Eigentlich habe ich bereits einen anderen Blogbeitrag für heute geschrieben. Aber die traurigen Umstände haben mich dazu veranlasst, meine Gedanken heute mit Euch zu teilen.

Es ist schon eine ganze Weile her, als ich alleine im Auto saß, irgendwie gestresst von der Arbeit und auch so nicht wirklich besonders gut gelaunt, warum weiß ich gar nicht mehr genau, und an einer Ampel halten musste. Ich starrte ins Leere, als ich aus dem Augenwinkel neben mir ein anderes Fahrzeug bemerkte. 

Ich schaute zur Seite und sah direkt neben mir einen Polizeiwagen halten. Zwei uniformierte, junge Männer saßen darin. Nun bin ich wahrscheinlich noch anders aufgewachsen und erzogen worden als viele andere. Instinktiv wurde ich wieder wach, schaute, ob ich auch gut angeschnallt war und kein Handy in meiner Hand hielt bzw. es auch nicht in greifbarer Nähe hatte. 

Als ich noch klein war, war ein Polizist fast so etwas wie, was soll ich sagen, Gott ist natürlich übertrieben, aber wie ein strenger Vater und Lehrer zugleich. Einer, der etwas zu sagen hat. Einer, zu dem man aufschaut, vor dem man Respekt hat. Einer, wie James Bond, der im Alltag immer wieder gegen Blofeld antreten muss. Der eigentlich auch einen Umhang wie Superman verdient hätte. Der mutig täglich die Welt rettete. Einer, mit dem man sich nicht anlegen sollte, schließlich konnte er damals schon Karate und war meistens bewaffnet. Einer, den man zu jeder Zeit, 365 Tage im Jahr, bei Wind und Wetter, am Tage und bei Nacht, immer um Hilfe rufen kann. Und was ich damals schon nicht verstanden hatte, der auch immer kam, egal, in welcher Situation man sich befinden würde. 

Zu meiner Kindheit gab es, zumindest soweit ich mich erinnern kann, keine weiblichen Polizisten. Das hat sich natürlich schon lange geändert und auch Frauen sind ja in der Lage, andere und sich selber zu beschützen oder zu verteidigen. 

Als ich also so darüber nachdachte, schaute ich zu den Beiden herüber. Da unsere Autos dicht aneinander standen, konnte ich sie aus der Nähe beobachten. Sie unterhielten sich angeregt und lachten dann. Irgendwie ein schöner Anblick, eine angenehme und friedliche Momentaufnahme. Dann schaute einer zu mir rüber. Ich erschrak etwas, da ich so in das Auto starrte. Er lächelt und wir beide nickten uns freundlich zu. 

Es war ein schöner Moment. Dann fuhren wir beide in unterschiedliche Richtungen weiter. Unterschiedlicher konnten unsere eingeschlagenen Richtungen kaum sein, dachte ich darüber nach. Was treibt einen dazu, Polizist zu werden?

Natürlich stand das als Kind auch auf meiner Wunschliste. Aber nur in meinem Kopf. Erstens war ich damals (wie heute wohl auch) gar nicht so sportlich, wie ich hätte sein müssen und zweitens wurde ich nicht gerade als Held geboren. In der Nacht war ich schon immer froh, wenn meine Lieben und auch ich geschützt in der warmen und verschlossenen Wohnung waren. Aber was treibt einen wirklich an, zur Polizei zu gehen?

Sicher waren es damals und heute andere Gründe. Damals hatte man Anerkennung, wurde von nahezu allen geachtet und respektiert, vielleicht auch eine Spur bewundert, so mit der Waffe am Halfter. Aber was hat sich in den letzten Jahren eigentlich so dermaßen geändert? Wie kann es sein, dass sich das „Feindbild“ bei vielen Menschen derartig verändert hat?

Schaut man in den Medien, wie viele, meist junge Menschen, sich rein gar nichts mehr von der Polizei sagen lassen, kann man das oftmals gar nicht glauben. Prügeln auf Polizisten ein, bespucken und bepöbeln sie. Alleine im Jahr 2019 gab es knapp 39.000 Fälle von Gewalt gegen Polizisten. Wer sind diese Menschen? Knapp 80 % sind männlich und etwa die Hälfte zwischen 25 und 35 Jahren alt. Aber auch immer mehr Jugendliche oder fast Kinder kann man häufiger beobachten, dass es Ihnen komplett an Respekt fehlt. Von 2019 auf 2020 gab es etwa 20 % mehr Körperverletzungen gegen Polizisten. Schockierende Zahlen. 

Als wir einmal in den USA in einer Einkaufsmeile waren, kamen uns ein paar Jugendliche entgegen, die zuvor mit einem Ladenbesitzer anscheinend eine kleine Auseinandersetzung hatten. Kurze Zeit später waren zwei uniformierte Cops wie aus dem Nichts da und stellten diese Jugendlichen. Wir hörten nur den Satz „ON YOUR BUTTS“, zu Deutsch, auf eure Hintern. Es dauerte keine drei Sekunden und schon saßen diese Jungs brav auf ihren vier Buchstaben. Das stelle ich mir hier bei uns vor. Die würden die Polizisten eher auslachen.

Die Polizei, Dein Freund und Helfer, hieß es immer. Wann hat sich das geändert? Ich weiß es nicht. Menschen, die ich in Not rufen kann, die mir nichts schuldig sind, die in den schlimmsten Situationen und Alpträumen, mir zur Hilfe kommen würden, verdienen meinen Respekt, meine Anerkennung und Dankbarkeit. 

Da, wo andere Menschen weglaufen, da laufen sie hin. Das ist anerkennenswert. An der Bezahlung, wie man weiß, ist die ja nicht gerade angemessen, kann es nicht liegen. Aber eigentlich gibt es keine angemessene Bezahlung für Menschen, die ihr Leben für mich riskieren würden. 

Der 31.1.2022 ist ein Tag, der einen fassungslos und unendlich traurig machen muss. Zwei junge Menschen werden von einer auf die andere Sekunde aus dem Leben gerissen. Haben sich von ihren Lieben vielleicht noch vor Dienstantritt verabschiedet und ahnten nicht, dass es ein Abschied für immer sein würde. Sie hatten ihr Leben noch vor sich, hinterlassen Menschen, für die es nie wieder so sein wird, wie es noch am Tag zuvor war.

Welcher Grund sich am Ende auch immer herausstellen wird, es kann dafür absolut keine Erklärung geben. Man kann die Täter nur aus dem innersten des Herzens verachten und hoffen, dass sie für immer hinter Gitter kommen. Das macht allerdings weder die beiden Polizisten lebendig, noch wird es jemals den Schmerz der Hinterbliebenen nehmen können.

Es macht mich unbeschreiblich traurig.