Wenn einer eine Reise macht, so kann er was erzählen. Das behauptete zumindest der deutsche Dichter Matthias Claudius (15.08.1740, † 21.01.1815). Und soll ich was sagen? Er hatte recht!

Seit einigen Jahren haben Becca und ich uns darauf geeinigt, zu besonderen Anlässen, wie Geburtstage und Weihnachten, „Zeit“ zu verschenken. Und so haben wir meiner Mum und Jürgen, meinem Schwiegervater, zu Weihnachten wieder einmal eine kleine Reise geschenkt. Dieses Mal sollte es nach Rügen gehen für drei Tage. Dort wartete ein ganz besonders schönes Hotel auf uns (dazu später mehr auf meiner Empfehlungsseite), direkt am Strand.

Seit wir beide wieder öfter in der Firma sind, statt im Home-Office, testen wir uns regelmäßig auf Corona. Bisher war das Ergebnis zum Glück immer positiv, also negativ. Am Donnerstag sollte die Reise losgehen. Die von uns ausgegebene Parole lautete: 9.00 Uhr abmarschbereit sein, warme und leichte Bekleidung, möglichst nicht mehr als ein Gepäckstück eingepackt zu haben.

Da Becca allerdings am Dienstag gesundheitlich etwas schwächelte und mich, gefühlt, damit angesteckt hatte, beschlossen wir am frühen Donnerstag vor der Abreise erneut einen Coronatest zu machen. Becca war bereits fertig und hatte ihr negatives Testergebnis erhalten, während ich schon das Auto in Position brachte und auf mein Ergebnis noch warten musste. Mit dem Koffer in der Hand machte ich mich auf den Weg zum Auto, als die Nachricht von der Teststation kam. POSITIV!

Mir vielen in diesem Moment fast die Augen aus dem Kopf, leichte Panik befiel meinen Körper, mir war warm, kalt und heiß zugleich. Sicherlich die ersten Symptome, dachte ich nervös. Seit Monaten lassen wir uns nun regelmäßig immer wieder testen. Als Schutz für andere und uns selber. Immer war er negativ und ausgerechnet heute, jetzt, positiv. Ich rechnete zusammen, was uns die Reise kostete, wenn wir sie jetzt hätten absagen müssen.

Becca versuchte mich zu beruhigen und schlug einen Schnelltest zu Hause vor. Gut, dass wir einige auf Vorrat hatten. Gesagt, getan. Die Wartezeit kam mir ewig vor. Neue Parole herausgegeben: Es gibt Verzögerungen. Sobald die neue Abfahrtszeit feststeht, melden wir uns. Dann war es da, das neue Ergebnis: Negativ.

Zusammengefasst, ein positiver Schnelltest bei der Teststation, ein negativer Schnelltest zu Hause. Mein Bauchgefühl sagte mir, die offizielle Teststation ist sicherer. Also rein ins Auto und ab zu einer anderen, offiziellen Teststation. Sechs Personen vor mir, alle stehen draußen in eisiger Kälte, ich hatte mir nur eine dünne Jacke übergeworfen. Es dauerte und ging nicht voran. Also frage ich, warum es denn nicht weitergehen würde. Antwort: Es gab gerade einen positiven Test, alles müsse desinfiziert werden und würde mindestens 15-20 Minuten, plus der sechs Personen vor mir, dauern.

Ich schaute immer wieder nervös auf die Uhr, schrieb erneut in die Gruppe, es würde noch dauern. Ich melde mich, wenn (falls) es losgeht, schrieb ich. Eine Dame vor mir kam mit mir ins Gespräch. Es gäbe ja noch eine andere Teststelle, vielleicht ginge es dort schneller?Meine Frage, ob sie ganz sicher sei, dass diese auch geöffnet hätte, wurde bejaht. Ich also rein ins Auto und zur beschriebenen Teststation gefahren.

Angekommen, geschlossen. Wieder rein ins Auto und zurück zur Station. Es war vorangegangen, ich aber nun wieder erst an Position fünf. Die Dame, nun auf Platz eins, wollte mir, um sich zu entschuldigen, ihren Platz abtreten. Das verneine ich natürlich, denn die anderen Wartenden konnten ja nichts dafür und ich mochte mich auch nicht vordrängeln.

Es ging weiter, nur noch einer war vor mir. Tür ging auf, Mitarbeiter kam raus und rief in die Runde: „Es gab gerade erneut einen positiven Fall! Wir müssen noch einmal für 15-20 Minuten schließen und alles desinfizieren“. Ich fiel fast vom Glauben ab.

Ich zittere, weil mir so kalt war. Hätte ich nur die dicke Jacke angezogen und vernünftige Schuhe. Etwa 2o Minuten später ging es endlich weiter. Stäbchen in die Nase und erneut 15 Minuten warten. Das machte ich jetzt aber im Auto bei voll aufgedrehter Heizung und Sitzheizung. Nach 15 Minuten zurück ins Zelt. Wenn mein Test nun wieder positiv ausfallen würde, würden die anderen in der Schlange mich sicher lynchen, wenn erneut vorübergehend geschlossen werden müsste, dachte ich angespannt.

Mitarbeiter kam erneut heraus, rief meinen Namen und drückte mir meinen negativen Befund in die Hand. 2:1 für das Team Negativ. Zurück nach Hause. Einer geht noch, sagte ich und machte einen vierten Test, ebenfalls negativ. Was ich gemacht hätte, wenn das Ergebnis wieder anders ausgegangen wäre, keine Ahnung.

11:37 Uhr ging es dann endlich Richtung Rügen. Ich war erleichtert. Es wäre doch zu schade gewesen, schlimmer noch als das verlorene Geld, wenn wir auf diese Reise hätten verzichten müssen. Wenn wir schon Zeit zu viert verbringen können, ist das immer etwas ganz Besonderes für mich.

Die Hotelbeschreibung hatte nicht übertrieben. Das Hotel, so gut wie neu, liegt direkt am Strand und hat den schönsten Wellnessbereich, und damit kennen wir uns nun wirklich aus, den wir je gesehen haben.

Da der 20. März für uns ein besonderer Tag ist, beschlossen wir, uns auch auf besondere Art und Weise an diesen erinnern zu wollen. Also wurde der Wecker bereits auf 5:50 Uhr gestellt, rein in den Bademantel gesprungen, natürlich ohne etwas darunter zu ziehen, und ab zum Strand. Der Wind war allerdings an diesem Tag eisig, aber die Sonne ging gerade über der Ostsee auf, ein Traum.

Bademantel in den Sand geschmissen und als wäre der Teufel hinter uns her, ins Wasser gerannt. Einmal komplett unter Wasser, eine kurze Bahn gedreht und wieder raus. Wären da nicht tatsächlich um diese Uhrzeit die ersten Spaziergänger auf uns zugekommen, hätte ich noch eine zweite und dritte Bahn gezogen. So aber schnell wieder raus, Bademantel übergezogen und erst einmal durchgeatmet. Plötzlich war es gar nicht mehr so kalt. Nur die Füße schienen zu Eisklötzen erstarrt zu sein.

Und auch wenn der Wellnessbereich „erst“ um 7.00 Uhr offiziell öffnete , war es uns total egal. Und allen anderen auch. Im Pool angekommen, wärmten wir sofort auf. Nicht nur unsere Körper, auch unsere Seelen waren durch dieses besondere Erlebnis, besonders nach dem holprigen Start, wieder im Einklang.

Was für ein schönes Wochenende, was für ein schönes Erlebnis.

 

Einen ganz kurzen Eindruck vom Sonnenaufgang findest Du hier! (hier klicken)

Die beiden Frühaufsteher, die am Strand spazieren gehen, sind wir am Tag zuvor!