Wer soll das bezahlen?
Man muss heutzutage schon gut darüber nachdenken, wofür man sein Geld ausgeben möchte.
Mit etwa sechs Prozent Inflation dürfen wir uns fast gar nicht beschweren. Die Türkei hat eine Inflation von über fünfzig Prozent und auch in Ungarn sind es über sechzehn Prozent. Das Geld verrinnt wie Sand durch die Hände.
Wenn wir Post von unserem Vermieter erhalten, ist das eigentlich sehr selten etwas Gutes. So auch gerade wieder vor einigen Tagen. Schon wieder eine Mieterhöhung. Dieses Mal etwa 80,- Euro. Die Tinte von der letzten Erhöhung aus 2021 war gefühlt gerade erst getrocknet. So schnell gibt es ja gar keine Lohnanpassungen.
Doch wenn man zum Beispiel zu den 180.000 Beschäftigten der Deutschen Bahn gehört, ist diese Art Mieterhöhung zu verschmerzen. 410,- Euro mehr in zwei Stufen plus eine Inflationsausgleichsprämie von 2.850,- Euro. Und nach der Laufzeit für den neuen Vertrag wurde bereits jetzt für etwa 70.000 dieser Beschäftigten noch einmal eine kräftige Erhöhung vereinbart.
Zumindest ist jetzt ein Streik erst einmal abgewendet, oder nicht? Nicht wirklich, denn im Herbst startet die GDL, die Gewerkschaft der Lokomotivführer, in die neuen Tarifverhandlungen und werden vermutlich 555,- Euro mehr verlangen bei gleichzeitiger Absenkung der Arbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden. Klingt logisch, oder? Eine Inflationsausgleichspauschale gehört selbstverständlich auch noch dazu.
Nun muss man natürlich zur Verteidigung der Bahn anmerken, dass man heutzutage, wie gewünscht, das Auto immer öfter lieber stehen lässt und auf die Bahn umsteigt. Natürlich aus Kostengründen und der Umwelt zu liebe. Und Bahn fahren macht einfach Freude.
Jetzt kann ich da nicht wirklich mitreden, aber meine Frau ist häufiger mit der Bahn unterwegs und ich kann mich kaum daran erinnern, dass sie berichtet hat, dass jemals eine Fahrt funktioniert hat, wie geplant. Verspätungen, Ausfälle, zu heiß, zu kalt, zu voll, zu knappe Umsteigezeiten, es gibt eine Menge Gründe, warum man solche Tarifabschlüsse nicht nachvollziehen kann. In meinen Augen ist die Bahn eine Katastrophe und das seit sehr vielen Jahren. Jede Regierung verspricht Besserung, doch es passiert leider nichts.
Zurück zur Mieterhöhung. Wenn ich in einem Restaurant essen gehe, was ja bedauerlicherweise auch wesentlich teurer geworden ist, kann ich die Preiserhöhung einigermaßen nachvollziehen. Gestiegene Personalkosten, wenn denn genügend Personal vorhanden ist. Steigende Energiekosten und Lebensmittelverteuerungen müssen weitergegeben werden. Nachvollziehbar.
Aber dass die Miete ständig steigt, woran liegt das denn? Die Verwaltungskosten steigen doch nicht im Verhältnis zu einer Mieterhöhung. Und das Haus wird immer älter. Investiert wird doch so gut wie nie. Und wenn dann doch in der Wohnung modernisiert wird, werden diese Kosten sowieso wieder auf die Mieter umgeschlagen. Wie kann es sein, dass Miete in vielen Fällen mindestens ein Drittel oder sogar mehr eines Gehaltes verschlingt? Wie soll man sich das leisten können? Was macht man, wenn man alleinstehend oder Rentner ist?
Neben der Mieterhöhung für unsere Wohnung haben wir vor einer Weile auch eine für unsere Garage bekommen. Etwa dreißig Prozent mehr. Also mittlerweile knapp 100,- Euro für ein Loch in der Wand. Und warum das Ganze? Weil sie es können. Sind ja auf Dich nicht angewiesen.
Wenn die Bahn streikt, ist das für viele ein Problem. Nun stellen wir uns aber mal vor, der komplette Einzelhandel würde einmal streiken. Du kannst Dir nichts zu essen, zu trinken, keine Lebensmittel, kein Brot morgens beim Bäcker, einfach nichts kaufen. Stell Dir vor, die wären organisiert und würden das über Wochen durchhalten.
5 Millionen Beschäftige sind im Handel geführt. Die Forderung: 2,50 Euro mehr Stundenlohn, der jetzt, je nach Region, zwischen 12,- und 17,44 Euro brutto liegt. Mein Bäcker um die Ecke scheint immer zu arbeiten. 364 Tage im Jahr, nur ein Feiertag. Wie sollen die 5 Millionen Beschäftigten ihre Miete in Zukunft bezahlen? Alle anderen Kosten haben sich natürlich, genau wie bei jedem anderen, auch für diese Beschäftigten erhöht. Auch ich werde nach dem Einzelhandelstarif bezahlt. Im Vergleich zu vielen anderen Berufsgruppen steigen die Gehälter bei uns nur minimal.
Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Urlaub kann sich auch kaum noch jemand leisten. Doch trotzdem stoße ich bei meiner Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten immer wieder auf Hotels, die 600,- Euro und mehr für eine Übernachtung verlangen. Und das Perverse daran ist, es gibt genügend Menschen, die sich das locker leisten können.
Als ich meine Mama gerade zu einem Eis eingeladen habe, staunten wir beide nicht schlecht. Eine Kugel kostet mittlerweile 1,70 Euro. Unfassbar, oder?
Das Schlimme ist, ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht. So schnell können wir gar nicht mehr verdienen, wie sich alles verteuert.
Und wie soll der Arbeitgeber die ständigen Gehaltserhöhungen eigentlich bezahlen? Mehreinnahmen hat er doch auch nicht ständig.
Am Ende werden die Kosten für steigende Gehälter sowieso auf den Kunden, also uns, umgelegt. Geht ja gar nicht anders. Also bekommen wir alle zwei Jahre, wenn wir Glück haben, etwas mehr Geld am Ende (oder in der Mitte) des Monats. Aber noch bevor das Geld auf dem Konto eingeht, haben sich die Lebenshaltungskosten schon wieder verteuert.
Verrückte Welt, oder?