Welche ist Deine liebste Jahreszeit?
Auf diese Frage werden vermutlich die Meisten antworten: Der Sommer, oder?
Nun sind wir in unseren Breiten ja nicht wirklich verwöhnt, was beständiges Wetter angeht. Weder im Sommer noch im Winter. Oder kannst Du Dich an Deine letzten weißen Weihnachten wirklich erinnern? Und damit meine ich nicht, ein paar Schneeflocken am Heiligen Abend. Ich rede von richtig winterlichen Temperaturen und einer andauernden Schneeschicht, die die Landschaft in eine idyllische, romantische Atmosphäre einhüllt. Ich erinnere mich jedenfalls nicht.
In meiner Kindheit war das noch anders. Die Sommerferien hatten gerade begonnen und es herrschten sechs Wochen sommerliche Temperaturen. Klar, hat es auch mal geregnet oder war etwas unbeständig. Aber die meiste Zeit meiner Ferien konnte und habe ich am Strand verbracht. Jeden Tag kurze Hosen, viel barfuß und eine Menge Bräune auf der Haut.
Im Winter konnte man dann auf jeden Fall den Schlitten aus dem Keller holen. Was für eine Gaudi, mit ihm die Berge, also eher gesagt, die Hügelchen, hinunterzusausen. Und das hat auch eigentlich fast jeden Tag stattgefunden. Es war generell kalt draußen und man freute sich auf ein warmes Zuhause.
Viele der letzten Sommer bestanden aus einigen überdurchschnittlich heißen Tagen, dann wieder für den Sommer zu niedrigen Temperaturen und immer mal wieder Regen. Die Urlauber in unserem Land taten mir dann immer leid. Was macht man in unserem Bundesland bei schlechtem Wetter? Sehr viele Möglichkeiten gibt es ja nicht. Die vielen Strände sind nun einmal unser Mehrwert im Land zwischen den Meeren.
Dieses Jahr scheint es aber der Sommer mit uns gut zu meinen. Man steht morgens auf, schaut aus dem Fenster und die Sonne lacht einen an. Im Laufe des Tages klettert die Temperatur immer weiter hoch, manchmal für meinen Geschmack schon etwas zu weit nach oben auf der Skala. Ich mag Wärme und auch höhere Temperaturen. Ich mag es, die Wärme auf meiner Haut zu spüren. Aber alles, was über dreißig Grad ist, muss ich nicht unbedingt haben.
Wenn man Urlaub hat, kann man ständig in kurzen Hosen und T-Shirt herumlaufen und sich einen schattigen Platz am Strand unter dem Sonnenschirm suchen und so oft man will, im angenehmen und erfrischenden Meer, abkühlen. Das geht natürlich nicht, wenn man den ganzen Tag damit vertrödeln muss, im Büro zu sitzen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. 🙂 Aber das gehört nun einmal für den pflichtbewussten Bürger dazu.
Doch dieses Jahr gab es für uns die ultimative Mischung. Warum soll nicht beides gehen? Arbeiten und genießen. Vor ein paar Jahren wurde in direkter Nähe ein etwa 20 Meter langer Badesteg an der Kiellinie installiert. Vom 1. Juni kann man hier auf einer Fläche von 30 x 35 Metern seine Bahnen ziehen. Das Wasser ist natürlich immer sehr unterschiedlich. Mal sind es vielleicht 17 Grad, mal 22. Zu kalt fühlt es sich fast jeden morgen an, zumindest beim Hineingehen.
Jeden Morgen heißt, der Wecker klingelt bereits gegen 6.00 Uhr. Kurze Katzenwäsche, Badehose an, Handtücher in den Rucksack und los gehts. Ratzfatz sind wir auch schon am Steg angekommen. Meistens geht dann gerade die Sonne auf. Das Schräge dabei ist, der Himmel scheint immer blau zu sein. Jeden Morgen nach dem Aufstehen, gefühlt den ganzen Sommer, scheint die Sonne und außer ein paar Deko-Wolken ist der Himmel blau. Unfassbar.
Im Wasser angekommen, der Blick auf die aufgehende Sonne, ein Traum. Während das Wasser kühl und am Anfang etwas frisch erscheint, wärmt einen die Sonne angenehm auf der Haut. Die Luft scheint noch unverbraucht zu sein, Stille sorgt jeden Tag für einzigartige Momente. Diese eine Sonne ist für alle Menschen da, wärmt zu unterschiedlichen Zeit jeden, egal, wo er oder sie sich befindet auf diesem Planeten. Das ist ein schöner und faszinierender Gedanke am frühen Morgen.
Fast jeden Tag zur selben Zeit kommt kurz nach uns ein älteres Ehepaar. Er ist nicht mehr ganz so gut zu Fuß, aber ansonsten scheinbar noch recht fit. Nachdem beide im Wasser sind, ziehen sie genussvoll ihre Bahnen. Werde wir in genau diesen Genuss ebenfalls eines Tages kommen, wenn wir in dem Alter sind, denke ich dann oft nach. Wir wissen es nicht, und das ist auch gut so. Aber hoffen tue ich es und dieser Gedanke wärmt mich dann innerlich zusätzlich zu dem Sonnenstrahl, der gerade mein Gesicht berührt.
Spätestens nachdem wir etwa 10 Minuten im Wasser sind, kühlen unsere Körper spürbar aus. Ich brauche gar nicht auf die Uhr zu schauen, der Körper gibt ein Signal. Dann heißt es also raus aus dem Wasser und raus aus der Badehose. Die Meisten stellen sich genauso blöd an, wie ich. Umständlich wird das Handtuch um einen geschlungen und mühselig mit dem noch feuchten Körper in die Hose gestiegen. Warum hat man nur eine solche Scheu? Sehen doch, mehr oder weniger, alle gleich aus. Wie auch immer.
Man fühlt sich gut, ist bereit für den Tag und eh man sich versieht, schon wieder auf dem Weg nach Hause. Kurze Zeit später dann unter der Dusche und schon wieder im Büro.
Im Büro, ob nun Zuhause oder in der Firma, ist es bei diesen Temperaturen kaum auszuhalten. Fenster auf und der Durchzug bringt meistens nur warme Luft rein. Fenster zu ist ebenfalls unerträglich. Ist der Tag dann aber erst einmal überstanden, ist die Badehose meistens schon wieder trocken und es wird erneut der Rucksack gepackt und ab gehts.
Ein echter Tipp ist auch die Badeanstalt in Holtenau. Wenn man also nicht noch lange am Strand verweilen möchte, eine echte Alternative. Auch hierhin ist die Strecke recht kurz und schon ist man wieder in den Fluten. Im Gegensatz zur Kiellinie ist das Wasser hier meistens etwas unruhiger. Aber es macht genauso viel Spass, hier schwerelos durch Wasser zu treiben. Danach ein kurzes Sonnenbad zum Aufwärmen und wie wir gerade Lust haben, lassen wir den Abend mit einem frischen Fischbrötchen oder einem Backfisch am Tiessenkai im Schiffercafé langsam ausklingen. Ist das nicht herrlich, jeden Tag nur im T-Shirt und kurzen Hosen genießen zu können? Wenn man Glück hat, liegt hier ein alter Traditionssegler vor Anker, den man sich dann etwas aus der Nähe anschauen kann.
Wieder Zuhause angekommen, wird dann gleich der Rucksack für den nächsten Tag gepackt. So könnte es unendlich weitergehen. Allerdings fehlt mir manchmal schon etwas der Schlaf. Das so frühe Aufstehen ist man eigentlich gar nicht gewohnt. Aber komischerweise dauert es gar nicht lange, und man wacht bereits zur gewünschten Zeit auf und benötigt kaum noch einen Wecker.
Manchmal ertappe ich mich am Wochenende, dass ich mir etwas schlechteres Wetter wünsche, um einmal wieder richtig ausschlafen zu können. Aber wenn ich dann erst einmal wieder das Bild von der Sonne, dem blauen Himmel und das erfrischende Meer vor Augen habe, ist dieser Gedanke schnell wieder weitergezogen und ich freue mich, dass das Wetter es tatsächlich schon wieder gut mit uns meint.
Die wenigen Tage, an denen das überhaupt möglich ist, sind bei uns ja sehr begrenzt. Auch jetzt ist es leider schon wieder so weit, dass es morgens merklich später hell und abends früher dunkel wird. Das macht mich zugegebenermaßen traurig. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten, sie einfrieren. Aber das ist bedauerlicherweise nicht möglich. So bleibt mir nur die Hoffnung, dass auch der nächste Sommer wieder so schön wird und alle, die einem lieb und wichtig, bei bester Gesundheit, erneut ein Teil dieser schönsten Zeit des Jahres sind.