Als ich vor einiger Zeit gelesen habe, dass unter anderem auch dem beim FC-Bayern spielenden Joshua Kimmich das Gehalt gestrichen wurde, als dieser sich nicht gegen das Corona-Virus impfen lassen wollte, musste ich etwas schmunzeln. Als ich dann aber erfahren habe, um wie viel Geld es sich denn handelt, war mir das Schmunzeln schnell wieder vergangen.
Klar, es ist ja kein Geheimnis, dass Fußballprofis sehr viel Geld verdienen, aber irgendwie hatte ich das nicht so präsent. Der arme Kimmich musste nämlich auf sage und schreibe rund 384.000 Euro verzichten. Das ist eine Menge Geld für einen Monat Arbeit.
Aber hierbei handelt es sich selbstverständlich nicht um seinen Monatslohn, sondern um seinen Wochenlohn. Schließlich kommt er auf ein Jahreseinkommen von etwa 20 Millionen Euro. Also gute 54.794,52 Euro pro Tag. Das muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen und sacken lassen.
OK, gegen das Jahresgehalt von Ronaldo mit rund 66 Millionen ist das ja schon fast armselig. Sein Vermögen wird übrigens auf etwa 475 Millionen geschätzt. Soll er damit doch glücklich werden, oder? Das übertrumpft anscheinend nur noch der US-Football-Spieler von den Dallas Cowboys mit umgerechnet etwa 71 Millionen Euro.
Aber auch hier ist ja noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Was sind schon einige 100 Millionen, wenn es auch Milliarden gibt?
Der bekannte Microsoft-Gründer kommt auf geschätzte 170 Milliarden US-Dollar. Der zweitreichste Mensch auf diesem schönen Planeten ist der Amazon Gründer Jeff Bazos mit geschätzten 190 Milliarden Dollar.
Die Krönung finde ich allerdings, wenn jemand, der sich über die größte und populärste Social-Media-Plattform namens Twitter aufregt, ihm die Meinungsfreiheit nicht gefällt, und er daher diese einfach mal kurzerhand übernimmt. Wahrscheinlich für 44 Milliarden US-Dollar. Kann man natürlich machen, wenn man Elon Musk heißt und als reichster Mensch der Welt über ein geschätztes Vermögen von 270 Milliarden US-Dollar verfügt.
Wer hat diese Menschen denn so schrecklich reich gemacht? Einfache Antwort, wir natürlich. Wahrscheinlich Du genau wie ich. Denn wir alle benutzen Plattformen wie Facebook, Google und Amazon. Vermutlich würde fast jeder gerne einen Tesla fahren, wenn man sich den leisten könnte.
Ich schaue gerade eine neue Serie auf Sky. Sie heiß „The Gilded Age“ und ist eine Historienserie, die 1880 spielt und meiner Meinung nach sehr zu empfehlen. Ähnlich wie bei Downton Abbey gibt es auch hier für damalige Verhältnisse sehr reiche und sehr arme Menschen. Die Reichen haben Geld, Kleidung und anderes im Überfluss, während die Armen nicht genug zu essen haben. 140 Jahre später hat sich nur eines verändert: Der Graben zwischen Arm und Reich ist viel größer und die Summen sind astronomisch geworden. Der Diener, der zuschauen muss, wie sein Herr zu Abend isst, den gibt es mehr oder weniger nach wie vor.
270 Milliarden Euro sind eine Summe, die der normal arbeitende Bürger wie Du und ich mit unserem Verstand gar nicht greifen können. Das heißt, wenn er sich für die nächsten 100 Jahre einfrieren lassen würde, könnte er pro Jahr 2,7 Milliarden Dollar ausgeben. OK, zugegeben, im eingefrorenen Zustand hat man nicht so viel Spaß, sein Geld auszugeben.
Die Frage, die ich mir stelle, warum muss ein einzelner Mensch so viel Geld haben? Wie viel Macht hat so ein Mensch? Er kann allerdings auch nur eine bestimmte Menge am Tag essen und trinken, kann nur in einem Haus zurzeit wohnen und auch nur in einem Auto zurzeit fahren und auch nur in einer Rakete zurzeit fliegen. Also was will man mit so viel Geld?
2020 lag das monatliche Durchschnittseinkommen eines vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer in Deutschland bei 3.975 Euro. Das sind etwa 47.568 Euro pro Jahr. Das bedeutet, ich muss etwa 1387 Jahre arbeiten, um auf das Vermögen von Ronaldo zu kommen. Will ich den derzeit reichsten Menschen der Welt einholen, brauch ich über 5,6 Millionen Jahre. OK, ich höre schon auf. Wer will schon so alt werden?
Apropos alt werden. Nach 45 Arbeitsjahren beträgt die Standardrente in Deutschland zur Zeit 1538,55 Euro. Selbstverständlich bekommt man diese nicht auf die Hand. Etwa 165,- Euro für die Sozialversicherungsbeiträge muss man noch abziehen. Verbleiben immerhin noch 1335,- Euro. Das ist doch eine stolze Summe nach etwa 11.385 Arbeitstagen, oder etwa nicht?
Nun muss man immer alles in Relationen sehen. In Indien zum Beispiel liegt das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen bei etwa 4,50 am Tag, macht etwa 157,- Euro im Monat. Und auch wenn ein Brot dort etwa nur 0,43 Euro kostet, ist es traurig, dass es solche Unterschiede gibt.
Wir werden das alles nicht ändern können, wenn, dann nur minimal. Es gab, gibt und wird es immer geben, Ungleichheiten auf der ganzen Welt. Und sicher können wir uns glücklich schätzen, dass wir auf dieser Seite des Erdballes leben dürfen.
Aber verrückt ist das schon, oder etwa nicht?
Photo by Sharon McCutcheon on Unsplash