18.000 Kilometer ohne zu tanken

Noch bevor die Preise für Benzin teilweise auf über zwei Euro pro Liter anstiegen, war mal wieder die Zeit gekommen, sich mit einem neuen Wagen zu beschäftigen. Dabei muss ich aber betonen, die Zeit darüber nachzudenken, war für mich gekommen.

Wenn ein Auto acht Jahre alt ist, muss es ja noch lange nicht am Ende seiner Tage sein. Ein Auto kann ja wesentlich länger Freude bereiten, bei richtiger Pflege und je nach Fahrleistung. Trotzdem ist der technische Fortschritt auch bei Fahrzeugen enorm, es gibt viele schöne neue Errungenschaften, die den Spaß beim Autofahren, die Sicherheit und den Komfort betreffen.

Unser Nissan Qashqai, den wir uns als ersten Neuwagen gönnten, war noch fast wie neu. Aber teilweise benötigte er bis zu zehn Liter auf hundert Kilometern, was auch vor dem drastischen Preisanstieg nicht gerade wenig und billig war. Allerdings hielt sich die Fahrleistung auch bei uns in Grenzen. Trotzdem, wenn ich meiner Regierung, also meiner Frau, ein neues Auto schönreden wollte, dann mit dem hohen Benzinverbrauch.

Ich machte mich also schlau und entschied mich für einen Hybrid-Wagen. Damit kann man in der Stadt elektrisch fahren und bei größeren Strecken eben mit Benzin. Eine Wallbox in der Garage wäre kein Problem, passt also alles. Vollelektrisch kam für mich nicht infrage, da ich, sorry Klimakleber, nicht ausschließlich mit 130 Kilometern pro Stunde über die Autobahn juckeln und alle 200 Kilometer aufladen wollte. Das ganze Thema und auch den Kauf des Neuen habe ich bereits in meinem Blogbeitrag „Familienzuwachs“ beschrieben. Heute möchte ich einmal ein erstes Resümee ziehen, wie man 18.000 km fahren kann, ohne zu tanken!

Vor gut einem Jahr habe ich also tatsächlich das letzte Mal an einer Tankstelle unseren Nissan betankt. Es war schon ein sonderbares Gefühl, wahrscheinlich, außer im Urlaub eventuell, kein Benzin mehr zu riechen und ein Auto damit zu füllen. Aber es war auch irgendwie ein schönes Gefühl.

Mit einer Reichweite, unter besten Bedingungen, von 610 Kilometern ist das Fahren in der Stadt komplett unproblematisch. Mit einer eigenen Wallbox dann natürlich genial. Das Fahren bei längeren Strecken aber völlig anders, als noch mit dem Benziner. 

Bei unserer Urlaubsreise, die wir gerade schon wieder hinter uns haben, lagen insgesamt etwa 3.200 Kilometer vor uns. Neben Deutschland stand auch Südtirol, Verona und Venedig auf dem Plan. Ist eine solche Strecke komfortabel und stressfrei zu bewältigen? Urlaub, die schönste Zeit des Jahres, da möchte man ja nicht viel Zeit für die Planung und für das Aufladen seines Autos aufwenden.

Wir haben die Strecke absolut komfortabel geplant. Pro Tag etwa 400 bis 600 Kilometer zurücklegen, dann in einem schönen Hotel entspannen, eine kleine Wandertour und etwas Sightseeing standen auf dem Programm. Eines vorweg: Einfach losfahren und wenn die Tanknadel langsam auf Reserve kommt an die nächste freie Tankstelle fahren, auftanken und fünf Minuten später weiterfahren, die Zeiten sind mit einem E-Fahrzeug natürlich vorbei.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man macht es tatsächlich so ähnlich, wie zuvor mit dem Benziner und achtet nicht aufs Geld, oder man plant, zumindest unterwegs, die Ladestopps und spart dabei richtig.

Bei modernen Autos wie unserem kann man natürlich auf seinem Navi die Strecke Kiel – München eingeben und auf dem riesigen Bildschirm wird exakt angezeigt, wo und wann man wie lange aufladen muss. Man braucht sich um nichts zu kümmern, fährt einfach blind los und lädt wie vorgeschlagen auf. Je nach Fahrstil gibt es unterwegs immer wieder neue Anpassungen. Wenn also eine Reichweite von 600 Kilometern angezeigt wird, kann sich das, besonders auf Autobahnen, locker um die Hälfte reduzieren. Fahre ich ständig 180 Kilometer pro Stunde, sogar mehr als halbieren. Ich hatte mich immer gefragt, warum die Tesla Fahrer meistens so über die Autobahn schleichen. Jetzt weiß ich es, weil sie schlau sind. Natürlich komme ich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 130 bis maximal 150 auch ans Ziel und spare damit massiv Kilowatt. 

Unser Verbrauch liegt zwischen 16 KW und auch mal locker über 30 KW. Aber ein Elektrofahrzeug ist, als würde man Autoscooter auf dem Jahrmarkt fahren. Macht irre Spaß und ab und an mal das Gaspedal durchdrücken, geht ja ab wie ein Zäpfchen, muss einfach sein. Also zumindest, wenn ich fahre.

Wenn man aber nun, wie wir, ergonomisch fahren und Kosten sparen wollen, dann benutzen wir nur bestimmte Ladesäulen. Bei Ford hat man z.B. ein Jahr einen vergünstigten Preis bei einem der größten Anbieter, Ionity. 

Ionity gibt es an fast jeder Autobahn, es ist immer ein Ladepark in Reichweite und das europaweit. Unterschiedliche Anzahl an Ladesäulen natürlich, viele in unmittelbarer Nähe von Autobahnraststätten, also Toiletten, essen und einkaufen ist meistens möglich. Unterwegs lädt man generell seinen Akku nur bis 80 Prozent auf, da alles, was darüber geht, viel langsamer lädt. Natürlich lassen wir unser Fahrzeug, falls wir noch unterwegs sind, über die 80 Prozent hinaus laden. Ansonsten gehts ab diesem Ladestand weiter. Dauer, je nach abgefahrener Kapazität, 25 bis 40 Minuten. Wie schnell geladen wird, ist auch recht unterschiedlich. Bei uns maximal zwischen 130 und 160 Kilowatt. 

Bei den Benzinpreisen hat man ja auf Autobahnen und bei der Tankstelle zu Hause um die Ecke oft recht unterschiedliche Preise. Wesentlich extremer ist das bei E-Autos. Bei Ionity zahlen wir um die 33 Cent mit einem Jahresabo (kostet 159,- Euro). An anderen Ladesäulen zahlt man 78 Cent und mehr. Ist man also viel außerhalb der eigenen Stadt unterwegs, lohnt sich ein Jahresabo allemal. 

Ich habe einmal durchgerechnet, was wir etwa für unsere wunderschöne Reise für die etwa 3.200 Kilometer bezahlt haben. Es waren ca. 180,- Euro. Das Jahresabo muss man natürlich anteilig dazu rechnen. 

Mit unserem Benziner hätten wir locker das Dreifache bezahlt. Und mit einem Beifahrer, der oder die zwischendurch immer mal schauen kann, wo am besten das nächste Mal aufgeladen werden soll, ist es natürlich komfortabler und man kann eine Menge Geld sparen.  

Fazit: Es ist einfach anderes Fahren als mit einem Benziner. Man sollte immer rechtzeitig nachladen, denn es wäre ein Alptraum, wenn man unterwegs ohne Akkukapazität liegen bleiben würde. Und man sollte seine Fahrweise anpassen und der Anzeige nur bedingt trauen. 

Wir sind nach wie vor begeistert vom Fahren mit unserem E-Auto und haben den Umstieg keine Minute bereut.