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Butterkekse

Ein Mann ein Wort – eine Frau ein Wörterbuch. 

Es gibt unzählige Sprüche darüber, dass Frauen grundsätzlich mehr reden als Männer. Ist das wirklich so und bedeutet das zudem auch, dass Frauen im Alltag besser Bescheid wissen? 

Also ob Frauen grundsätzlich mehr reden als Männer, das kann ich wirklich nicht beurteilen. Ich denke auch nicht, dass man(n) das so pauschal sagen kann. Jeder Mensch ist anders. Natürlich kenne ich viele Männer, die in kurzen, knappen Worten Ansagen machen oder auch Fragen beantworten. Das gilt aber umgekehrt genau so. Aber tatsächlich führen Frauen, zumindest habe ich die Erfahrung gemacht, vieles sehr viel umfangreicher aus. 

Männer kommen oft gleich auf den Punkt. Man hat oft das Gefühl, Mann will schnell wieder seine Ruhe haben und nicht lange herumdiskutieren. Wie gesagt, das ist mein Empfinden und da schließe ich mich auch mit ein.

Aber wissen Frauen auch oft etwas besser als Männer? 

Ein Beispiel: Es liegt ein Ereignis an, das mir irgendwie leichte Sorgen macht. Ich grüble einmal wieder darüber, wie es sich wohl entwickeln und ob es positiv verlaufen wird. Ich sehe eher einen negativen Ausgang und spiele die Szene bereits vor dem Ereignis mehrfach durch.

Meine Frau sagt mir dann aber, ich solle mir keine Gedanken machen, das wäre völlig überflüssig. Es bringt nichts, mir graue Haare wachsen zu lassen, es wird schon gut ausgehen. 

Dann denke ich natürlich über ihre Worte nach, am Anfang nach dem Motto, Du hast leicht reden. Deine Einstellung hätte ich auch gerne und grüble weiter, ignoriere ihre Zerstreuung.

Ist der Termin dann überstanden, höre ich bereits, noch bevor ich ihr unter die Augen trete, ihre Worte, habe ich Dir doch gleich gesagt. Alles mal wieder umsonst. Völlig sinnlos trübe Gedanken gemacht.

Und auch wenn ich froh bin, dass sie einmal mehr recht gehabt hat, bin ich auch irgendwie genervt. Wäre es besser gewesen, sie hätte Unrecht behalten und meine schlimmen Vorahnungen wären eingetreten? Natürlich nicht. Oder vielleicht doch, um einfach mal recht zu bekommen.

Vor einiger Zeit telefonierte ich mit meiner Mutter und beendete das Gespräch, da ich eine Runde um den Block gehen wollte. „Mach Dir etwas um den Hals, es ist kalt geworden“, bekam ich vor dem Auflegen zu hören.

Ich schaute auf meine Uhr, prüfte die Temperatur, zog meine dicke Kuscheljacke an, zog den Reißverschluss bis oben zu, schaute meinen Schal an und stellte für mich fest, dass man diese Jacke fast bis über beide Ohren zuziehen kann, wozu da einen Schal um machen? Ich mag nicht gerne etwas am Hals tragen. 

Als ich gerade die ersten hundert Meter gegangen war, drückte ich den Kragen dichter an meinen Hals. Wieso zum Teufel zog es dort, obwohl die Jacke den Hals doch komplett verdeckte und wünschte mir meinen Schal herbei. Unfassbar, hätte ich doch bloß auf meine Mutter gehört, ärgerte ich mich und verkürzte meinen Spaziergang wegen meines frierenden Halses.

Als wir gerade im Urlaub waren, bekam ich kurz vor dem Rückflug massive Magen-Darm Probleme. Ich konnte das schöne Essen nicht mehr sehen, hatte weder Lust etwas zu trinken, geschweige denn zu essen. Natürlich habe ich im Laufe meines Lebens des Öfteren mal diese Art Probleme gehabt und auch hier hörte ich den Ratschlag meiner Mutter in Gedanken: „Iss zumindest ein Stück trockenes Brot, biete dem Magen etwas an“!

Und so kam es auch, dass ich mir tatsächlich eine kleine Scheibe Weizenbrot reinwürgte. Lecker war das nun auf keinen Fall, aber was soll ich sagen, mein Magen erholte sich etwas. Sicherlich hätte er das ohne Brot auch getan, aber wer weiß, ob es nicht länger gedauert hätte.

Um am nächsten Tag den Rückflug antreten zu können, benötigte ich noch etwas Verpflegung für die Zeit an Bord. Denn seit einiger Zeit muss man ja selbst für ein Glas Wasser teuer bezahlen. Da ich aber an „normale Nahrung“ nicht denken mochte, nahm ich mir vor, nur ganz leichte, für meinen Magen harmlose Produkte zu kaufen.

Meine Frau und ich gingen also in den nächsten Supermarkt und ich suchte in den Regalen nach dem Richtigen. Salzstangen sind in einer solchen Situation ja immer hilfreich und in einer Kombination mit Brezeln eine gute Idee. Und leicht gesalzene Kekse sind ebenfalls gut verträglich und natürlich eine Packung Butterkekse. Denn die guten, alten und bewährten Original Leibniz Butterkekse, nur echt mit 52 Zähnen, machen mich in den etwa viereinhalb Stunden nicht nur satt, sondern auch meinen Magen glücklich.

Mit meinen ausgesuchten Leckereien auf dem Arm ging ich zu meiner Frau, die für sich nichts gefunden hatte und wollte den Einkauf noch mit einer kleinen Tüte Chips oder ein paar bekömmlicher Bonbons abrunden. 

Sie schaute mich fragend an. Ich versuchte, ihrem Blick auszuweichen und an ihr vorbeizugehen. „Was ist das alles?“, fragte sie mich irritiert. „Na ja, knapp 5 Stunden Flug und da ich heute so gut wie nichts gegessen habe und morgen zum Frühstück auch so gut wie nichts essen werde, meine Verpflegung mehr oder weniger für den ganzen Tag. Ist doch nicht viel“, entgegnete ich ihr leicht genervt.

„Das isst Du doch im Leben nicht alles auf, reichen nicht die TUC Kräcker? Ist die riesige Stange Butterkekse nicht viel zu viel?“, fragte sie erneut. „Ich bezahle das auch von meinem Geld!“, bekam sie zur Antwort. 

Natürlich war es mir klar, dass es ihr nicht darum ging und natürlich zahlte ich mit unserer gemeinsamen Kreditkarte. 

Im Flugzeug angekommen musste ich meine Knie etwas einziehen, da meine Verpflegung einen großen Teil des Netzes meines Vordersitzes in Beschlag nahm. Herrlich dachte ich, gut, dass ich so gut ausgestattet bin. 

Als Erstes öffnete ich die Salzstangen/Brezel Kombination und aß einige Brezel, um dann die Packung TUC-Kekse zu öffnen. Ich spürte förmlich, wie das Salz meinen Magen beruhigte.

Dass viereinhalb Stunden, auch wenn sie äußerst anstrengend waren, dann so schnell vorbeigingen, hätte ich gar nicht gedacht. 

Das Ganze ist nun bereits eine Woche her. Sicherlich ist es Einbildung, dass aus eine Schublade im Wohnzimmer ganz leises Gelächter zu hören ist. Die halb volle Schachtel Brezel, die unangetasteten Salzstangen, die übrig gebliebenen TUC-Kekse und die originalverpackten Butterkekse haben damit sicherlich nichts zu tun. Oder ist es meine Frau, die mich beim Öffnen der Schublade immer anlächelt?

Auf jeden Fall haben wir jetzt vereinbart, dass wenn meine bessere Hälfte mal wieder meint, etwas besser zu wissen, einfach nun das Wort „Butterkekse“ ausspricht. Vielleicht gelingt es mir dann, doch öfter mal auf sie zu hören.