Und welche Qualifikationen hast Du?

Als ich vor vielen Jahrzehnten auf der Suche nach einem Ausbildungsbetrieb war, war meine einzige Qualifikation meine schulische Laufbahn. OK, ich kann jetzt nicht behaupten, dass diese grandios war. Aber um einen Ausbildungsplatz zu erhalten, hat sie ausgereicht. Kaum zu glauben, aber ich arbeite immer noch in diesem Betrieb. Und so wie es ausschaut und wenn der liebe Gott es gut mit mir und dieser Firma meint, werde ich irgendwann wahrscheinlich direkt von dort ins verdiente Rentnerdasein wechseln. 

Dass man heutzutage über 30 Jahre einen großen Teil seiner Lebenszeit einem Unternehmen widmet, ist ja eher ungewöhnlich. Viele wechseln in diesen Zeiten ihre Arbeitsstellen wie ihren Versicherungs- oder Stromanbieter. Natürlich wird dann nach der bisherigen Tätigkeit gefragt, es werden Zeugnisse, Abschlüsse, Qualifikationen, Weiterbildungen und was man noch alles aufweisen kann, abgefragt. Passt das alles auf die Stellenbeschreibung, ist man eventuell geeignet und bekommt den neuen Job.

Nun gibt es bei uns im Unternehmen verschiedene Bereiche. Bei Dir vielleicht auch. Angenommen, Du arbeitest in der Pflege, kümmerst Dich seit vielen Jahren mit viel Engagement um Deine Patienten. Du hast eine leitende Tätigkeit mit Personalverantwortung und nach vielen Jahren alle Abläufe drauf, Dir kann in dieser Position kaum noch jemand etwas vormachen. Jetzt stelle Dir vor, Dein Chef kommt eines Tages zu Dir und fragt Dich, ob Du Interesse hast, kurzfristig die Finanzabteilung zu übernehmen. Auch dort würdest Du viel Verantwortung übernehmen und täglich Entscheidungen treffen müssen, die viele Menschen direkt betreffen. Du würdest wahrscheinlich denken, Dein Chef hat sich vertan. Wie soll das gehen, Du hast schließlich nicht die geringste Ahnung von Finanzgeschäften, kennst Dich weder mit Bilanzen aus noch hast Du schon einmal irgendetwas von Cashflow gehört. Du bekommst natürlich Berater zur Seite gestellt, aber die Verantwortung letztendlich musst Du schon alleine tragen.

Kann also nicht passieren? Vor allem nicht, wenn andere davon ebenfalls betroffen wären? Warum auch, schließlich gibt es ja auch genug, die davon richtig Ahnung haben, es bis in Perfektion gelernt haben.

Gibt´s nicht, gibt´s nicht. In der Vergangenheit mussten wir lernen, dass selbst jemand, der gefühlt eine Clown-Ausbildung absolviert hat, aber angeblich ein Finanzgenie ist, die Verantwortung für etwa 330 Millionen Menschen übernommen kann. In seinem Land war einer seiner Vorgänger auch Schauspieler und ist als Cowboy durch die Prärie geritten, bevor er das höchste Amt übernommen hat. Ich liebe die USA, aber einige Dinge sind schon gelinde ausgedrückt wirklich schräg. 

Zum Glück kann das bei uns nicht passieren. OK, Umfragen zufolge könnte auch Günther Jauch oder einst Dieter Bohlen gute Chancen haben, als Bundeskanzler gewählt zu werden. Vielleicht eine Alternative. Aber in der Realität sieht es in unserem Land ganz anders aus. Hier bekommt man nur Verantwortung, wenn man sich mit seinem Ressort auch wirklich auskennt. 

Nehmen wir mal ein Beispiel: Die gesuchte Person studiert nach ihrem Abitur ein Jahr lang Archäologie und wechselt dann zur Volkswirtschaftslehre. Danach wechselt sie dann erneut und studiert Medizin, was sie mit einem Staatsexamen und einer Approbation als Ärztin abschließt. Sie arbeitet dann als Assistenzärztin, erhält ihren Dr. med. und später arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Sie ist Mitglied im Landesausschuss Sozialpolitik in einer großen Volkspartei, später dann in deren Präsidium gewählt. Danach wird sie dann Ministerin für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit, passt ja auch. Wieder einen Schritt auf der Karriereleiter nach oben wird sie dann Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend dann Familienministerin. 

Soweit, so gut, würde ich sagen. In Deutschland wird man in der Politik nach seinen Qualifikationen eingesetzt, ist doch prima. Pustekuchen. Von Null auf Hundert übernimmt diese Dame dann plötzlich das Amt der Verteidigungsministerin. Bitte? Wie bitte kann denn so etwas sein? Da stimmt doch plötzlich etwas nicht. Plötzlich ist sie Vorgesetzte von unseren Soldatinnen und Soldaten, soll entscheiden, wer in den Krieg zieht und wer nicht? Ich finde das unfassbar. Von wem die Rede ist, wisst Ihr sicherlich. 

Aber leider ist das in unserem Land völlig normal. Es kommt eine neue Partei an die Macht, es werden sich die Minister*innen angeschaut und dann geht das Geschacher los. Früher mal Finanzminister, morgen schon Gesundheitsminister. Heute Justizminister, morgen Umweltminister. 

Vor kurzem habe ich eine Talkshow im Fernsehen gesehen, es ging wie immer um Corona. Da fiel ein Satz, den ich wirklich erschreckend fand. Dort war Christine Aschenberg-Dugnus. Sie ist in Schleswig-Holstein Vorsitzende des BundesFACHAUSSCHUSSES Gesundheit und wurde darauf angesprochen, wie es denn sein könne, dass sie die Pandemielage dermaßen falsch eingeschätzt hat. Ihre Antwort: Ich bin Juristin, keine Gesundheitsexpertin. 

Mehr braucht man dazu nicht zu sagen. 

Wichtig ist, dass der Bundestag immer größer wird, immer mehr Abgeordnete dort Platz finden. Mit einer „Abgeordnetenentschädigung“ von über 10.000 Euro, was sicherlich noch lange nicht das Ende der Fahnenstange ist, verdient man gut und kann sein Gehalt immer wieder selber mit erhöhen.

Fragt man sich nur, wer bezahlt denn die ganzen Mitarbeiter und Experten? Ach ja, das sind ja wir!