Weihnachten 2022

Verwundert schaut man auf den Kalender und möchte sich am liebsten die Augen reiben. Aber ja, das angezeigte Datum stimmt. Heiligabend steht tatsächlich schon wieder vor der Tür, unfassbar! Gefühlt hat man erst vor wenigen Monaten den Tannenbaum entsorgt, aber nein, das ist schon wieder fast 12 Monate her.

Die Zeit, sie rennt, und wir kommen kaum hinterher. Und nein, ich behaupte ab jetzt generell, es liegt nicht am Alter, dass sich die Erde gefühlt immer schneller dreht. Früher haben das immer schon ältere Menschen behauptet. Aber heute sprechen selbst ganz Junge von diesen Gefühlen. 

Natürlich ist Weihnachten nicht plötzlich da. Man weiß es jedes Jahr natürlich rechtzeitig, kommt dann aber jedes Jahr zu der Erkenntnis, dass man kaum genug Zeit hat, noch alle Geschenke zu besorgen. Oft wird dann gekauft, was man in die Finger bekommt. Es kommt regelmäßig, so hört man zumindest, zu Panikkäufen. 

Diese Zeit liegt zum Glück hinter mir. Nun habe ich keine sehr große Familie, die beschenkt werden kann. Das ist natürlich auf der einen Seite kostensparend. Auf der anderen Seite bekomme ich dann auch nicht so viel geschenkt. Aber das ist völlig in Ordnung.

Meine Geschenke sind, wenn es um die Lieblingsmenschen der Familie geht, auch nicht zum Anfassen. Wie schon einmal hier berichtet, verschenken meine Frau und ich an diesen Personenkreis „Zeit“. Die lässt sich natürlich nur in Form eines Gutscheines verpacken, mit ein wenig süßem Beiwerk drumherum. Mit „Zeit“ verschenken meine ich Zeit miteinander zu verbringen. Egal, ob im Theater, im Kino, bei einem leckeren Essen oder bei einem Kurzurlaub irgendwo da, wo es schön ist. Mal ein oder zwei Tage mit diesen uns wichtigen Menschen verbringen zu können, ist ja auch ein Geschenk an uns selber. 

Als Kind gab es natürlich nichts Wichtigeres im Jahr, als sich an Weihnachten auf seine Geschenke zu freuen. Und das waren, wenn man Glück hatte, meistens Spielsachen und wenn man Pech hatte, etwas zum Anziehen. Klar, einen Pullover geschenkt zu bekommen war auch toll, aber das musste ja nicht Weihnachten sein. Die besten Weihnachtsgeschenke für mich waren schon damals irgendwelche technischen Dinge. Ein Funkgerät, eine Autobahn oder ein ferngesteuertes Auto. Was man sich als Kind eben so wünscht.

Natürlich hat sich das im Laufe der Jahre sehr verändert. Heutzutage stehen Wünsche wie eine Alexa, ein neues Smartphone oder auch ein Tablet auf dem Wunschzettel. Kinder sind da sehr anspruchsvoll geworden und die Eltern wollen am liebsten diese Wünsche auch erfüllen.

Leider ist Weihnachten nicht für alle Menschen ein Fest der Freude. Um so erstaunlicher ist es, dass in einem so reichen Land wie Deutschland, jedes fünfte Kind in einer Familie aufwächst, die armutsgefährdet oder von Armut betroffen ist. 

Aber was genau bedeutet bei uns das Wort „Armut“ überhaupt? Die Rede ist hierzulande von relativer Armut. Es gibt bei uns zum Glück keine Kinderarbeit oder Kinder, die generell auf der Straße leben müssen. In relativer Armut lebend sind Familien, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung haben oder auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Laut Statistischen Bundesamt gilt man bei uns als Einzelperson als armutsgefährdet, wenn einem weniger als 15.009 Euro netto im Jahr zur Verfügung stehen. 31.520 Euro, wenn es eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren ist. 

Etwa 13 Millionen Menschen in Deutschland waren 2021 armutsgefährdet. Wirklich als arm wird man bezeichnet, wenn einem 781,- Euro oder weniger im Monat zur Verfügung stehen. Durch die Pandemie und die Verteuerung ist in diesem Jahr die Zahl sicherlich noch gestiegen.

Doch nicht nur Kinder und Familien sind von Armut betroffen. 2021 waren über 17 Prozent der Rentner und Rentnerinnen von relativer Einkommensarmut betroffen. Das sind alles erschreckende Zahlen, finde ich.

Allerdings sind diese auch noch steigerungsfähig. Die weltweite Quote der Menschen, die unter extremer Armut leben müssen, lag 2020 schon bei 9,5 Prozent. Also ist fast jeder Zehnte betroffen. Von extremer Armut spricht man, wenn einem, das mag man gar nicht glauben, weniger als 1,90 US-Dollar am Tag zur Verfügung stehen.   

Eine Alexa, ein neues Smartphone und ein Tablet stehen oft auf den Wunschlisten der Kinder. Der privilegierten Kinder, muss man wohl eher sagen.  

Ja, auch Zeit zu verschenken, kostet Geld. Aber wenn ich mir das nicht leisten könnte, würde ich trotzdem Zeit verschenken. Zeit kann man auch mit einem Spaziergang, einem Spiele-Abend oder einfach nur mit einem geselligen Zusammensein verbringen. Zeit ist das Wertvollste, was wir überhaupt verschenken können. Zeit können wir uns mit keinem Geld der Welt kaufen. Darum ist sie auch so besonders wertvoll.

Weihnachten ist ja auch nicht nur für Geschenke da. Vielmehr ist es die Zeit, um seine Gedanken einmal einzufangen und zur Ruhe zu kommen. Zu genießen und wenn man das große Glück hat, Menschen um sich herum zu haben, mit denen man diese Zeit verbringen kann, dankbar zu sein. 

In diesem Sinne wünsche ich allen Leserinnen und Lesern ein besinnliches Weihnachtsfest.

Erlebnisreicher.de