Vorruhestand

Gefühlt bereits ewig her, liegt die Zeit vor Corona.

Vor Corona waren unsere Reiseaktivitäten völlig anders als nach Corona. Nachdem im Jahr 2000 das erste Mal die USA und Florida auf unserer Liste standen, waren es die Jahre darauf eine Menge anderer Bundesstaaten der USA. Dazu kamen drei Besuche auf Kuba und einer in Japan. 

Es waren also immer Fernziele. Das darf man ja heute gar nicht mehr erzählen, wird man doch gleich auf seinen ökologischen Fußabdruck angesprochen. 

Durch Corona haben wir uns aber auch öfter in Deutschland herumgetrieben. Eigentlich hatte ich mir immer vorgenommen, dass anzugehen, wenn in ferner Zukunft mal die Rentenzeit eingeläutet wird. Irgendwann mag man dann sicherlich nicht mehr so weit fliegen, da kann man endlich noch ausgiebiger die eigene Heimat erkunden. Nicht, dass wir von Deutschland vorher nichts gesehen haben, so ist es nun auch nicht. Aber das beschränkte sich meistens auf ein verlängertes Wochenende.

Früher habe ich mich immer über einen Kollegen lustig gemacht, der Anfang des neuen Jahres einen Zettel mit in die Firma gebracht hat, auf dem seine Frau sämtliche Brückentage aufgeschrieben hatte, die er dann, wenn es passte, als Urlaubsanspruch eingetragen hatte. 

Brückentage sind aber tatsächlich eine schöne Sache und auch wir sind nun auf den Geschmack gekommen. So wollten wir die Zeit um den Feiertag, den 31. Oktober, nutzen, um ein paar Tage mal wieder herauszukommen. 

Wir entschieden uns, nicht lachen, für Bad Salzuflen. 

Dem Namen nach kenne ich den Ort schon sehr lange. Wenn früher jemand eine Kur beantragt hatte, dann war es oft der Kurort Bad Salzuflen. Es war also eigentlich eher etwas für ältere Menschen, die sich dort erholten. Nun waren wir allerdings, gelockt durch ein Angebot von Secret Escapes, tatsächlich bereits im letzten Jahr dort und was sollen wir sagen, es hat uns gut gefallen. 

Wir hatten wieder das gleiche Angebot und dasselbe Hotel.

Die Tage verliefen ganz entspannt ab. Morgens einigermaßen früh aufgestanden und vor dem Frühstück 45-60 Minuten schwimmen gewesen. Das Frühstück in dem Hotel kann man bei schönem Wetter auf der Dachterrasse mit Blick über die Stadt einnehmen. Aber auch bei unangenehmen Temperaturen hat man eine gute Sicht in den Räumlichkeiten durch die großen Scheiben und kann das wirklich gute Frühstück genießen.

Wenn man möchte, kann man danach direkt in den Kurpark an Bewegungskursen teilnehmen. Ob Qi Gong, Atemübungen, Gymnastik oder das Kneipp-Becken und den Fußpfad genießen. Es ist nicht nur für ältere Menschen. 

Gut, das mit den Bewegungskursen haben wir nun nicht gemacht, aber ab 10 Uhr gibt es im Kurhaus den kostenlosen Ausschank von Heilwasser aus einem Trinkbrunnen. Das Glas soll man in aller Ruhe genießen und sich dafür 10 Minuten Zeit nehmen. Also haben wir das auch in einem der Strandkörbe im Kurpark zelebriert und die Sonnenstrahlen genossen. Ein zweites Glas gibt es dann bereits ab 15 Uhr, welches wir ebenfalls nach einer Wanderung erneut genossen. Unsere Wanderungen waren zwischen 7 und 17 Kilometern, da schmeckte das Heilwasser natürlich besonders gut.

Einen Tag gab es einen Tanznachmittag, einen Tag ein Kurkonzert. Bei dem Kurkonzert genossen wir abermals unser tägliches Glas Heilwasser und ich schaute mich um, während wir der schönen Musik von unter anderem Johann Strauss lauschten und stellte fest, wir waren die einzigen ohne grauen Haare. Ich musste schmunzeln und hatte zum ersten Mal das Gefühl, ich würde irgendwie zu den anderen gehören. Wir waren beide vollkommen entspannt, hatten keinen Zeitdruck, konnten einfach genießen. 

„Frei atmen wie an der See“, ist einer der Werbeslogans der Stadt. Denn drei wirklich imposante Gradierwerke wirken wie ein Freiluft-Inhalatorium. Dicht herausstellen und tief einatmen. Denn der feine Nebel, der durch die über Schwarzdornwände rieselnden Sole entsteht, ist gesund. Außerdem ist es ein imposanter Anblick. 

Entspannt liefen wir durch den Park und beobachteten das Geschehen. Hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass wir uns auf einer der vielen Bänke gesetzt und die Tauben gefüttert hätten. 

Früher hätte ich noch über andere, die in unserem Alter nach Bad Salzuflen gefahren sind, gelästert. Aber alles hat seine Zeit. 

Als wir auf der Bank saßen und den drei Musikern unser Gehör und unsere Aufmerksamkeit schenkten, kam mir der Gedanke, wie es eines Tages tatsächlich sein könnte. Nach einem langen (hoffentlich nicht zu langen) Arbeitsleben den Ruhestand zu genießen. Ich verdrängte die Gedanken, ob dann das Geld noch dafür da sein wird und was die Gesundheit für einen dann bereithält. 

Während die Musik wie Balsam für die Seele war, freute ich mich bei der Vorstellung, eines Tages die Zeit wirklich genießen zu können, nahm die Hand meiner Frau, schloss meine Augen und  genoss den wertvollen Augenblick.

Wenn Du statt nach Bad Salzuflen zu fahren lieber mehr Action möchtest, wie wäre dann ein Besuch hier?

Reise mit mehr Action!

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