Fuerteventura

Reif für die Insel

Vor ein paar Tagen war sie endlich wieder da, die Tag-und-Nacht-Gleiche. 

Dieser besondere Tag, der zweimal im Jahr stattfindet, wird auch Äquinoktium genannt. Es ist der Zeitpunkt im Jahr, an dem die Dauer von Tag und Nacht in etwa gleich ist. Das passiert sowohl im Frühling als auch im Herbst.

Zum Glück handelt es sich in diesem Fall um den Frühling, der bereits an manchen Tagen vorsichtig an die Tür geklopft hat. Aber bis April kann ja tatsächlich noch Schnee kommen. Und immer ab einem bestimmten Zeitpunkt, der bereits in vollem Gange ist, kann ich Schnee nicht mehr sehen. Und Kälte mag ich auch nicht mehr.

In den vergangenen Jahren haben wir daher immer um diese Zeit unsere Koffer gepackt und sind wie die Zugvögel gen Süden geflogen. Die Balearen sind um diese Zeit oft noch recht kühl, spricht alles für die Kanaren.

Daher haben wir uns in den letzten zwei Jahren viermal auf der schönen Insel Fuerteventura aufgewärmt.

Ich war bereits 1994 zum ersten Mal dort. Damals noch mit meinen Eltern. Das angenehme ist ja, dass man nur etwa viereinhalb Stunden fliegt. Allerdings muss ich sagen, dass wir alle drei damals beim Anflug mit dem Blick aus dem Fenster etwas irritiert waren. 

Als wir dann mit dem Bus zum Hotel gefahren wurden, verfinsterte sich unser Gesichtsausdruck minütlich. Denn die spanische Insel im Atlantik vor der Küste Nordafrikas ist auf den ersten Blick nur mit Bergen, Vulkanformationen und Dünen gespickt. Es ist kaum Vegetation zu sehen. Keine Bäume, keine Blumen, keine satten Felder oder Rasenflächen. Keine bunten, sommerlichen Farben, nur braun, grau und schwarz. Hier sollen wir 14 Tage wohnen, dachten wir damals.

Als ich dann 2022 zum zweiten Mal mit meiner Frau im Landeanflug war, hatte sich die Insel natürlich kaum verändert. Wie auch? Obwohl, je nachdem wie sehr es geregnet hat, ist schon einiges an Grün zu entdecken. Doch genau wie vor 28 Jahren dachte ich zunächst, was machst Du noch einmal hier?

Dieses Mal schauten wir beide uns etwas fragend an. Doch am Zielort angekommen, waren unsere Gesichtszüge bereits gelockert. Denn die Insel besitzt atemberaubende Strände, die ungemein weitläufig sind und zum Sonnenbaden, Schwimmen und Wassersport einladen. Daran vorbeizufahren hob unsere Stimmung. 

Schon nach kurzer Zeit beginnt man, die Insel zu lieben. Man kann unendliche Spaziergänge machen. Wobei ich dafür jeden raten würde, der wenig barfuß läuft (wie ich), zwischendurch auch mal Schuhe anzuziehen. Ich hatte nämlich nicht daran gedacht und so sind wir fast 20 km am Strand gelaufen. Alles war herrlich und hat großen Spaß gebracht. Allerdings taten mir dann am nächsten Tag meine Plantarfaszien, die verlaufen entlang des Fußgewölbes, dermaßen weh, dass ich kaum einen Schritt vor den anderen setzen konnte. Keine Ahnung, warum das so war. Wahrscheinlich durch das ungewohnte Barfußlaufen überstrapaziert. 

Am liebsten bin ich dann immer auf Zehenspitzen gelaufen und habe dazu noch ein Geräusch gemacht, wie eine Comic-Figur, die über den Boden rennt. Das sah zugegebenermaßen ziemlich bescheuert aus und meine Frau fand das gar nicht lustig. Nachdem mal nur der linke und dann wieder der rechte Fuß geschmerzt hatte, war es dann bei beiden glücklicherweise nach ein paar Tagen endlich weg.

Am besten ist es, wenn man Urlaub auf Fuerteventura macht und nicht ausschließlich in der Sonne liegen möchte, sich einen Leihwagen zu mieten. Das macht man besser bereits von zu Hause und mietet den für den gesamten Urlaub und holt ihn bereits am Flughafen ab.

Vorteil ist dann nämlich, dass man nur etwa eine Stunde vom Flughafen, je nachdem wo das Hotel natürlich liegt, benötigt. Unseres liegt ganz im Süden in Morro Jable. Mit dem Reisebus braucht man, dadurch das der ja unzählige Hotels anfährt, über zwei Stunden. Und ein kleiner Leihwagen ist hier recht günstig und man ist flexibel, selbst wenn man ihn nicht jeden Tag benutzt. 

Wenn man also mit dem Mietwagen über die Insel brettert, lernt man die bizarre Schönheit der Insel täglich mehr zu schätzen. Es hat einen ganz besonderen Reiz, die Berge im Einklang mit den Wolken beobachten zu können. Eigentlich ist es, auch wenn eben keine bunten Blumen und Bäume da sind, wunderschön. Alles eine Frage des Betrachtens. 

Es gibt hier eine Menge zu erkunden und am besten macht man sich vorher einen Plan, was man sich alles anschauen möchte. Auch wandern und klettern kann man hier perfekt. Ungewollt mussten wir letztes Jahr tatsächlich bei einer Wanderung extrem klettern. Sogar dem Anderen „Feuerleitergeben und auf allen Vieren Felswände überwinden, es war alles dabei. 

Das Schönste für uns beide war allerdings eine andere, eigentlich völlig unspektakuläre tägliche Aktion, die für die gesamte Dauer unseres Aufenthaltes zum Ritual wurde. Dazu gehörte es, wenn es mir an manchen Tagen auch nicht leicht fiel, den Wecker auf 7:00 Uhr zu stellen. Klar, im Urlaub möchte man eigentlich endlich mal ausschlafen, aber was ist, wenn man dann das Schönste am Tag verpasst. 

7:00 Uhr also aufgestanden, Katzenwäsche, angezogen, Rucksack geschnappt, der ausschließlich zwei Handtücher beherbergte und los ging es. Einmal über die Straße waren wir direkt am Strand. Dann das Highlight des Tages, Teil eins, genossen. Und das war täglich sogar kostenlos. Hand in Hand am Strand, die Füße im Wasser, gegen den Sonnenaufgang spazieren gegangen und die langsam aufgehende Sonne, die Wärme, das Rauschen des Meeres und den zunächst noch kühlen Sand unter den nackten Füßen genossen. Was für ein Start in den Tag.

Klar, meistens waren wir noch etwas müde, dass sollte sich aber kurze Zeit danach ändern. Es war einfach zu schön und eigentlich hätten wir den ganzen Tag weiterlaufen können, hätte da nicht Teil zwei gerufen und sich langsam etwas Appetit im Bauch bemerkbar gemacht. Nach einer Stunde etwa waren wir dann zurück an unserem Ausgangspunkt und da waren auch schon wieder einige von Ihnen. Menschen in weißen Bademänteln, die jeden Morgen hier waren und zusammen mit dem Sonnenaufgang den wunderschönen Atlantik genossen. 

Wir schlossen uns dann ebenfalls an. Einmal kurz umgedreht, denn irgendwie war das immer noch ungewohnt für mich, und geschaut, ob niemand in direkter Nähe war. Und dann schnell runter mit den Klamotten. Meine Frau war dann schon immer lachend und laufend auf dem Weg zum Wasser, aber ich holte sie jedes Mal ein. 

Wie Gott uns schuf rannten wir ins kühle Nass und erfreuten uns in dem frischen, aber trotzdem angenehmen Meer. Zwischen 5 und 10 Minuten plantschten wir wie die Delfine und freuten uns gemeinsam auf den neuen Tag. Es war einfach zu schön. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl. 

Im Urlaub ausschlafen ist sicherlich auch mal schön. Andererseits versäumt man vielleicht tatsächlich den schönsten Teil des Tages. 

Wenn Du also auch mal wieder Reif für die Insel bist, in knapp viereinhalb Stunden Entfernung wartet die Sonne auf Dich. Nicht lange überlegen, wenn es machbar ist, machen! 

Es lohnt sich garantiert. 

 

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