Einreise verweigert
Die schönste Zeit des Jahres ist doch auf jeden Fall die Urlaubszeit, oder?
Ich würde mal behaupten, dass jeder dieser Aussage zustimmt. Zumindest habe ich noch niemanden kennengelernt, für den die schönste Zeit des Jahres ist, wenn er arbeiten darf. Wie auch immer. Noch schöner ist es natürlich, wenn man das Privileg hat, im Urlaub auch noch wegfahren zu können. Ob mit dem Auto ans Meer oder in die Berge oder mit dem Flugzeug in ferne Länder. Einfach mal raus, einen Tapetenwechsel machen, einfach zu schön.
Man sagt ja, die Vorfreude ist die schönste Freude. Da ist sicherlich etwas dran. Denn sobald der Urlaub erst einmal begonnen hat, um so schneller scheint die Zeit zu vergehen und ehe man sich versieht, ist es schon wieder vorbei und man sitzt wieder am Schreibtisch oder wo auch immer und ist wieder am arbeiten.
Wir haben uns angewöhnt, oder besser ausgedrückt, wir versuchen, uns immer wieder anzugewöhnen, nicht alles auf den letzten Drücker vor einem Urlaub zu machen. Koffer vom Boden holen, packen, vielleicht noch das eine oder andere einkaufen für die Reise, die Papiere oder eher gesagt die digitalen Reiseunterlagen bereitzuhalten und dann kann es auch schon fast losgehen.
Es ist schon eine Weile her, aber diese Reise werden wir, besonders ich, nie vergessen. Die USA mit einer Rundreise durch die Bundesstaaten New York, Philadelphia, Washington D.C., Vermont und North Carolina standen auf dem Plan.
Doch von wegen gut vorbereitet. Denn wenige Tage vor dem Abflug stellte ich fest, ESTA war noch gültig, dass mein Reisepass nur noch ca. vier Wochen gültig war (ESTA ist ein elektronisches System zur Beantragung einer Einreisegenehmigung. Ohne gültige ESTA ist eine Einreise nicht möglich).
Meine Panikattacke äußerte sich dann von Schwindel bis Übelkeit. Hilflosigkeit machte sich in mir breit. Das musste ich natürlich meiner Frau „beichten“. Brainstorming gemacht, Panik beiseite geschoben, „Notfallplan“ erstellt.
Morgen Passbilder anfertigen lassen, dann zum Rathaus und einen Expresspass für den Schnapper von 114,- Euro beantragen, Dauer etwa 3 Tage, easy going. Problem war nur, es gab keine freien Termine im Rathaus. Also nach einer Alternative gegoogelt.
Gefunden wurde dann auf der Seite des Auswärtigen Amts: Für den Aufenthalt in den USA wird ein Reisepass benötigt, der mindestens die gesamte Dauer des Aufenthaltes gültig ist. Pulsschlag ging runter, denn das war ja gegeben. Also Plan A verworfen und ab in den Flieger, ein mulmiges Gefühl reiste aber mit.
Dieses Mal flogen wir mit Swiss Air, diese Fluglinie ist in der Allianz mit Lufthansa auch sehr zu empfehlen. In Zürich zwischengelandet. Die Dame am Schalter schaute meinen Pass mit gekräuselter Stirn an. „Der ist aber keine drei Monate mehr, wie vorgeschrieben, gültig“, sagte sie mit ruhiger Stimme. Mein Herz rutschte in die Hose. „Ja, aber auf der Seite des Auswärtigen Amtes steht, er muss nur die Gültigkeit des Aufenthaltes haben und das hat er ja“, antwortete ich (fast) überzeugend.
Wenn Sie das meinen, bekam ich zur Antwort. Mit zittrigen Beinen stieg ich in den nächsten Flieger.
Nach etwa sieben Stunden landete wir in New York, JFK-Airport.
In den meisten Bundesstaaten der USA kann man mittlerweile entweder an einem Automaten oder an einem Schalter bei einem Beamten oder einer Beamtin einreisen. Die Mitarbeiter, alle bewaffnet, versprühen eher keine Zuversicht.
Wir also auch bei den Automaten angestellt, mit zittriger Hand meinen Pass auf die Scheibe gedrückt, erschien ein Hinweis: Ihr Personalausweis erfüllt nicht die Einreisebestimmungen der Vereinigten Staaten von Amerika! Kurz vor der Ohnmacht sah ich mich in Gedanken schon als Tom Hanks im Film Terminal die nächsten drei Wochen am Flughafen hilflos hin- und herlaufen, auf dem Boden schlafend, zurückgelassen. Keine Catherine Zeta-Jones weit und breit. Nach drei Wochen sehe ich dann meine Frau wieder, mit mindestens zehn Koffern vor sich herschiebend, „da bist Du ja endlich wieder, ich habe Dich vermisst. Schau mal, ich habe auch für Dich geshoppt“, sagend.
Wir schauen uns beide panisch an, „versuche es noch einmal“, sagt meine Frau. Gleiches Ergebnis. Aber was machen wir jetzt, einen Schalter hierfür gibt es gar nicht. Also einen Mitarbeiter gefragt, der dann nur auf den „normalen Schalter“ deutete, wo wir bereits vor einer Stunde hätten stehen können.
Ich meinen Screenshot mit dem Hinweis vom Auswärtigen Amt im Handy gesucht, ja, ich weiß, kein Handy bei der Immigration, aber das war ja ein Notfall. Wir beide überlegten, wie wir das erklären könnten und entschieden uns dafür, erst einmal gar nichts zu sagen.
„Zu dem Mitarbeiter will ich nicht, lieber zu dem, der schaut freundlicher“, flüstere ich mit leiser Stimme. NEXT, ruft dann der freundliche, bestimmend schauende, dunkelhäutige mit der Knarre am Halfter. Er stellt die üblichen Fragen und wurde dann selber von einer Kollegin etwas gefragt, während er meinen Personalausweis einscannte.
Mir wurde heiss und kalt zugleich, sollte ich vielleicht doch gleich auf Catherine treffen? Nein, ich möchte bei meinem Schatz bleiben und nicht alleine wieder zurückfliegen. Klack, Klack, Klack, das schönste Geräusch des Tages, machten seine Stempel und durch waren wir.
Also, Quintessenz der Geschichte, rechtzeitig die Gültigkeit Deines Personalausweises und ESTA vor einer Reise in die USA prüfen!
Damit lässt sich der Start in den Urlaub dann viel besser genießen.