Wie in vielen Haushalten war es auch bei uns Tradition, seit der Geburtsstunde von „Wetten, dass?“ 1981, gemeinsam im Wohnzimmer den Abend mit der Familie zu verbringen. Meistens wurde zuvor noch gebadet und dann machten die Eltern lecker Abendbrot. Ich hatte mir damals immer Weizenbrot und Beefhack (nicht das Gesündeste, ich weiß) gewünscht und wurde selten enttäuscht.
Heute würde man sagen, oder eigentlich gibt es das Wort schon gar nicht mehr, zur Primetime um 20:15 Uhr war es dann soweit. Frank Elstner betrat die Bühne.
Neben den oft komplett verrückten Wetten waren es natürlich auch die Live-Acts, die diese Sendung so einzigartig machte.
Nachdem der Erfinder der Show die Sendung an seinen Nachfolger Thomas Gottschalk übergab, wurde es für viele, besonders Jugendliche, noch wichtiger, bei jeder Folge unbedingt einzuschalten.
Schon damals gaben sich Weltstars die Klinke in die Hand. Zu Gottschalk kamen sie wirklich alle. Gab es einen neuen Film, einen neuen Hit, in der Sendung wurden sie garantiert vorgestellt.
Selbst ein eigentlich unnahbarer Michael Jackson hatte dort einen unvergesslichen Auftritt. Genau wie Thomas Sprüche, die immer locker aus der Hüfte kamen und wohl selten überlegt waren. Das hat ihm damals auch kaum einer übel genommen. Zu dieser Zeit musste man noch nicht jeden Spruch, jedes Wort auf die Goldwaage legen.
Das Gute an der Sendung, zumindest in der damaligen Zeit war, dass fast jeder in der Schule oder Arbeit die Sendung gesehen hat. Bei einer Auswahl von drei Programmen war die Wahrscheinlichkeit ja auch recht groß.
Als dann Wolfgang Lippert die Sendung von 1992 bis 1993 übernahm, hatte ich so gut wie gar keinen Spaß mehr an der Sendung. So ging es vielen und Thommy übernahm dann glücklicherweise wieder.
Mein Vater und ich haben uns immer sehr auf die Neue Ausgabe gefreut. Meine Mum hat zwar jede Folge mit geschaut, aber so ein riesen Fan war sie nicht wirklich.
Schon damals gab es natürlich Menschen, die weder den Moderatoren noch die Sendung mochten. Konnte ich nie verstehen, schließlich war ja von allem etwas dabei. Aber das ist natürlich Geschmacksache.
- Letzten Samstag war es dann tatsächlich soweit. Nach dem Ende unter Markus Lanz 2014 sollte es doch tatsächlich eine Neuauflage geben. Eine einmalige Jubiläumssendung. Ich konnte es kaum glauben.
Natürlich haben meine Frau und ich meine Mum zum Abendessen eingeladen und wir haben so gemeinsam geschaut. Statt Beefhack gab es übrigens leckeren Stremellachs und gesundes Gemüse bei einer Flasche Rotwein dazu.
Thomas Gottschalk ist natürlich auch, wie wir alle, älter geworden. Und ist das nicht normal? Klar, andere lassen nachhelfen und sehen dann meist noch älter oder eingefroren aus. Hat er gar nicht nötig. Seine Qualitäten als Showmaster hat er meiner Meinung nach in keinster Weise verloren. Seine Begrüßung vor heimischen Publikum hätte nicht besser ausfallen können. Sogar Standing Ovation und „Oh wie ist das Schön“ Gesänge halten durch die Halle. Und er hat das auch sichtlich genossen. Und womit? Mit Recht!
Auf einen großen Teil seiner spontanen Sprüche musste er in der heutigen Zeit sicherlich verzichten. Aber der Eine oder Andere kam dann doch. Wie schrecklich, auf was man heutzutage alles achten muss. Solange sie nicht unter der Gürtellinie sind oder jemanden persönlich angreifen ist doch ein lustiger Spruch mal nicht verkehrt. Ist sowieso alles sehr verkniffen geworden.
Natürlich gab es, wie immer, neben viel Lob auch Kritik. Alles oldschool, passt nicht mehr in die heutige Zeit, soll hoffentlich wirklich die letzte Show gewesen sein, Gottschalk lispelt, ist überheblich und so weiter und sofort.
Da frage ich mich aber, möchte man lieber nur noch ganz junge Menschen sehen. Wie die Zwillinge Lisa und Lena. Instagram „Stars“ mit 16,5 Millionen Followern. Für dieses hochprofessionelle Video zum Beispiel haben sie 1.5 Millionen Aufrufe bekommen: Hier klicken, um das Video zu sehen! Die Beiden haben sich während der Sendung hinter der Bühne für die Sendung um die Social Media Plattformen gekümmert.
Ok, wenn man mit so etwas Geld verdienen kann, bitte schön. Muss ich aber nicht verstehen, also auch zu alt dafür.
In Deutschland sind etwa 28 Millionen Menschen zwischen 40 und 64 und über 18 Millionen über 65 Jahre alt. Das sind nicht gerade wenige. Wenn nur die Hälfte dieser Menschen sich gerne in Ihre gute alte Zeit versetzen lassen möchte, warum muss man das rechtfertigen?
Mir jedenfalls ist einer wie Thomas Gottschalk viele lieber, als 1000 Lisa und Lenas. Und mit der Meinung bin ich nicht ganz alleine, wetten, dass?