber nur wirklich Sinn, wenn alle Besucher sich daran beteiligen. Aber was soll ich sagen, der Einzige, der anscheinend aufrechtes Sitzen bevorzugte, saß vor mir. Kam zu spät und rührte seine Schalter zum Verstellen des Sitzes nicht an. Ignorierte diese komplett. Ich musste also immer rechts und links an ihm vorbeischauen. Das nervt. 

Apropos nervt. Wenn ich zu Hause beim Fernsehen in die Tüte Chips lange, bekomme ich spätestens nach zwei Minuten böse Blicke zugeworfen. Umgekehrt, wenn meine liebe Frau das macht, bekommt sie dieselben bösen Blicke von mir zu sehen. Ich werde dann innerlich immer kribbeliger. Es nervt einfach. Zwei Minuten Lärm durch eine Chipstüte wären in einem Kino aber absolut nicht erwähnenswert. Denn hier raschelt es eigentlich die komplette Zeit durch. Es werden ja meistens keine Popcorn Tüten gekauft, sondern ganze Eimer. Und dann wird nicht ab und an mal hineingelangt, nein, die Hand wird komplett im Eimer abgelegt und bewegt sich (gefühlt) an die tausendmal zwischen Mund und Eimer. Aber nicht nur durch das in den Mund schaufeln entstehen Geräusche, natürlich auch dadurch, dass der Mund dauerhaft geöffnet ist und gekaut wird. Zur Abwechslung wird dann immer wieder lautstark durch den Strohhalm geschlürft. 

Gut, dass unser Film richtig gewummst hat. Welchen Film wir geschaut haben? Mission: Impossible – Dead Reckoning Teil 1. Meiner Meinung nach ist die Filmreihe Mission Impossible eine der wenigen, die immer besser wurde. Wer auf Action, tolle Locations, schöne Menschen und irre Stunts steht, sollte sich dieses Kino-Erlebnis nicht entgehen lassen. Tom Cruise, der genau wie ich, optisch einfach nicht älter wird (Scherz), ist wieder einmal in absoluter Höchstform. 

Spoiler-Alarm: In einer Szene stürzt er sich mit einem Motorrad von einer Klippe und landet nach einer Weile mit dem Fallschirm. Tom Cruise wäre aber nicht Tom Cruise, wenn er einen Stuntman für diese spektakuläre Szene einsetzt hätte. Er hat das natürlich selbst gemacht. Das Makabere ist, dass diese Szene, im Film ziemlich zum Schluss zu sehen, gleich zu Beginn der Dreharbeiten abgedreht wurde. Man wollte nicht, falls der Hauptdarsteller den waghalsigen Stunt nicht überlebt, den kompletten Film für teures Geld drehen. Na ja, zum Glück ist ja alles gut gegangen.

Als der Film zu Ende war, schauten wir beim Verlassen des Saals nicht schlecht, als wir die riesigen Müllberge um die Mülleimer verteilt sahen. Alle Mülleimer waren komplett übergelaufen und darum wurde rundherum der üppige Restmüll verteilt. Ein Wahnsinn, was da für Müllberge entstehen. Soll das nachhaltig und umweltschonend sein? Ich muss ganz ehrlich sagen, mich hat das geschockt. Muss denn immer alles XXL sein? Müssen es immer ganze Eimer und literweise Softdrinks sein. Gehen nicht auch Mehrwegflaschen? Gibt es keine bessere Lösung?

Ich kann mich daran erinnern, als wir beide mal ein halbes Jahr eine Kino-Flat-Karte hatten. Mit der konnte man sooft ins Kino gehen, wie man wollte. Wir haben ab und an sogar zwei Filme nacheinander geschaut. 

Wenn ich das jetzt so sehe, bei den Preisen, der Geräuschkulisse, den Müllbergen, bevorzuge ich doch meistens den gemütlichen Platz auf dem Sofa. Aber manche Filme sind einfach nur im Kino richtig gut zu genießen. 

Kino ist bei bestimmten Filmen wirklich ein besonderes Erlebnis. Die Rahmenbedingungen sind aber stark verbesserungswürdig. Trotzdem war es ein schöner Abend. Trotzdem wird dieser Kinobesuch ganz sicherlich nicht unser Letzter gewesen sein. 

 

 

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