Wenn ich in letzter Zeit morgens aufstehe, würde ich mich am liebsten gleich wieder im Bett verkriechen. Das liegt nicht nur daran, dass mein Körper erst einmal auf Betriebstemperatur kommen muss, mein Rücken macht mir immer mal wieder zu schaffen, nein, es liegt eher an den Nachrichten.

Noch während ich mir mein Gesicht wasche, höre ich aus dem Radio eine Schreckensmeldung nach der anderen. Ich habe das Gefühl, die Zeit war lange, oder vielleicht sogar für viele von uns, noch nie so schlimm. Doch, ganz früher gab es sicherlich noch schlimmere Zeiten durch den Krieg, Armut und Hunger, was unsere Eltern ja alles noch direkt miterlebt haben. Aber wenn es heute um Brandherde geht, davon haben wir wirklich wahrlich genug. 

Ich weiß gar nicht, was schlimmer ist? Klar, der Krieg in der Ukraine und das damit verbundene Leid der Bevölkerung. Es ist wirklich nur schrecklich und man mag es im Fernsehen eigentlich gar nicht mit ansehen. Aber nicht „nur“ in der Ukraine herrscht Krieg. Laut einer Übersicht der Internetseite Frieden-Fragen gab es 2021 in folgenden Ländern Krieg: Kolumbien (seit 1964), Chile (seit 2021), Mali (seit 2012), Nigeria (seit 2009), Kamerun (seit 2018) und in weiteren 20 Ländern. Ob nun Krieg oder bewaffnete Konflikte, es kann auf jeden Fall keine Rede von Frieden sein.

Dass wir diesen Winter wahrscheinlich frieren müssen, die Energiekosten explodieren, alles, aber wirklich auch alles, immer teurer wird und man sich einschränken muss, auch was die Verfügbarkeit einiger Waren angeht, kann mir natürlich auch kein morgendliches Lächeln aufs Gesicht zaubern.

Corona, auch wenn Karl Lauterbach, Christian Drosten und Lothar Wieler nicht mehr omnipräsent im Fernsehen sind und man bereits fast das Gefühl hatte, sie gehören zur Familie, ist nach wie vor in vollem Gange. Die aktuellen Infektionszahlen muss man jetzt zwar direkt suchen, da sie eben nicht mehr halbstündlich verkündet werden, aber sie sind nach wie vor erschreckend hoch. Ist hier irgendwo Land in Sicht? Hat irgendjemand einen Plan, eine Strategie? Oder wird uns das für den Rest unseres Lebens jetzt begleiten? Ich sehe da jedenfalls kein Ende. Ganz im Gegenteil, es fühlt sich an, als könne es nur noch schlimmer werden.

Die Klimaerwärmung ist ebenfalls kein neues Problem. Auch hier hat man nicht wirklich den Anschein, dass geplante Vorhaben auch nur im Geringsten ein Ausweg sind. Das Wetter wird immer extremer, auch bei uns. Wobei die Windrose quasi vor der Haustür im letzten Jahr zwar erschreckend war, aber im Vergleich zu anderen Ländern geradezu harmlos wirkt. 

Hunger macht sich auf der Welt immer breiter. Laut WHO haben bis zu 811 Millionen Menschen auf der Welt nicht genug zu essen. Maximal erhalten viele eine Mahlzeit am Tag, die aus Bohnen und Wasser besteht, wobei man die Bohnen wohl fast suchen muss. 

Da gibt es auf der einen Seite laut Forbes 2.755 Milliardäre weltweit, und auf der anderen Seite 811 Millionen Menschen, die nicht satt werden. Kranke Welt. 

Zu den vielen geschilderten schrecklichen Krisen und Katastrophen kommen dann natürlich noch die eigenen, kleinen Wehwehchen, die fast jeder von hat. Natürlich kein Vergleich dazu, aber sie können selbstverständlich auch belasten. 

Was also in aller Welt soll mir meine Laune versüßen? Wie soll ich nach diesen Nachrichten freudig in den Tag starten? Selbst, wenn ich es könnte, müsste ich dann nicht ein schlechtes Gewissen haben? 

Vielleicht stehe ich ja mit meiner Meinung alleine da, aber nein, wir müssen kein schlechtes Gewissen haben, wenn es uns gut geht. 

Ja, wir können versuchen, Hilfe zu leisten, uns für etwas zu engagieren, versuchen, die Welt, soweit es für jeden einzelnen möglich ist, etwas besser zu machen. Klar, wenn man kann, ist eine Spende eine gute Sache, das Aushelfen bei der Tafel, Nachbarn helfen, wenn es Probleme gibt. Es gibt eine Menge Möglichkeiten, zu helfen. Aber auch ein Lächeln, zum Beispiel einer fremden Person gegenüber, ist ein Anfang.

Es gibt eine Menge Gründe dafür, dass ich mich morgens, nach diesen schrecklichen Nachrichten, die mich zurecht betroffen machen, trotzdem auf den Tag freue. Man muss sich nur immer wieder kleine Dinge, kleine Ereignisse, kleine, positive Erlebnisse schaffen. 

Ich freue mich selbstverständlich auf meine Frau, wenn sie von der Arbeit kommt. Ich freue mich über ihr Lachen, ihr Vertrauen, ihre Liebe. Ich freue mich auf meine Mum, die immer für mich da ist. Ich freue mich auf ein leckeres Abendessen, vielleicht gemeinsam etwas zu kochen. Oder auf einen Restaurantbesuch, bei dem wir uns verwöhnen lassen können. Ich freue mich, wenn es der Familie gut geht, wenn alle gesund sind. Wenn die Vögel zwitschern, auch wenn ich sie im Halbschlaf manchmal verfluche. Über die Natur, über einen Waldspaziergang, über eine neue Folge meiner Lieblingsserie. 

Ich freue mich zum Beispiel auf eine entspannte Yoga-Einheit am Abend. Auf jemanden, der sich die Zeit nimmt, mir und meinem Körper etwas Gutes zu tun. Ich freue mich dann auch darüber, dass ich mir die Zeit nehme, meinem Körper dieses Geschenk zu machen.

Ich freue mich über jeden Follower, der Interesse an meinem Instagram-Account hat. Ich freue mich über jeden, der sich über meinen Blogbeitrag freut. Ich freue mich über Ausflüge am Wochenende, auf Urlaube klein und groß. Manchmal freue ich mich auch, wenn ich das Gefühl habe, von Gott persönlich behütet zu werden. 

Es gibt also meiner Meinung nach eine Menge Gründe, sich zu freuen. Nicht falsch verstehen, die Probleme der Anderen lassen mich deshalb in keinster Weise kalt. Aber ich kann nicht alle diese Probleme zu meinen machen. Damit wird die Welt nicht besser. Wie gesagt, ich kann und sollte auch meinen Beitrag dazu leisten, dass die Welt tatsächlich ein wenig besser wird. Aber sich zu freuen, ist so wichtig, wie das Atmen. Ohne Freude auch über die kleinen Dinge wäre die Welt nur noch ein dauerhaft dunkler Ort.

Dabei ist unsere Welt doch wunderschön. Freude trägt man im Herzen und kann sie sogar weitergeben. Wie gesagt, ein Lächeln ist schon ein guter Anfang. Stell Dich doch einmal vor einen Spiegel, schaue hinein und lächle. Man sieht plötzlich viel jünger, viel sympathischer aus. 

*Und wenn Du heute noch einem völlig wildfremden Menschen dieses Lächeln schenkst, bekommst Du vielleicht auch eines zurück. 


PS:

*Vielleicht bekommst Du daraufhin auch eine gescheuert. Heutzutage weiß man es einfach nicht. Schade eigentlich, oder?