Zum Kotzen

Vor ein paar Tagen musste ich an ein Ereignis in den USA denken. 

Wir waren mal wieder in Florida, dem Sunshine State, die Sonne brannte. Wie fast alle waren wir wettertechnisch entsprechend gekleidet. Kurze Hose, T-Shirt. Um den hohen Temperaturen eine Weile zu entfliehen, besuchten wir am Nachmittag eine der unzähligen Malls und bummelten durch die klimatisierten Geschäfte. 

Schuhe gehen bei Frauen ja immer und so landeten wir wieder einmal in einem schier unendlich großen Schuhgeschäft und schlenderten durch die Regale. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Ein schwitzender, etwas übergewichtiger, älterer Herr bummelte genau wie ich in der Herrenabteilung durch die Gänge. Ich beobachtete ihn etwas, irgendwie war mir langweilig. Er wurde fündig, nahm ein Paar Schuhe aus dem Regal und setzte sich, etwas behäbig, auf einen Hocker, um die Schuhe anzuprobieren. Als ich direkt hinter ihm vorbeiging, traute ich meinen Augen nicht. Eine fette, silberne Knarre steckte hinten in seinem Hosenbund, also wäre es das Normalste der Welt. 

Meine Augen wurden groß und in dem Moment dachte ich, da diese fette Pistole recht locker kurz vor seinen Po-Backen zu stecken schien, was, wenn die jetzt rausfallen würde und nicht gesichert sei und sich ein Schuss löst? „Deutscher Tourist in Florida durch einen versehentlichen Schuss verletzt“. Ich sah die Überschrift schon in der Zeitung. 

OK, zugegeben, ich habe eine blühende Fantasie, aber möglich ist ja alles. Ich sammelte also meine Frau ein und zusammen verließen wir den Laden. Als ich darüber nachdachte, musste ich an Donald Trump denken, der einmal sinngemäß sagte, wenn jeder eine Waffe tragen würde, würde es auch nicht bei Amokläufen zu vielen Toten und Verletzten kommen. Jeder könnte den Schützen sofort aufhalten und ausschalten. Eine sehr perfide Idee, aber theoretisch hat er ja recht. Zurück in den wilden Westen. Schließlich war ein einstiger Cowboy auch mal Präsident.

Wahrscheinlich kann sich fast jeder von uns tragischerweise an einen Bericht in den Medien von einem Amoklauf an einer Schule in den USA erinnern. Jedes Mal ist der Täter schwer bewaffnet gewesen, Sturmgewehr, Tonnen an Munition und es gab eine Menge völlig unschuldige Opfer.

Es werden Blumen und Kerzen niedergelegt, weinende Menschen, die sich an den Händen halten werden gezeigt, und dann kommt immer und immer wieder die Forderung einiger Politiker, das Waffengesetz zu verschärfen. Eine lange Zeit lang kannte man das nur aus dem Fernsehen.

Als Jugendlicher, auch daran erinnere ich mich wie heute, wollte ich unbedingt ein Messer besitzen. Damals waren Messer noch kleine, kaum scharfe kurze Gegenstände, mit denen man Holz schnitzen wollte. Meine Eltern haben mir dann tatsächlich mal eines geschenkt, weißer Elfenbeingriff, kurze, eher nahezu stumpfe Klinge, gesichert in einer Gürteltasche. 

Ich durfte es nur unter Beobachtung benutzen und war stolz wie Oskar, es am Gürtel tragen zu dürfen. Irgendwann hatte ich es auf einem Spielplatz verloren und traurig fragten wir bei einer Polizeistation in der Nähe nach, ob es vielleicht jemand abgegeben hätte, natürlich erfolglos.

Wenn ich an dem Spielplatz vorbeigehe, denke ich noch heute daran und meine Augen scannen automatisch den Rasen, auf der Suche nach dem Messer. Eine schöne Zeit war das.

 

Doch die Zeiten haben sich drastisch geändert. Manchmal habe ich das Gefühl, wir sind in der Zeit wieder ganz weit zurückgegangen, zurück ins Mittelalter. In der Zeit waren die Menschen meistens auch bewaffnet, allerdings weniger mit Messern und Macheten. 

 

Ein Kanzlerkandidat, der bei einem Besuch in einem Flutgebiet, in dem es zu einer Tragödie gekommen ist, während der Bundespräsident aus Anteil eine Rede hält, lacht, ist in meinen Augen ebenso zum Kotzen wie ein Kanzler, der, nachdem wieder einmal Menschen grausam ermordet wurden, Blumen niederlegt.

Unser Land hat sich verändert, sehr negativ verändert.

Freibäder müssen Sicherheitspersonal stellen, Messerattacken, Massenvergewaltigungen, Gewalt gegen Frauen und Gleichgeschlechtliche nehmen rasant zu. Polizei und Rettungskräfte werden bedroht und angegriffen, Lehrer haben Angst, Kindern etwas zu sagen, weil sie eventuell Ärger mit den Eltern bekommen. Ärzte beklagen immer mehr aggressive Patienten, werden angegangen. Bei Auseinandersetzungen wird anderen in der Öffentlichkeit in den Kopf geschossen, Menschen werden mit Säure übergossen. Bahnhöfe sind nicht mehr sicher und Zug fahren auch nicht. Es gibt sogenannte „No-Go-Areas“, die selbst die Polizei nicht betreten möchte. Großveranstaltungen müssen besonders geschützt werden, Weihnachtsmärkte besuchen viele nur noch mit einem mulmigen Gefühl. Riesengroße Sandsäcke müssen das mutwillige Töten durch einen LKW verhindern. Silvester sollte man in manchen Gegenden nicht mehr auf die Straße gehen. 

Die Liste ist lang.

Früher hat man sich bei einer Meinungsverschiedenheit im schlimmsten Fall mit den Fäusten geschlagen. Einer hatte dann ein blaues Auge. Heute kommt oft gleich ein ganzes Rudel dazu und geht gegen einen vor oder es wird eben mal wieder ein Messer gezogen.

Möglichst vielen Menschen größtmöglichen Schaden zuzufügen, also wie in Solingen, immer wieder in den Hals stechen, ist einfach unfassbar. Gerade erst wurde ein Polizist im Dienst für die Allgemeinheit erstochen, auch hier war das Entsetzen groß. Auch als kürzlich zwei ganz junge Menschen in einem Zug erstochen wurden, kam sogar der Ministerpräsident zum Ort des Geschehens. 

Ja, die Menschen erwarten, dass sich nach solchen schrecklichen Ereignissen ranghohe Politiker betroffen zeigen. Ich erwarte das schon lange nicht mehr. Ganz im Gegenteil! Ich finde das eher armselig. 

Denn wer hat es denn zu verantworten, dass das eigene Volk sich immer unsicherer fühlt. Gab es schon einmal ein Mitspracherecht, ob wir uns alle Probleme der Welt überproportional aufbürden wollen?

Muss unser Land immer das meiste Geld, mit die meisten Waffen zur Verfügung stellen, die meisten Schutzsuchenden aufnehmen? Warum sind wir denn Schlusslicht, wenn man sich die Wirtschaftszahlen anschaut? Weil unsere Rentner so viel Rente erhalten, die Krankenschwestern so viel Geld verdienen, die Inflation so gering ist? 

Man kann von politischen Alternativen halten, was man will. Aber nach diesem so abartigen Attentat wie in Solingen auf die Straße zu gehen, um gegen Rechts zu demonstrieren, finde ich wirklich sehr befremdlich. Gegen Islamismus oder die Politik, wäre das nicht eher angebracht gewesen in dieser Situation? Generell gegen Rechts, ok, aber nach der Tat? 

Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals gelesen zu haben, Bernd K. tötet mit LKW Besucher auf dem Jahrmarkt, Thomas B. ersticht Passanten, weil der seine Freundin angeschaut hat, Karl T. geht mit Machete auf Homosexuellen los und verletzt ihn schwer. 

Rechts geht in meinen Augen gar nicht, braucht man nicht drüber zu reden. 

Laut statistischen Bundesland leben etwa 21,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Deutschland. Sind die alle schlecht, sollen die alle weg? Natürlich nicht!

Die Diskussionen unserer Volksvertreter, also unser ist vielleicht das falsche Wort, werden weiter gehen. Besonders vor bevorstehenden Wahlen. Man wird weiter scharf verurteilen, anderen die ganze Härte des Gesetzes androhen, versuchen Abkommen mit Drittländern zu vereinbaren, die EU-Außengrenzen sichern, anderen die Schuld geben, sich gegenseitig mit Verbesserungsvorschlägen überbieten, Blumen niederlegen, Empörung zeigen, möglichst sämtliche Schuld nach rechts verlagern, wütend und zornig sein und rein gar nichts ändern. Und wenn doch, dann so gering, dass es das Problem aber nicht löst.  

Nicht kleckern, sondern endlich mal klotzen kann nur die Devise sein. Sätze wie „dreißig Prozent mehr Abschiebungen als im letzten Jahr“ und als Summe dann eine lächerliche Zahl als Erfolg zu verkaufen, so dumm ist das Volk nicht mehr

Der Bürger wird im Stich gelassen, wir schaffen das eben nicht. 

Aber mit der Idee, Schilder aufzuhängen, Waffen verboten, werden diejenigen, die sie benutzen wollen, sicherlich nun endgültig ihre Messer gegen ein Netflix Abo eintauschen.

Verbotsschilder von unserer Innenministerin und anderen sind doch eine super Idee!

Dadurch kann in Zukunft auch der Sicherheitsmitarbeiter im Supermarkt um die Ecke, den es vor einer Weile nie gebraucht hat, eingespart werden. Einfach ein Schild mit „Diebstahl verboten“ aufhängen. Auch „Geldautomaten aufsprengen verboten“ und „In diesem Freibad sind sexuelle Belästigungen verboten“ werden helfen, die Situation in unserem Land in den Griff zu bekommen.

Dass die Wahlbeteiligung immer geringer wird oder eben Alternative Stimmungszuwachs erhalten, wundert mich schon lange nicht mehr, so traurig das auch ist. 

Abschließend noch einmal betont, gegen Menschen aus anderen Ländern, die sich an die Spielregeln halten, ist rein gar nichts einzuwenden. Die das nicht wollen, die haben hier nichts verloren. Und man kann eben nicht endlich viele neue Bürger und Bürgerinnen aufnehmen. Es funktioniert einfach nicht, aus diversen Gründen. 

Die Deutschen werden immer weniger, trotzdem benötigen wir immer mehr Wohnungen und die Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und viele mehr sind teilweise komplett überfordert. Das Leben lässt sich für viele hart arbeitende Menschen nicht mehr finanzieren. Viele Rentnerinnen und Rentner nach jahrzehntelanger Arbeit schaffen es schon lange nicht mehr.

Ich habe eine Weile über den Titel dieses Blogbeitrages nachgedacht und fand den Gewählten eigentlich nicht schön. Aber was soll ich sagen, ich finde die Situation nun einmal einfach zum Kotzen! 

 

P.S. Ich habe diesen Beitrag als Vorveröffentlichung nach Berlin geschickt und einer war erneut wütend und zornig, dass ich das so deutlich auf den Punkt gebracht habe. Daraufhin wurde nun ein großes Paket geschnürt mit zahlreichen Maßnahmen. Nur viele von diesen spektakulären Ankündigungen hätte man bereits lange umsetzen können und andere lassen sich gar nicht umsetzen. Positiv ist natürlich, dass vielleicht doch endlich Bewegung reinkommt. Ob das mit der anstehenden Wahl zutun hat? Was allerdings dabei rauskommt, ist mal wieder eine ganz andere Sache.