Was wäre das Leben ohne…

Die meisten von Euch haben doch bestimmt schon einmal einen Harry Potter Film gesehen, oder? Alleine der Band zum zweiten Teil wurde geschätzt 60 Millionen Mal verkauft. 

Jetzt stell Dir vor, wie Harry Potter auf seinem Besen durch die Lüfte fliegt und außer des Windgeräusches ist nichts zu hören. Was fehlt, ist die Musik! 

Es wird keine Musik am Anfang des Filmes gespielt, untermalt ihn auch nicht und beim Abspann schaut man nur auf die nicht enden wollenden Zeilen der Beteiligten, ohne einen Ton. Unvorstellbar? 

So war es oder beziehungsweise so wäre es vor ein paar Tagen theoretisch gewesen. Wir haben nämlich mal wieder einen alten Harry Potter Film auf großer Leinwand gesehen. Harry Potter und die Kammer des Schreckens aus dem Jahr 1998. Unglaublich, wie lange das schon wieder her ist und wie jung die Darsteller alle waren. Also Dumbledore unter anderem vielleicht nicht wirklich, aber viele andere. 

Einen Harry Potter Film auf großer Leinwand zu schauen ist nichts Besonderes, sagst Du Dir jetzt. Wenn die Musikspur aber von der übrigen Tonspur gelöst wurde, dann schon. Der Grund dafür war nicht, dass die Zuschauer die Musik nicht mögen, ganz im Gegenteil. Klassische Musik gehört zu einem guten Film. 

Stell Dir nur folgende Szene vor. Man sieht das Meer und plötzlich taucht die Flosse eines Haies auf, die sich auf einen Schwimmer zubewegt. Das ist gruselig. Aber ohne die beiden legendären Töne E und F würde man nur halb so erschrocken und gebannt mit dem Kissen vor den Augen auf die Leinwand starren. Oder eine andere Szene. Der Duschvorhang wird aufgerissen und man sieht plötzlich ein Messer, dass auf die junge Frau hinter dem Vorhang einsticht. Aber außer des Plätschern des Wassers und der Schreie des Opfers hört man nichts.

Ich könnte diesen Beitrag ausschließlich mit Filmszenen füllen, so viele Beispiele unfassbar guter und passender Musikszenen fallen mir ein. 

Wahrscheinlich gibt es keinen wirklich guten Film, ohne Musik. Fast immer handelt es sich um klassische Musik. Einer der ganz großen Filmkomponisten ist der 1932 geborene John Williams. Die unzähligen Stücke des mehrfachen Oscar- und Grammy-Gewinners zählen zu den erfolgreichsten Kompositionen unserer Zeit. Man hört seine Handschrift immer wieder deutlich heraus. 

Um nur eine Handvoll seiner spektakulären Werke zu nennen: Indianer Jones, Kevin – Allein zu Haus, Jurassic Park, Star Wars, E.T. – Der Außerirdische und eben Harry Potter. Was wären alle diese tollen Filme ohne die passende Musik?

Zurück zu unserem Kinoerlebnis. Das Besondere war also, dass die Filmmusik live in Concert an diesem Abend vom Schleswig-Holstein Festival Orchestra unter der Leitung von Timothy Henty performt wurde. 

Das Fantastische war, dass es nicht nur ein kleines Orchester war, dass vor der großen Leinwand kaum Beachtung fand. Nein, es war ein gigantisches Orchester mit unglaublichen 120 Musikern. Eng an eng saßen sie stilvoll auf der Bühne. Zu diesem Orchester gehören nur die Besten der Besten. Mit einem Höchstalter von 26 Jahren müssen sich die Musiker zunächst vorab in aller Welt qualifizieren. Dazu werden in 30 Städten in Nord- und Südamerika, Asien, Europa und im Nahen Osten Probespiele durchgeführt. Alle Musiker erhalten ein Stipendium und werden gefördert. Wirklich eine ganz tolle Sache, finde ich. Wenn Ihr Euch Bilder und weitere Information anschauen wollt, findet Ihr am Ende meines Beitrages einen Link. Es lohnt sich.

Als an diesem Abend die Lichter gedimmt wurden und die ersten Klänge ertönten, bekam ich eine Gänsehaut, wie wahrscheinlich viele andere Zuschauer ebenfalls. Was für ein Sound, unfassbar. Im Laufe des Filmes, wenn man eine Weile nur auf die Leinwand schaute, hatte man fast vergessen, dass die Musik gar nicht, wie üblich, „vom Band“ kam. Immer wieder faszinierte mich der Anblick und der Einklang des Orchesters. Es war sowohl ein Augen- als auch ein Ohrenschmaus. 

Der Film hat eine Länge von zwei Stunden und 41 Minuten. Zwischendurch gab es eine kleine Pause. Zwei Stunden und 41 Minuten mehr oder weniger auf die Sekunde zur passenden Filmszene sein Instrument benutzen. Zwei Stunden und 41 Minuten hochkonzentriert sein. Das schaffen wahrscheinlich wirklich nur die Besten der Besten. 

Der Lohn für diese außergewöhnliche Darbietung erhielt das Orchester erst ganz am Ende. Denn als der Abspann über die Leinwand lief, hatten nur ein paar ganz wenige Zuschauer, die leider nicht in der Lage waren, ihre Wertschätzung den Musikern zu zeigen, die Halle verlassen. Der Großteil blieb gebannt sitzen und genoss die letzten Minuten und verwöhnte seine Ohren, genoss den wohligen Klang und den harmonischen Anblick dieser Ausnahmetalente.

Erst als die letzte Note gespielt wurde und der letzte Ton verklang, gab es den verdienten, stürmischen Applaus. Der Ausdruck der Anerkennung und Standing Ovation. Und das für mehrere Minuten. 

Was wären Filme ohne Musik, was wäre das Leben ohne Musik? Was wäre die Welt ohne die Musiker, die sich die Zeit nehmen, uns an ihrem Leben, ihres Talentes, ihrer Darbietung teilhaben zu lassen?  

Infos über das Orchester findest Du hier!