Wer hat an der Uhr gedreht

Wer kann sich an den 01. Oktober 1973 erinnern? Ganz sicherlich niemand. War das ein besonderes Datum? Nicht wirklich, aber im ZDF lief die erste Folge einer neuen Zeichentrickserie, deren Musik vielen bis heute im Ohr geblieben ist.
Die Rede ist von der Serie „The Pink Panther Show“ oder besser gesagt „Der rosarote Panther“, wie sie bei uns in Deutschland heißt. Die ikonische Titelmusik und das Abschiedslied von Henry Mancini „Wer hat an der Uhr gedreht“ ist ein echter Klassiker geworden. Was habe ich die Serie geliebt und liebe sie auch heute noch.
Immer, wenn bei uns wieder die Uhren umgestellt werden, wie gerade am letzten Wochenende geschehen, habe ich diese Musik automatisch im Ohr. Und jedes Mal, wenn es wieder so weit ist, kann ich es gar nicht fassen. Schon wieder Sommer- oder eben Winterzeit.
Natürlich weiß ich, wenn ich kurz überlege, dass zur Sommerzeit die Uhr eine Stunde vorgestellt wird, man also eine Stunde weniger schlafen kann. Das nehme ich natürlich sehr gerne in Kauf, schließlich wird es endlich heller und wärmer. Aber ob es dann nach der Umstellung morgens früher hell ist und abends später dunkel oder umgekehrt oder noch anders, das kann ich mir jedes Mal nicht merken. Egal, spätestens am Tag danach weiß man es.
Verrückt, dass unsere Regierung in der Lage ist, so wie sie jetzt gebildet ist, abgewählt oder noch nicht gewählt, das größte Schuldenpaket in der Geschichte unseres Landes quasi über Nacht zu beschließen, aber eine Änderung der Sommer- und Winterzeit seit Jahren diskutiert und mit den anderen EU-Partnern zu keiner Entscheidung kommt. Man darf gespannt sein, ob irgendwann Team Sommer oder Team Winter gewinnen wird.
Die eigentliche Frage, die ich mir aber nach jeder Zeitumstellung stelle, ist, wo ist sie hin? Wo sind die sechs Monate schon wieder geblieben? Die Zeit rast doch einfach schneller als früher, kann mir doch keiner erzählen, dass das alles so richtig ist. Aber mal im Ernst, man hat doch das Gefühl, da stimmt etwas nicht, sie verrinnt einfach so durch die Finger wie Sand.
Und nein, es liegt nicht (nur) am Alter, es geht auch jungen Menschen so, ich habe so einige gefragt.
Freitags gibt es bei uns in der Abteilung immer ein Teams-Meeting. Ich habe das Gefühl, es findet alle zwei bis drei Tage statt, aber nein, es ist nur einmal die Woche. Verrückt!
Heutzutage würde ich es auch nicht mehr ausschließen, dass es irgendwelche Mächte gibt, die unsere Zeit beeinflussen können.
Oder was kann der Grund sein? Früher gab es weniger Ablenkungen. Heute prasseln Nachrichten, Social Media und E-Mails nonstop auf uns ein. Fast jeder von uns ist ständig erreichbar. Auch Filme, Serien und Musik sind auf Abruf verfügbar. Es gibt keine Wartezeiten mehr, alles ist sofort da.
Die Welt ist hektischer geworden. Schnellere Transportmittel, Online-Bestellungen, sofortige Antworten in Chats. Produkte, Trends und sogar Mode wechseln schneller als früher. Nichts bleibt lange aktuell.
Und etwas hat es doch mit dem Alter zu tun, auch wenn man es ungern zugibt. Denn je älter wir werden, desto kleiner erscheint uns ein einzelnes Jahr im Vergleich zur Gesamtlebenszeit (für ein 10-jähriges Kind sind 5 Jahre die Hälfte seines Lebens, für einen 50-Jährigen nur 1/10).
Früher gab es mehr „Leerlauf“: Warten auf den Bus, auf Briefe, auf Fernsehsendungen. Heute ist vieles digital, man hat darauf direkten Zugang.
Und durch Stress und permanente Reizüberflutung kommt unser Gehirn nicht mehr zur Ruhe, das beschleunigt ganz sicherlich auch das Zeitempfinden.
Gehe mit der Zeit, sonst gehst Du mit der Zeit. Ein weiser Spruch. Uns bleibt weder bei dem einen noch beim anderen etwas anderes übrig.
365 Tage haben wir in einem Jahr zur Verfügung. Wenn wir jeden Tag einmal innehalten würden, einmal am Tag kurz reflektieren, uns von der Hektik der anderen nicht immer anstecken lassen würden, wären 365 Tage vielleicht auch eine lange Zeit. Aber genießen tun wir diese Tage nicht wirklich bewusst, oder?
8.760 Stunden oder 525.600 Minuten sind das, in denen wir Zeit haben, uns daran zu erfreuen. Doch das Leben ist kein Wunschkonzert, es ist eine Herausforderung. Aber die eigentliche Herausforderung sollte es nicht sein, es zu überleben, sondern es zu leben!
Du kannst Dich in eine Ecke setzen und Dich darüber ärgern, dass die Zeit so schnell vergeht. Wenn Du einfach von null bis Einunddreißig Millionen fünfhundertsechsunddreißigtausend in einem Abstand von einer Sekunde zählst, was je länger zu zählst sicherlich umso schwieriger werden würde, wäre am Ende ein Jahr um.
Doch stattdessen solltest Du versuchen, Dir keine Gedanken zu machen, wie schnell die Zeit vergeht. Du solltest Dir lieber Gedanken machen, wie Du möglichst so wie möglich dieser wertvollen Zeit für Dich nutzt.
Lebe jeden Moment, lache jeden Tag, liebe unendlich, denn die Zeit, die wir genießen, ist die wahre Zeit unseres Lebens.