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Viel unterwegs

Ich habe es in meinen Blogbeiträgen schon mehrfach zugegeben, auch mein Kaufverhalten hat sich drastisch geändert.

Wenn ich an meine Jugend denke, gab es kaum etwas Schöneres, als einen Bummel durch die ansässigen Geschäfte zu machen. Ob nun Weihnachten oder der Geburtstag vor der Tür stand, sich etwas vor Ort anzuschauen, es in die Hand zu nehmen, auszuprobieren und dann auf die Wunschliste zu schreiben, ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Ab und an zehre ich heute noch von diesem Gefühl. 

Als Kind waren es natürlich meistens Spielsachen und die Kaufhäuser waren voll damit. Man konnte tatsächlich alles aus der Nähe begutachten, mit der neuesten Carrera Autobahn spielen, was für eine schöne Zeit. Wenn dann doch einmal etwas vergriffen war, bestellte der Kaufhausmitarbeiter das Gewünschte und einige Tage später war es dann da. Die Betonung liegt auf einige Tage.

Als Jugendlicher traten die Spielsachen bei vielen etwas in den Hintergrund. Bei mir allerdings nicht, ich bin immer noch ein Fan davon, auch wenn sich diese natürlich als Erwachsener stark verändert haben. Aber allgemein lag der Fokus irgendwann mehr auf Klamotten. 

Eine neue Jeans, ein schicker Pullover, für die Mädels eine neue Handtasche oder auch damals schon Schuhe.

Das Interesse ist natürlich auch heutzutage noch da. Konsumieren gehört zu uns Menschen wie atmen. Wobei atmen noch, wer weiß wie lange, kostenlos ist. Aber wozu arbeitet man, wenn nicht auch ein Teil unseres Geldes Freude bereiten darf? 

Urlaub ist wichtig, aber auch die vielen kleinen Dinge des Lebens möchte man sich ab und zu mal gönnen. 

Wann warst Du das letzte Mal in Deinem Kaufhaus, falls Du überhaupt noch eines in Deiner Nähe hast, oder Geschäft um die Ecke, um Dir etwas Schönes zu kaufen. Mag sein, dass Du das noch ab und an machst. Wann hast Du aber das letzte Mal etwas online bestellt? Gehörst Du schon zu den Menschen, die mehr über das Internet als vor Ort kaufen?

Du willst im Geschäft eine neue Hose anprobieren, neue Schuhe? Warum nicht bequem nach Hause bestellen. Du musst nicht auf eine freie Ankleidekabine warten, musst nicht Deine dicke Jacke und alles andere ausziehen, das geht auch ganz bequem zu Hause. Bestelle einfach verschiedene Ausführungen, verschiedene Größen und schick das, was Du nicht magst, einfach kostenlos zurück. Ist doch viel bequemer. 

Oder stelle Dir vor, Du kaufst Dir im Laden um die Ecke zum Beispiel ein neues Radio. Zu Hause packst Du es aus und der Klang gefällt Dir doch nicht so gut. In den Karton bekommst Du es kaum wieder, wie zuvor, eingepackt. Du gehst in den Laden und möchtest Dein Geld wieder bekommen. Doch der Verkäufer bietet Dir maximal, aus Kulanz, einen Gutschein an. Schließlich ist mit dem Radio ja alles in Ordnung und der Karton sieht auch nicht mehr gut aus. 

Das Recht, alles wieder zurückzuschicken, hast Du nur, wenn Du es online bestellst. Ansonsten ist das die Gutmütigkeit des Verkäufers, der Dir Deine Ware zurücknimmt und das Geld erstattet.

Also doch lieber online bestellen. Du bist ja auch nicht alleine damit. 

2021 wurden in Deutschland laut Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) 4,51 Milliarden Sendungen transportiert. Laut BIEK betrug der Umsatz etwa 26,9 Milliarden Euro.

Während der Corona-Pandemie stieg natürlich der Versandhandel. Man konnte oder wollte ja teilweise nirgends vor Ort einkaufen. Dieser Trend ist nun leicht zurückgegangen. Ukraine Krieg, weniger Geld, vieles nicht lieferbar, kann man nachvollziehen. 

Doch langfristig rechnet der Branchenverband BIEK mit enormem Wachstum. Für 2026 werden 5,7 Milliarden Sendungen prognostiziert. Unfassbar, oder?

Meine Frau und ich sind gerne viel unterwegs. Als wir am 30.10.23 über die Autobahn fuhren und es schon lange dunkel war, mussten wir unseren Wagen aufladen. Es standen so viele LKWs an den Raststätten, wie wir noch nie zuvor gesehen hatten. Man sah viele Fahrer in ihren Kabinen, teilweise im Unterhemd, teilweise in eine Decke eingekuschelt. 

Am nächsten Tag war im Norden Reformationstag. Und seit über 50 Jahren existiert bei uns ein Fahrverbot an Sonn- und Feiertagen für LKWs über 7,5 Tonnen. Also musste Zwangs-pausiert werden. Das Problem aber war, dass wenn die Fahrer am nächsten Tag weiterfahren, sie im Süden erneut nicht fahren durften. Denn in einigen Bundesländern war dann Allerheiligen, der nächste Feiertag.

Wir beobachteten das Treiben während des Aufladens. Nach einem Toilettenbesuch bin ich immer wieder froh, im Auto zu sitzen. Die Zeit des Aufladens versuchen wir uns dann etwas auszuruhen, was im Auto nicht immer wirklich bequem ist.

Wenn ich allerdings zu den LKW-Fahrern geschaut habe, es waren nur Männer, konnte ich mir kaum vorstellen, wie es sein muss, jeden Tag alleine über fremde Straßen zu fahren, alleine zu essen, alleine zu schlafen. Alles auf ein Minimum reduziert. Keine Hobbys, kein vernünftiges Bett, nur öffentliche Toiletten, kein Leben außerhalb des Wagens. Ständig unterwegs, immer im Stress und alles bei sicherlich geringer Bezahlung. 

Wenn wir heute etwas im Internet bestellen und das Paket nicht nächsten Tag wie versprochen bei mir ankommt. Wenn es abends um 21 Uhr an unserer Tür klingelt, es draußen schüttet, und der Zusteller uns kein Lächeln schenkt und schnell wieder losrennt, dann sollten wir alle mal an diejenigen denken, die unseretwegen nachts an der Raststätte in ihrem LKW liegen und versuchen zu schlafen. 

Während wir nur weniger Meter aus unserem warmen, bequemen, kuscheligen Bett kriechen müssen, um auf die eigene Toilette gehen zu können, müssen diese Menschen lange Wege gehen, vielleicht in der Hoffnung, nachts nicht beklaut oder überfallen zu werden.

Wenn also das nächste Mal unser Paket einen Tag länger unterwegs ist, sei nicht verärgert, lass es nicht an dem Zusteller aus. Die Schuhe passen Dir auch noch 24 Stunden später.

Apropos viel unterwegs. Wer gerne in den sozialen Medien unterwegs ist, dem empfehle ich den Reiseblog mit dem Namen „Vielunterwegs“. Mit über 28.000 Followern, einer Menge toller Beiträge und jeder Menge Reisetipps auf jeden Fall einen Besuch wert.

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