Die Zeit ist schnelllebiger geworden, als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Vermutlich sammelt man an einem Tag wesentlich mehr Informationen, als damals noch in der Woche.

Natürlich muss das Gehirn das auch erst einmal alles verarbeiten und aufsaugen können. Schließlich ist unsere Festplatte ja auch irgendwie begrenzt und der Arbeitsspeicher, unser Kurzzeitgedächtnis, ebenfalls. 

Man schnappt hier mal eine Information im Vorbeigehen auf, nimmt während des Essens eine andere Information im Radio auf, schaut dann zu seinem Newsletter auf sein Smartphone. Man wird den ganzen Tag vollgestopft mit irgendwelchen Informationen und muss ständig dabei sortieren, was interessant ist, was einen vielleicht selber betrifft, was wichtig ist und was gleich wieder in den Papierkorb kann.

Doch eine Nachricht zu löschen ist wahrscheinlich noch schwieriger, als sich eine zu merken. Wäre doch schön, wenn man Unerwünschtes einfach aus seinem Gehirn ausradieren könnte. Während bei einigen Menschen die gespeicherten Daten brutal nach und nach gelöscht werden, schaffen die meisten anderen es nicht, auch nur einen unerwünschten Satz zu entfernen. Das Leben ist hart und manchmal auch ungerecht.

Als ich noch heranwachsender Jugendlicher war, ich muss es leider zugeben, habe ich mir ab und an mal die Bild-Zeitung gekauft. Man ist dann mit seinen Augen von oben links nach rechts unten gewandert, hat sich kurz auf die Überschriften konzentriert und war, nachdem man die wenigen Seiten durchgeblättert hatte, mehr oder weniger „im Bilde“! Zumindest dachte man das. Hat einen irgendetwas interessiert, wurde der Bericht dazu auch noch gelesen. 

Selektive Wahrnehmung nennt man das wohl. Man reimt sich dann aus den Informationen etwas zusammen und denkt, man ist informiert. Natürlich ist das nicht der Fall. Aber damals dachte ich das und heute machen es ganz sicherlich auch noch eine Menge Menschen bedauerlicherweise genau so.

Natürlich sollte man nicht nur bestimmte Überschriften lesen, sondern möglichst auch die weiteren Informationen dazu und das im besten Fall aus verschiedenen Quellen. Fake-News, die es ganz sicherlich auch schon früher gab, aber nicht so hießen, sind heutzutage an der Tagesordnung. 

Man kann nicht mehr uneingeschränkt Informationen glauben. Und was neu dazu gekommen ist, man kann weder Bildern oder Videos noch irgendwelchen Stimmen trauen. Ob die Person auf dem Foto oder Video wirklich gerade die andere küsst, ob das, was die andere zu dem Küssenden gerade sagt, auch das muss nicht stimmen. 

Fast alles kann man in diesen Zeiten manipulieren. Selbst der in Not geratene Enkel, der bei seiner vermeintlichen Großmutter anruft, selbst der Polizist, der in seiner gebügelten Uniform an die Tür klopft. Selbst die Nachricht zu Deinem Bankkonto und die E-Mail mit den Sendeinformationen Deines Paketes kann man ohne weiteres nicht glauben. Aber auch das Video in den Nachrichten, das den Bombenanschlag und die vielen Verletzten zeigt, muss weder an dem angegebenen Ort noch zu dieser Zeit oder überhaupt passiert sein. 

Verrückte Welt.

Um auf die Überschriften zurückzukommen. Wenn Du einmal gefragt werden würdest, welche Überschriften Du gerade jetzt, am Anfang des neuen Jahres, gerne lesen möchtest, natürlich echte Überschriften, die fundiert und belegbar sind, welche würdest Du Dir wünschen?

Mir fallen dazu eine ganze Menge ein:

LETZTER KRIEG BEENDET! In Syrien wurde der letzte Friedensvertrag unterzeichnet. Damit gibt es keinen Krieg mehr auf der Welt!

FORSCHERTEAM AUS DER GANZEN WELT IST DER DURCHBRUCH GELUNGEN! Mithilfe eines einzigartigen Medikaments aus Pflanzen kann nun jede Krankheit geheilt werden.

RELIGIONEN VEREINEN SICH! Hinduismus, Buddhismus, Daoismus, Judentum, Christentum und der Islam haben sich versöhnt und wollen sich ab sofort respektieren und tolerieren. Alle anderen Religionen schließen sich an.

DAS ENDE DER HUNGERSNOT IST ENDLICH WAHR GEWORDEN! Durch verschiedene Projekte und die Umverteilung von Reichtum gibt es weltweit keine hungernden Menschen mehr. 

DIE NEUE REGIERUNG NIMMT IHRE ARBEIT AUF! Die Regierungsvertreter, ausnahmslos gelernte Spezialisten für das jeweilige Ressort, welche mit großer Mehrheit gewählt wurden, begeistert mit ihren Plänen und starten durch. 

LEBEN NACH DEM TOD BEWIESEN! Forscher sind sich sicher, der Tod ist nicht das Ende, vor dem wir Menschen Angst haben müssen. Im Gegenteil, wir werden unsere geliebten Partner, Freunde und Angehörigen danach wiedersehen.

Ich könnte wahrscheinlich noch stundenlang weiterschreiben und wenn man richtig darüber nachdenkt, sind das alles keine Überschriften, die unmöglich sind. 

Vielleicht erleben wir zumindest eine davon. Die Hoffnung stirbt zuletzt.