Ein Bedürfnis
Ich habe auf meinen Seiten blog.erlebnisreicher.de und erlebnisreicher.de bereits mehrfach darüber berichtet, dass meine Frau und ich gerne, immer, wenn es die Zeit erlaubt, unterwegs sind. Sei es in fremden Ländern oder fremden Städten oder natürlich auch in der Heimat. Ob bei einem Spaziergang oder beim Wandern, wir mögen es sehr, neue Eindrücke zu sammeln.
Aber egal, wo wir uns in der Weltgeschichte auch herumtreiben, ein Eindruck oder eher gesagt, ein Problem, ist und bleibt anscheinend immer dasselbe.
Nun handelt es sich in meinem heutigen Blockbeitrag um ein Thema, das jeden Menschen auf dieser Welt mehr oder weniger gleich betrifft (nur die Häufigkeit ist unterschiedlich). Egal, ob reich oder arm, männlich oder weiblich und alle, die dazwischen liegen.
Da man über dieses Thema aber einfach nicht spricht, will ich es heute aber trotzdem wagen und werde mich aber auch kürzer fassen, als sonst.
Fangen wir einmal so an:
Wir waren zum Beispiel mal wieder in den USA unterwegs und haben einen unserer Roadtrips von South Carolina nach Florida gemacht. Ich kann mich noch an eine dieser vielen Situationen auf Key West erinnern. Key West ist der südlichste Punkt der USA und wenn Du mehr über diese einzigartige Insel erfahren möchtest, dann schau doch einmal auf meine Beschreibung (wenn Du hier klickst, kommst Du direkt auf die Seite).
Ich weiche ab.
Eines der besonderen Highlights auf Key West sind die wirklich atemberaubenden Sonnenuntergänge. Diese sind einfach wunderschön und werden jeden Abend von vielen Besuchern und Einheimischen gefeiert und zelebriert. Wir hatten uns mit Beccas Cousinen in Florida getroffen und wollten Ihnen eine Weile diesen schönen Bundesstaat zeigen. Am späten Nachmittag bummelten wir also über die Duval Street, eine ausgeflippte Einkaufsstraße, bevor wir uns einen guten Platz am Sunset Pier für den Sonnenuntergang suchen wollten.
Wie in fast jeder Stadt der Welt gibt es auch hier zahlreiche Angebote für das leibliche Wohl. Da wir beschlossen hatten, nach dem Schauspiel im Hard Rock Café zu essen, sollte ein Eis zunächst reichen. Da ich unter einer recht heftigen Laktose- und Fructoseintoleranz leide, verzichte ich eigentlich auf Süßes, wenn unser Hotel nicht in der Nähe ist. Für alle, die von diesen Lebensmittel-Unverträglichkeiten noch nichts gehört haben, ich (also mein Bauch und meine Verdauung genauer gesagt) reagiere auf Milchprodukte, Früchte und Fruchtzucker allergisch.
An diesem Abend, die Stimmung bei uns vier war sehr heiter, schmiss ich meine guten Vorsetze (mal wieder) über Bord. Meistens dauert es nicht lange, bis ich das bereue. So auch an diesem Abend. Mein Magen zog sich zusammen, meine Bauchschmerzen wurden immer heftiger, langsam bildete sich Schweiß auf meiner Stirn. In diesem Zustand war an ein Genießen des Sonnenunterganges nicht zu denken.
Ausweg, ein Besuch auf einer Toilette. Nun muss ich zugeben, dass ich ein Mensch bin, den man wahrscheinlich „Heimschei…“, Ihr wisst, was ich meine, nennt. Und jeder, der bereits einmal in den USA war, kommt an den Punkt, an dem er oder sie eine Toilette aufsuchen muss. Sei es zum Beispiel in einem Restaurant, einem Einkaufszentrum oder bei einem Stadionbesuch.
Man kennt es oft aus dem Fernsehen. Die Toilettentüren reichen meisten in der Höhe nur bis zu den Knien. Du kannst also mehr oder weniger beobachtet werden. Jetzt stelle Dir dazu noch eine Toilette vor, die das letzte Mal eine Reinigungskraft vor einer Fußballweltmeisterschaft gesehen hat und diese Veranstaltung ist bereits seit zwei Tagen zu Ende. Seitdem war sie täglich in Benutzung. Vielleicht übertreibe ich ein wenig, aber nicht viel. Was gibt es also Unangenehmeres, als Deine Geschäfte an diesen Ort zu verlegen?
Hinzu kommt noch, dass Du einen dieser Orte auch erst einmal finden musst. Einzelheiten erspare ich Euch. Nur soviel sei gesagt, ich wurde fündig, auch wenn es mal wieder ein einschneidendes Erlebnis war.
Egal, wo Du unterwegs bist, eine Toilette scheint niemand zu benötigen. Einfach in ein Restaurant gehen, um dort seinem Bedürfnis nachzukommen, geht weder in den USA noch bei uns. Eine der wenigen Möglichkeiten ist also, man geht trotzdem hinein und trinkt etwas, damit man auch das Recht hat, das stille Örtchen zu besuchen. Klar, kannst Du auch einfach fragen, ob Du auf die Toilette darfst. Aber das ist einfach unangenehm.
Aber es gibt doch das Notdurft-Gesetz, oder etwa nicht? Was kann ich dafür, dass es in keiner Stadt ausreichend öffentliche Toiletten gibt. Und wenn es diese gibt, sind sie entweder verschlossen oder man möchte dort, nach kurzer Begutachtung, auf keinen Fall seine Hose herunterlassen.
Also muss mich der Restaurant- oder vielleicht auch der Ladenbesitzer oder gar die Privatperson aufs stille Örtchen lassen? Nein! Es besteht weder in Deutschland noch in der EU das Notdurft-Gesetz, auch wenn das in unseren Köpfen spuckt.
Doch zum Glück gibt es Artikel drei der Europäischen Menschenrechtskonvention und den zweiten Artikel des Grundgesetzes. Bei beiden wird nämlich das Recht auf menschliche Behandlung und körperliche Unversehrtheit hingewiesen und ist somit Gesetz. Trotzdem muss Dich niemand auf seinen Pott lassen, denn es handelt sich zwar für Dich um einen Notfall, aber nicht um unterlassene Hilfeleistung nach dem Strafgesetzbuch, wie es das Rechtsportal der Ergo Versicherung schreibt. Du bist also auf die Güte desjenigen angewiesen, den Du in Deiner Situation fragst.
In den USA, wie gesagt, wenn auch nicht wirklich angenehm, gibt es zumindest an jeder Tankstelle und in jedem größeren Supermarkt die Möglichkeit, ein Klo aufzusuchen.
Bei uns hingegen hatte ich schon sehr oft das Problem, man soll ja viel trinken, dass die Blase drückt und ich statt eines gemütlichen Spazierganges leider wieder einmal vorzeitig den Heimweg antreten musste. Früher hing in einigen Geschäften ein Aufkleber „Nette Toilette“. Gute Idee, man darf diese kostenlos nutzen und auf dem Weg dorthin gefällt einem vielleicht etwas vom angebotenem Sortiment und man schlägt zu.
Bei meiner Recherche für diesen Beitrag habe ich gerade sogar festgestellt, dass es eine App dafür gibt. Allerdings ist diese im App-Store meines iPhones nicht mehr zu finden. Allerdings bin ich auf eine andere App gestoßen, Toilet Finder, die ich demnächst einmal ausprobieren werde. Zumindest werden ein paar in unserer Nähe angezeigt. Aber oft ist es wie bei Kirchen auch, sie sind verschlossen.
Um so mehr erfreut war ich, als mich bei unserem letzten Spaziergang eine ziemlich neue Toilette auf einer unserer schönsten Promenaden direkt am Wasser anlachte. Doch die Vorfreude war mal wieder zu früh. Die Nutzung kostet natürlich Geld. Und selbstverständlich hat man die passenden Münzen nicht immer bei sich, denn bezahlen mit dem Handy ist im Jahr 2023 nicht möglich.
Traurig, der Staat hat das Bedürfnis, immer mehr Steuern von mir zu fordern. Wenn ich aber mal ein Bedürfnis habe, das nicht aufgeschoben werden kann, stehe ich mal wieder vor verschlossenen Türen.
Als ob man diese paar Euros so nötig hat.
PS
Ich habe gerade die App Toilet Finder auf Rügen ausprobiert. Hat wirklich klasse geklappt. Konnte sie schon zweimal nutzen. Also einfach mal runterladen und selber ausprobieren.
Das Wetter wird schöner, der Frühling steht vor der Tür. Wie wäre es mit einer ganz kleinen Wanderung? Hier ein Tipp für Einsteiger und zum warm werden: