Als ich letztes Jahr im September meinen Blogbeitrag mit dem Titel „Endloser Sommer“ geschrieben habe, kam ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. 

Ein Tag war wieder der andere, wettertechnisch einfach nur schön. Man ist schon früh wachgeworden, da einem die Sonne ins Gesicht schien. Es war hell und freundlich, die Stimmung war schon nach oder sogar während des Aufstehens automatisch gut. Die kurze Hose lag bereits bereit und ein frisches T-Shirt wurde aus dem Schrank gezogen. An lange Klamotten war über viele Wochen gar nicht zu denken. 

Und auch, wenn ich sehr frühes Aufstehen eigentlich nicht gerne mag, gelang es mir über diese vielen Wochen meinen Popo rechtzeitig aus dem Bett zu bekommen, um vor der Arbeit schwimmen zu gehen. Und das sogar am Wochenende, wo man normalerweise, wenn möglich, endlich mal zumindest etwas ausschlafen möchte. 

Es wurde im freien gegessen, die Restaurants waren draußen immer voll, man konnte bis spät in den Abend die laue Luft und die Sterne genießen. Einfach zu schön. Die meisten Menschen schienen einfach gut drauf gewesen zu sein. Selbst, wenn man kleine Wehwehchen hatte, die wurden kaum wahrgenommen. 

Und sogar die vielen Probleme auf der ganzen Welt waren zu diesem Zeitpunkt ein wenig in den Hintergrund geraten. Auch das muss manchmal sein, um seine eigenen Akkus aufladen zu können.

Als der Herbst dann anklopfte, war ich schon sehr traurig. Das Licht, die Wärme, die ansteckend gute Laune vieler Menschen rückte wieder in den Hintergrund. Um so mehr freute man sich nach einem langen Winter auf den Sommer 2023.

Dieser Sommer ließ allerdings lange auf sich warten. Zumindest bei uns in Norddeutschland. Aber dann war er endlich wieder da. Und da wir Menschen es anscheinend von Natur aus gewohnt sind, immer etwas zu finden, worüber wir meckern können, waren es dann die Temperaturen, die teilweise wieder gleich zu hoch waren. 35 oder gar 40 Grad sind wir in unseren Breiten einfach nicht gewohnt. In Süddeutschland und in Teilen Europas war diese Hitzewelle noch viel schlimmer. Extremes Wetter stand immer öfter auf der Tagesordnung. Waldbrände, zu wenig Regen, viel zu viel Regen, alles war dabei. 

Bei uns schien es dann aber endlich fast so schön wie im Jahr zuvor zu werden. Auch dieses Jahr wurde also wieder früh aufgestanden und schon ging es wieder vor der Arbeit ab ins Meer. Die Wassertemperaturen wollten sich aber irgendwie nicht erwärmen und so hatten wir sehr selten über 18 Grad. Meistens waren es morgens immer nur 15 oder 16 Grad, was wirklich eine echte Herausforderung war. Es waren morgens auch oft nur dieselben Hartgesottenen, die ihre Runden zogen. Und auch wenn ich oft lange nach dem Schwimmen gebraucht habe, um mich zu erwärmen, war es jeden Tag schön.

Doch dann war das plötzlich vorbei. Kälte zog ein. Temperaturen von unter 20 Grad und das im Hochsommer. Es regnete und regnete und normalerweise frage ich Alexa, ob es heute regnen würde. Aber in diesen Wochen lautetet die Frage dann eher, ob es irgendwann mal trocken sein würde. Tag für Tag, Woche für Woche derselbe Anblick, wenn man aus dem Fenster sah. Grau, kalt, nass. Kann man Ende Juli die Heizung anmachen, ging es mir ein paarmal durch den Kopf. Aber da war doch was. Die Energiekrise, die die Heizkosten in die Höhe treibt. Also alleine deswegen wird natürlich keine Heizung im Hochsommer angeschaltet. 

Mit dem üblen Wetter kam dann auch die üble Laune auf. Schlechtes Wetter zieht die beste Stimmung einfach runter und schlägt aufs Gemüt. Ich kann mich kaum daran erinnern, dass es im Sommer dauerhaft mal so kalt und so nass war. Das liegt aber anscheinend an meinem Erinnerungsvermögen, denn es hat tatsächlich schon viele Sommer dieser Art gegeben. 

1975 sang bereits der damals sehr beliebte Entertainer Rudi Carell den zum Dauerhit gewordenen Song „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“. 1975 haben viele noch gar nicht an den Sommer denken können, weil sie noch gar nicht auf der Welt waren. 

1975 ist auch wirklich schon lange her. Ihr wollt wissen, was 1975 außer einem schlechten Sommer noch los war? Man galt seit diesem Jahr mit 18 bereits, statt mit 21, als volljährig. Franz Josef Strauß traf sich mit Mao Tse-tung als erster deutscher Politiker für ein mehrstündiges Gespräch. Charlie Chaplin wurde von Königin Elisabeth II zum Ritter geschlagen. Wissenschaftler fanden heraus, dass die Ozonschicht gefährdet ist und dadurch das Klima in Mitleidenschaft gezogen wird. Das größte Atomkraftwerk in Biblis nahm seine Arbeit auf. Der Vietnamkrieg wurde beendet. Helmut Kohl wurde Kanzlerkandidat, Helmut Schmidt war Kanzler. 

Viele Namen aus der Vergangenheit, die viele gar nicht mehr kennen. 

Wenn ich in den letzten Tagen früh morgens aus dem Fenster gesehen habe, war ich irgendwie schon schlecht gelaunt. Der Schirm auf dem Weg zum Bäcker tat sein Übriges dazu. Auch die Alltagsprobleme kamen plötzlich, vor ein paar Tagen durch die Sommertemperaturen noch ausgeblendet, wieder zum Vorschein und die gesamten Herausforderungen dieser Tage waren wieder präsent. Wie sehr das Wetter doch das Gemüt beeinflussen kann. 

Als ich mit meinen Brötchen in der Hand wieder zu Hause ankam, sah ich einen Rettungswagen bei den Nachbarn vor der Tür stehen.

Es gibt wirklich schlimmeres, als einen verregneter Sommer. 

Übrigens: Die Melodie hat Rudi abgeschaut, denn das Lied gab es bereits. Das Original kannst Du Dir hier anhören!