Elphi

Als 1875 der alte Kaiserspeicher A durch Johannes Dalmann erbaut wurde, seinen Namen erhielt dieser zu Ehren von Kaiser Wilhelm I, konnte niemand ahnen, dass dieser einem Krieg zum Opfer fallen würde. Und als er dann nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen wurde und 1963 an dieser Stelle der zweite Kaiserspeicher A entstand, hätte ich damals sicherlich kaum geglaubt, dass ich eines Tages auf seinem Sockel mit einem Glas Rotwein stehen und aus einem Fenster auf Hamburg schauen würde. Wäre auch nicht möglich gewesen, da ich zu dieser Zeit natürlich noch lange nicht gelebt habe.

Die Rede ist selbstverständlich von einem sehr umstrittenen Projekt mit dem Namen Elbphilharmonie. 2007 begann der Bau des „Kulturdenkmals für alle“, wie man es damals nannte. Es sollte das neue Wahrzeichen der Stadt Hamburg werden. 

Der Erhalt des Kaiserspeichers machte das Vorhaben sicherlich nicht einfacher. Denn auf diesen Sockel, mehr als eine Hülle ist davon ja nicht übrig, sollte ein Aufbau mit einer modernen Glasfassade gesetzt werden. Das gesamte Bild soll an Wellen, Eisberge, Segel und Quarzkristall erinnern.

Als ich damals die Kosten von 77 Millionen Euro erfuhr, fiel mir einmal mehr die Kinnlade herunter. Trotzdem war ich sehr gespannt, wie das Werk denn aussehen würde, wenn es 2010 fertiggestellt gewesen wäre. Wie bei den meisten Projekten dieser Art, hat sich natürlich auch dieses nicht nur verzögert, sondern auch geringfügig verteuert. 

Heute darüber nachgedacht erinnert es mich auch an Segel, Wellen und Meer. Es gab da doch mal ein Schiff namens Gorch Fock. Das sollte 2015 eine Generalüberholung erhalten. Geschätzte Kosten, etwa 10 Millionen Euro. Eine Menge Geld für die Instandsetzung eines Schiffes. Am Ende hat es dann etwa 135 Millionen Euro gekostet. Tatsächlich geringfügig verkalkuliert, kann ja passieren. 

Dafür wurde selbstverständlich die damalige Verteidigungsministerin, Ursula von der Leyen, die für die Gorch Fock letztendlich verantwortlich war, zur Verantwortung gezogen. Ihr Gehalt hat sich danach nämlich stark verändert. Als Verteidigungsministerin erhielt sie ein monatliches Einkommen von 16.243 Euro brutto, zuzüglich einer jährlichen, steuerfreien Pauschale von 3.681,- Euro. Als „Strafe“ verließt sie nämlich den Posten und wurde stattdessen EU-Kommissionspräsidentin. Ihr neues Gehalt betrug dann monatlich 25.500 brutto Euro zuzüglich Aufwandsentschädigung von etwa 1.400 Euro, zusammen also ein Bruttojahresgehalt von etwa 322.800 Euro. 

Zurück zur Elphi. Diese wurde also nicht 2010 fertig gestellt, sondern erst 2016. Statt der geplanten 77 Millionen Euro waren es am Ende etwa 789 Millionen. Passiert halt. Die Verantwortlichen sind ja auch nur Menschen. 

Ob ich wohl Ärger bekommen würde, wenn ich einem Kunden ein Angebot in Höhe von 1.000 Euro unterbreiten würde, mich aber bei meinem Einkaufspreis vertan habe und dieser sich auf 1.100 Euro beläuft, ich also 100,- Euro Minus mache? Egal.

Im Januar 2017 wurde das Meisterwerk tatsächlich eingeweiht. Es gibt einen großen Konzertsaal mit 2.100 Plätzen, einen kleinen Kammermusiksaal, mit 550 Plätzen. Und es gibt ein Hotel mit 244 Betten und 45 Eigentumswohnungen. Wenn man nicht gleich einziehen möchte, kann man also auch eine Übernachtung in der Elbphilharmonie im Hotel Westin buchen. Die Preise für eine Übernachtung liegen zwischen 220,- Euro und 3000,- Euro. 

Wer eine Wohnung kaufen möchte, muss aber etwas mehr Geld in die Hand nehmen. Die letzte Wohnung wurde für 38.588 Euro, natürlich je Quadratmeter, verkauft. Diese hat eine Größe von etwa 287 Quadratmetern, also gute 11 Millionen Euro.

Natürlich waren wir bereits mehrere Male in der Elphi, um alles zu bestaunen. Alleine die geschwungene Rolltreppe hinaufzufahren, ist ein Erlebnis. Oben angekommen, einmal außen herumgehen und die Aussicht genießen, spektakulär. 

Noch spektakulärer stellte ich mir einen Besuch bei einem Konzert, auf jeden Fall im großen Saal, vor. Die Akustik soll ja einzigartig sein, wurde immer wieder berichtet. Nach der Eröffnung war an Karten natürlich gar nicht heranzukommen. Ich hatte es mehrfach versucht, aber dann irgendwann aufgegeben. 

Dieses Jahr wollte ich es erneut versuchen. Ein gutes Geschenk zum Hochzeitstag. Bei all den Summen, die ich gerade genannt habe, Beträge, die wir normalsterblichen gar nicht fassen können, kommt jetzt die gute Nachricht. Die Preise für die Konzerte sind dazu geradezu „billig“. Für ein Konzert im großen Saal 35,- Euro zu bezahlen, finde ich wirklich mehr als günstig. 

Als ich das Programm durchblätterte, sprang mir ein Konzert gleich in die Augen. Berlin Academy of American Music. Großes Orchester, amerikanische Musik, das würde doch zu uns passen. Plötzlich sah es so aus, als wären (wieder einmal) alle Karten ausverkauft. Bei näherer Betrachtung war es allerdings nicht so. Es gab allerdings nur noch einige Restkarten. Wo man nun am besten sitzt, Parkett sitzen mag ich nicht, war allerdings eine gute Frage. Anhand des Planes buchte ich zwei Plätze ziemlich weit oben. Sah nach einer guten Sicht auf die Bühne aus.

Natürlich nutzt man ein Konzert an einem Samstag mit einem ausgiebigen Bummel durch Hamburg. Das Wetter spielte mit, die Sonne schien, und auch einen Parkplatz in der Nähe zu bekommen, war kein Problem. Drei Stunden Mindestparkdauer heißt für E-Fahrer drei Stunden kostenlos parken. Herrlich.

Mein Blick ging immer öfter zur Uhr, bis es dann endlich so weit war. 20:00 Uhr Konzertbeginn heißt 19:30 Uhr kann man bereits mit seinen Tickets in die Elphi. Dresscode, wie man möchte. Viele hatten sich etwas schick gemacht, wir natürlich auch. Gehört doch auch irgendwie dazu.

Endlich war es soweit, der Große Konzertsaal wurde betreten. Ich war sehr beeindruckt von dem Ambiente. Viel Glas, viel wunderschönes Holz, alles duftet irgendwie noch etwas neu, wir haben uns sofort wohlgefühlt. Dann ging es weiter nach oben und weiter nach oben und weiter nach oben. Ich hätte nie gedacht, dass es so hoch geht. Im Konzertsaal angekommen, hat man eine wirklich beeindruckende Sicht auf alle Plätze und die Bühne. Man kann, eigentlich egal wo man sitzt, in jeden Winkel schauen und hat überall eine tolle Sicht.

Das Konzert fing pünktlich an und ich hatte komplett das richtige Händchen bei der Auswahl der Karten. Es war ein fantastisches Konzert mit ganz tollen Musikern. Amerikanisch, mit jazziger Ballettmusik von Leonard Bernstein, Igor Strawinski und Hanni Lang am Klavier, es war für jeden etwas dabei. Ein wirklich rundum gelungenes Konzert, ein toller Abend, ein wunderschöner Tag. Das Publikum war so begeistert, dass es am Ende das Orchester gar nicht gehen lassen wollte und es so zu einer Zugabe kam. 

Besonders gefreut habe ich mich auch, als ich, wieder zu Hause angekommen, die Musik noch einmal wirken ließ und etwas über das Ensemble in den sozialen Medien recherchierte, dass der Dirigent, Garrett Keast, sofort auf einen von mir erstellten Beitrag reagiert hat. Fand ich sehr nett. Jetzt sind wir auch „befreundet“. 

Die Akustik ist wirklich einzigartig. Allerdings hört man jedes Husten tatsächlich auf jedem Platz. Absolute Ruhe ist daher tatsächlich angesagt. Das gilt beim nächsten Mal auch für die Dame, die eine Reihe vor uns, genüsslich ihr Bonbonpapier ausgewickelt hat. 

Wenn Ihr die Gelegenheit habt, zum einen im großen Konzertsaal einer Darbietung zu lauschen und zum anderen, das Berlin Academy of American Music live zu bewundern, unbedingt machen! 

Auch, wenn die Kosten für die Elbphilharmonie astronomisch waren, es ist fantastisch, dass wir so etwas Schönes in der Nähe haben. Musik verbindet, Musik ist gut für die Seele, Musik gibt einem das sichere Gefühl, zu leben. Was wäre die Welt ohne Musik?

 

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